Unterwössen - Das Thema Mobilität im Rahmen des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) und darüberhinaus eines flexiblen Personenbedarfsverkehrs war einer der zentralen Punkte in der jüngsten Sitzung des Unterwössener Gemeinderats.
Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hatten dazu den Antrag gestellt, dass sich die Gemeinde an der Konzeptentwicklung für den Nahverkehrsverbund des Landkreises Traunstein beteiligt. Parallel hatte die Gemeinde bereits drei Handlungsansätze entwickelt, wie die Mobilität in der Zukunft aussehen könnte. Sie wurden in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates vorgestellt.
Grundsätzlich wies Geschäftsleiter Thomas Müllinger auf die Unterschiede zwischen der Stadt- und der Landbevölkerung hin. „Während bei den Städten durch ein funktionierendes ÖPNV-System das Auto immer unwichtiger wird, dürfte bei uns auf dem Land das Auto noch länger ein notwendiger und unverzichtbarer Bestandteil des Lebens bleiben.“
Daneben will man aber verschiedene Konzepte für einen flexiblen Bedarfsverkehr entwickeln. Zum Einen könnte man durch das neue Quartiersmanagement einen Fahrdienst hauptsächlich für Senioren einrichten. In dem Fall würde die Gemeinde Anschaffung, Unterhalt und Organisation, möglicherweise in Kooperation mit dem Wössner Regenbogen übernehmen. Abzuklären wären noch die Kosten für versicherungsrechtliche Fragen.
Zum Anderen wäre das Carsharingmodell ein Thema, dessen Möglichkeit und Machbarkeit vom Ökomodell für seine Mitgliedsgemeinden geprüft wird. Hierbei müsste die Gemeinde ein Leihauto und eine Infrastruktur mit einem Parkplatz und einer E-Ladesäule zur Verfügung stellen sowie den Unterhalt, die Organisation und die Abwicklung übernehmen. Während Bernd Katzbichler (Die Grünen) dem Carsharing sehr positiv gegenüberstand, weil „es für manche Bürger praktisch den Zweitwagen ersetzt“, wiesen andere Gemeinderäte daraufhin, dass es für dieses Konzept „nicht viel Nachfragen“ gibt.
Das dritte Konzept für eine Ergänzung des ungedeckten Personennahverkehrs ist das Rufbusmodell „Traudi“ in Anlehnung an das bereits bestehende und sehr erfolgreiche Rufbusmodell „Rosi“ im Landkreis Rosenheim. Dort bedient man „mit kundenfreundlichen Kosten“ mit fünf Fahrzeugen 632 Haltestellen in elf Gemeinden. „Rosi“ wurde so gut angenommen, dass jetzt zwei zusätzliche Busse angeschafft werden mussten“, erklärte Markus Entfellner (FDP). Und Katzbichler ergänzte: „Rosi ist quasi der Goldstandard der Mobilität im ländlichen Raum.“
Nach den Worten von Bürgermeister Ludwig Entfellner (CSU) handele es sich beim Rufbus um einen haltestellenbezogenen Bedarfsverkehr, nicht aber um ein von Haustür zu Haustür-Angebot, wie bei einem Taxi. So prüfe man derzeit Haltestellen im Abstand von 200 bis 500 Meter, die erforderliche Zahl von Fahrzeugen, zentrale Abstellplätze, Kosten und Förderungsmöglichkeiten sowie auch Bündelungsmöglichkeiten mit „Rosi“.
Zur Entscheidungsfindung betonte Gemeinderat Mathias Schweigl (CSU), dass für alle drei Konzepte eine Bedarfsermittlung sinnvoll wäre. Auch müsse man soziale Komponenten und den Klimaschutz berücksichtigen.
Einstimmig beschloss das Gremium schließlich, die vorgestellten Konzepte weiter zu verfolgen. Sobald entscheidungsreife Ergebnisse vorliegen, sollen sie dem Gemeinderat zur Beschlussfassung vorgelegt werden.
Den Antrag der Grünen sah das Plenum durch den Sachvortrag übereinstimmend als erledigt an. vd