Unterwössen - In Unterwössen wird der Bürgermeister ab Mai 2026 – bekanntlich will Bürgermeister Ludwig Entfellner (CSU) dann nicht mehr im Amt sein – hauptamtlich arbeiten. Der Gemeinderat sprach sich am Montag bei einer Gegenstimme dafür aus und änderte die maßgebliche Satzung zur Regelung von Fragen des örtlichen Gemeindeverfassungsrechts. In der heißt es nun mit Wirkung ab 1. Mai 2026: „Der Gemeinderat besteht aus dem berufsmäßigen Ersten Bürgermeister (§ 4) und 16 ehrenamtlichen Mitgliedern.“ „Der erste Bürgermeister ist Beamter auf Zeit.“
Hintergrund ist eine neue Vorgabe des Freistaats Bayern: Gemeinden mit mehr als 2.500 Einwohnern sollen ihre Bürgermeister künftig grundsätzlich als hauptamtliche Führungskräfte einsetzen. Damit kehrt die Gemeindeordnung den bisherigen Regelfall eines ehrenamtlichen Bürgermeisters für kleinere Gemeinden um. Nur wenn sich der Gemeinderat bis 90 Tage vor der Wahl in einer Satzung auf den Bürgermeister im Ehrenamt festlegt, kommt das.
Barthl Irlinger (OWG) äußerte Kritik und stimmte am Ende dagegen. Wenn unmittelbar jetzt mit dem Haushalt 2025 Verwaltung und Bürgermeister mahnen, die Personalkosten fest im Blick zu halten, schade die Hinwendung zum hauptamtlichen Bürgermeister sehr. 60.000 Euro - bezog er sich auf die Zahl der Sitzungsvorlage - koste der hauptamtliche im Vergleich zum ehrenamtlichen Bürgermeister mehr, unter anderem durch die Beiträge zur Beamtenversorgung. Unterwössner Bürgermeister brächten als Einheimische immer großen Enthusiasmus mit, so dass das im Ehrenamt funktioniere, findet Irlinger.
Anderer Meinung Philipp Weißenbacher (FWG Wössen e. V.), der betonte, dass man einem Bürgermeister, der diese Verantwortung trage, auch eine verlässliche soziale Absicherung bieten müsse. „Claudia Schweinöster (FDP/UWW) plädiert aus anderem Grund in die gleiche Richtung: „Um auch die jungen Menschen mit Familie für die Aufgabe zu gewinnen, die noch keinen gesicherten finanziellen Hintergrund haben, bin ich unbedingt für einen hauptamtlichen Bürgermeister.“ Walter Bauer (OWG) erinnerte daran, dass es diese Debatte bereits im Jahr 2020 gegeben habe. Schon damals habe sich der Gemeinderat klar dafür ausgesprochen, das Amt künftig hauptamtlich zu führen.
Erst nach Abschluss der Diskussion gab Bürgermeister Ludwig Entfellner Einblick in sein aktuelles Arbeitsfeld. Die Gemeinde funktioniere heute wie ein mittelständischer Betrieb, sagte er. „Wir bewegen im Jahr rund 12 Millionen Euro, das sind im Schnitt eine Million pro Monat.“ Die Gemeindeverwaltung umfasst rund 40 Mitarbeitende. Dazu kommen zahlreiche Einrichtungen wie Schule, Kindergarten, Familienzentrum, Wasserwerk, Bauhof oder Musikschule. Auch das Straßennetz, Kanal- und Wasserleitungen müssen instandgehalten werden. Entfellner vertritt die Gemeinde außerdem in mehreren Verbänden und Aufsichtsgremien, organisiert Bürgerversammlungen, leitet Gemeinderatssitzungen und ist Anlaufstelle für Bürgerinnen und Bürger. Entfellner sieht auch die hohe Verantwortung hinter all diesen Aufgaben.
Hinzu kommen Termine an Abenden und Wochenenden: Hochzeiten, Beerdigungen, Jubiläen, Vereinsfeste – die klassischen Repräsentationspflichten. „Dass dieser Posten ein Vollzeitjob ist, steht außer Frage“, so Entfellner.
Die Satzungsänderung tritt zum 1. Mai 2026 in Kraft. Bis dahin bleibt der Bürgermeisterposten in Unterwössen ehrenamtlich geführt.