Unterwössen - Der Gemeinderat beschloss am Montagabend einstimmig eine Änderung des öffentlich-rechtlichen Kooperationsvertrags für den Schulverbund Achental. Mit dem Vertrag regeln die Gemeinden Unterwössen, Grassau und Übersee seit 2010 ihre Zusammenarbeit im Bereich der Mittelschule. Ziel ist es, beide Schulstandorte Unterwössen und Grassau langfristig zu sichern, die Schülerzahlen auf die Schulanforderungen zuzuschneiden und das Bildungsangebot im ländlichen Raum zu erhalten. Die beschlossene Anpassung zielt auf Planungssicherheit– sowohl für die Schulen als auch für die Gemeinden als Sachaufwandsträger.
Hintergrund der Änderung ist die angespannte Entwicklung in den vergangenen Jahren. 2021 war der Fortbestand der Mittelschule Unterwössen ernsthaft gefährdet, weil die Schülerzahlen zu niedrig waren. Damals einigte man sich mit allen Beteiligten darauf, dass künftig die Schüler aus Marquartstein nach Unterwössen gehen – ein Schritt, der den Standort Unterwössen sicherte und die Investitionen in die dortige Offene Ganztagsschule wirtschaftlich machte. Inzwischen steigen die Schülerzahlen in Unterwössen wieder, Schulumbau und vorübergehende Turnhallenschließungen brachten nun in Grassau besondere Herausforderungen. Um den Situationen besser gerecht werden zu können, erarbeiteten Gemeinden und Schulen im Schulverbund eine neue, ausgewogene Regelung.
Bürgermeister Entfellner erinnert an das finanzielle Engagement der Gemeinde Unterwössen. In den letzten vier Jahren flossen rund 4,5 Millionen Euro in den Neubau der Offenen Ganztagsschule sowie in energetische Maßnahmen und Lüftungstechnik im Schulareal. Weitere vier bis fünf Millionen Euro stehen für Barrierefreiheit, Brandschutz und den Ausbau des Dachgeschosses im Schulgebäude an. „Die Änderung des Schulvertrags schafft die Grundlage, dass sich diese Investitionen auch langfristig lohnen“, so Entfellner. Er richtete seinen ausdrücklichen Dank an die Partnergemeinden im Schulverbund, die sich klar zum Schulstandort Unterwössen bekennen.
Verwaltungsleiter Thomas Müllinger stellte den überarbeiteten Vertrag im Gemeinderat vor. Die zentrale Passage: Die Klassenbildung im Schulverbund soll künftig so erfolgen, dass „eine Durchgängigkeit aller Klassen mit ausreichend Schülern aus dem Verbund anzustreben“ ist. Gemeint ist damit, dass beide Schulen – in Grassau und in Unterwössen – dauerhaft über alle Jahrgangsstufen hinweg besetzt bleiben sollen, ohne dass einzelne Klassen ausfallen oder ganze Schulzweige gefährdet sind. Gemeinderätin Katharina Wagner (CSU) empfand die Formulierung „anzustreben“ als zu unverbindlich. Sie schlug stattdessen vor, „zu gewährleisten“ zu verwenden. Die Idee stieß auf breite Zustimmung. Auch Verwaltungsleiter Müllinger fand den Vorschlag sinnvoll, wies jedoch darauf hin, dass der Vertragstext bereits an alle anderen beteiligten Gemeinden und Schulen verschickt worden sei. Eine kurzfristige Änderung sei dadurch schwierig.
Bürgermeister Ludwig Entfellner sah keinen akuten Handlungsbedarf. „Die Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten funktioniert sehr gut. Es besteht gegenseitiges Vertrauen – und das ist oft mehr wert als ein juristischer Begriff“, betonte er. Gemeinderätin Claudia Schweinöster (FDP/UWW) pflichtete bei: „Wenn alle Bürgermeister und Schulleiter sich vertrauensvoll darauf einigen, sollte uns das reichen.“ Verwaltungsleiter Müllinger stellte in Aussicht, die Umformulierung mit den übrigen Vertragspartnern zu erörtern. Der Gemeinderat beschloss einstimmig die Vertragsänderung in der vorgelegten Fassung, ein klares politisches Signal zu einer verlässlichen, fairen Zusammenarbeit im Schulverbund.
Anmerkung: Zwischenzeitlich haben sich alle Vertragspartner auf die Formulierung „gewährleisten sollen“ geeinigt.