Unterwössen - Ein kahler Baum im Mittelgang, moderne Rhythmen aus dem Altarraum und klare Worte vom Pfarrer und von Stefan Steinbacher im Mittelgang der Kirche. Mit dem Jugendgottesdienst in der Unterwössner Pfarrkirche St. Martin feierte der Pfarrverband Oberes Achental keinen Gottesdienst wie jeder andere. Pfarrer Peter Bergmaier und das Vorbereitungsteam hatten einen stimmungsvollen und zugleich nachdenklichen Rahmen geschaffen, der die Sorgen junger Menschen aufgriff – und ihnen Mut machen wollte.
Der Grassauer Chor Charisma unter der Leitung von Monika Buchner sorgte mit flotter, moderner Kirchenmusik für einen lebendigen Auftakt und besondere Stimmung. Im Mittelgang stand auf einem Hocker ein mannshohes Bäumchen – kahl, so wie es die Jahreszeit mitbringt. Stefan Steinbacher, in der Kirche engagiert und von Beruf Gärtner, begann ein Zwiegespräch mit dem Baum. Er sprach über das Leben heutiger Jugendlicher, das geprägt ist von Unsicherheiten, Reizüberflutung durch das Internet und Bedrohungen in der Welt. Antworten fand er keine. „Was soll ich mit dir tun? Du siehst auch nicht gerade gut aus“, sagte Steinbacher in Richtung Baum. Doch er schloss mit einem hoffnungsvollen Satz: „Wir versuchen es. Aber du musst schon ein wenig mittun.“ Den Bogen zur Botschaft des Evangeliums schlug er mit den Worten: „Die Situation der heutigen Jugend ähnelt vielleicht mehr dem Leben Jesu, als wir denken. Aber davon erzählt euch nun der Pfarrer.“
Pfarrer Peter Bergmaier nahm den Faden auf. Er und Mitglieder des Pfarrgemeinderates sprachen mit wechselnden Rollen zu den Begriffen Zeit, Geld, Freude, Miteinander, Geduld und Hoffnung – den Bausteinen eines guten Miteinanders. Währenddessen trugen die Ministrantinnen und Ministranten jeweils ein Schild mit einem dieser Begriffe zum Baum im Kirchenschiff. So verwandelte sich das kahle Bäumchen nach und nach in ein sichtbares Symbol für das, was jungen Menschen Halt geben kann. „Jesus würde sagen: Doch, du hast Zeit“, betonte der Pfarrer. Zeit, um jemandem zuzuhören, mit ihm Fußball zu spielen, gemeinsam etwas zu erleben. Auch kleine Gesten seien wichtig – ein Lächeln, ein Lob, ein Dank. „Ein Christ allein ist kein Christ“, sagte Bergmaier und erinnerte daran, wie wichtig das Miteinander sei. Und selbst wenn es schwer wird, dürfe man die Hoffnung nie aufgeben: „Wir dürfen so froh und dankbar sein, dass wir einen Gott haben, der keinen von uns aufgibt.“
Der Gottesdienst war mehr als eine religiöse Feier – er war ein Impuls. Direkt, einfühlsam und voll lebendiger Bilder. Die Zuhörer in der Kirche waren sichtlich angefasst. Am Ende des Gottesdienstes stand der kräftige Beifall der Zuhörer für einen inspirierenden Gottesdienst, der jugendliche wie Erwachsene gleichermaßen bewegte.