Kreisaltenheim spaltet Unterwössen

Informationen in der Sitzung des Gemeinderates - Bürgerinitiative

Unterwössen - In Unterwössen ist eine Senioreneinrichtung mit dem Landkreis als kommunaler Träger vorgesehen. Ein entsprechendes Konzept mit dem Standort Kaltenbach war vom Gemeinderat vor einem Jahr grundsätzlich und vorbehaltlich von Grundstücksverhandlungen zugestimmt worden. Nun hat sich Anfang März die Bürgerinitiative „Rettet die Kaltenbachwiese“ gebildet, die gegen eine Bebauung am vorgegebenen Standort kämpft. In der jüngsten Sitzung des Gemeinderates gab Bürgermeister Ludwig Entfellner dem Gremium einen aktuellen Sachstand.

Zur Vorgeschichte:

Anfang 2020 hatte der Betreiber des bisherigen Altenheims in der Hauptstraße in Unterwössen mitgeteilt, dass ein zeitgemäßer Betrieb des Hauses nicht mehr wirtschaftlich ist und zum 31. Dezember 2025 die Schließung ansteht.

Danach hatte sich die Gemeinde im Rahmen ihrer Daseinsvorsorge für ihre älteren Bürger bemüht, einen Standort für ein neues Seniorenheim im oberen Achental zu finden.

Umfangreiche Bemühungen um einen Standort hatten dann ergeben, dass nur das Grundstück am Kaltenbach geeignet ist.

Vorabüberlegungen für die Einigung auf den Standort am Kaltenbach waren alle positiv verlaufen. So wurden unter anderem die Regierung von Oberbayern als höhere Landesplanungsbehörde eingeschaltet sowie die naturschutzfachlichen Einschätzungen von Diplom-Biologe Markus Sichler und Markus Weber eingeholt. Hinsichtlich der gleichzeitigen Suche nach einem Betreiber, hatte der Landkreis Interesse gezeigt, wobei das soziale Wohl im Vordergrund stand. Vorgesehen sind 94 Pflege- und 16 Kurzeitpflegeplätze vor allem für die Gemeinden Unterwössen und Reit im Winkl, aber auch für die umliegenden Gemeinden. Der Gemeinderat hatte dann am 7. Februar 2022 dem vorgelegten Konzept und dem Standort Kaltenbach grundsätzlich zugestimmt und die Verwaltung beauftragt, die Verhandlungen in diesem Sinne weiterzuführen. Geschäftsleiter Thomas Müllinger betonte in seiner Stellungnahme in der Sitzung, „dass es wohl keinen Standort gibt, der für die jeweiligen Anlieger und für den Landschaftsschutz keine Einschränkungen mit sich bringt. Dem steht jedoch die Verantwortung allen älteren Bürgerinnen und Bürgern gegenüber.“ Außerdem sei es eine einmalige Chance für Unterwössen, einen kommunalen Träger zu bekommen, der nicht unbedingt gewinnorientiert sein müsse. Laut Müllinger sei es aber müßig, jetzt schon große Diskussionen zu entfachen, weil die Grundstücksverhandlungen noch einige Zeit in Anspruch nehmen würden. Sein Kompromissvorschlag: Bei einem besser geeigneten Standort-Vorschlag, sei man aber auch bereit, eventuell gemeinsam eine tragfähige Lösung zu finden. Das sei das Ziel der Gemeinde. Auch die Arbeitsgruppe für Sozialplanung und Altersforschung, die bereits im Jahr 2020 ein interkommunales Seniorenkonzept erstellt hatte, meldete sich in der Sitzung zu Wort. In einer verlesenen Stellungnahme von Mitarbeiterin Sabine Wenng vom Januar 2023 befürwortete sie ausdrücklich die Unterstützung einer kommunalen Trägerschaft des Hauses durch den Landkreis.

Bürgermeister Entfellner betonte in der Sitzung, dass ein Alten- und Pflegeheim mit Tagespflege für die Grundversorgung im oberen Achental unverzichtbar ist. „Wir haben eine moralische und soziale Verantwortung für unsere älteren Mitbürger und deren Angehörige. Das Spannungsfeld zwischen Landschaftsschutz und Nutzung von Flächen ist uns allen bewusst, aber auf dem angedachten Areal durchaus verträglich und verantwortbar.“

Inzwischen hat sich Anfang März eine Bürgerinitiative aus 16 Personen gegen das Vorhaben gebildet. Ihr Anliegen ist es, die Wiese am Kaltenbach anhaltend vor Bebauung und Bodenversiegelung zu bewahren und das angrenzende Biotop zu schützen.

Am Donnerstag, 27. April, um 19.00 Uhr ist im Gemeindesaal des Alten Bades eine Informationsveranstaltung der Bürgerinitiative. vd

Repro: Schmidt-Hindinger