Unterwössen. „Noch nie gab es so viele Eltern in einem Infoabend des Katholischen Kindergartens St. Martin“, fand Leiterin Birgit Dupke dort am Zollweg, „noch nie in meiner Zeit waren so viele Kinder wie für das kommende Kindergartenjahr 2024/25 angemeldet“. 112 Kinder und damit alle haben jetzt in den vier Gruppen einen Platz.
Das ist nicht nur erzieherisch eine Herausforderung für die Mitarbeiterinnen. Die Bauarbeiten der damit einhergehenden Erweiterung des Kindergartens bringen weitere Herausforderungen für den laufenden Betrieb. Leiterin Dupke ist positiv gestimmt. An die Eltern gerichtet, meint sie: „Macht euch keine Sorgen. Wir sind ein eingespieltes Team mit sehr viel Erfahrung. Das kriegen wir schon hin.“
Doch der Weg der letzten Monate bis hin zu dieser Zuversicht war steinig. Sehr viel ist passiert. Seit Jahresbeginn haben die Kindergärtnerinnen einen neuen Arbeitgeber, die Kirchenstiftung Grabenstätt. „Die Erzdiözese hat die Verwaltung der Kindergärten der Pfarrverbände Heiliger Franz von Assisi der Gemeinden Bergen, Grabenstätt und Vachendorf mit dem Pfarrverband Oberes Achental zusammengeschlossen“, so erklärt es der Verwaltungsleiter Max Wimmer den Eltern. Das Büro mit der Buchhaltung ist in Grabenstätt der dortigen Kirchenstiftung angegliedert. Die Gründung des Kindergartenverbundes soll die Verwaltung zukunftssicherer machen und zentralisieren, so Wimmer. Die Kindergärten wachsen, die Kosten steigen, da mache es großen Sinn, die Verwaltung zentral und professionell aufzustellen, findet der Verwaltungsleiter. Wimmer betont: „Konzeptionell und pädagogisch ändert sich für die Kindergärten im Verbund nichts. Die bestehenden Konzepte werden fortgeführt, die Seelsorger bleiben Ansprechpartner. Wimmer setzt auf eine gute Zusammenarbeit zwischen Kirchen, den weltlichen Gemeinden und den Eltern. Er schließt: „Ich freue mich auf ein Miteinander!“
Dass die Kindergärten in ihren Eigenarten erhalten bleiben, freut Bürgermeister Ludwig Entfellner. Er outet sich: „Ich bin ein Fan vom Unterwössner Kindergarten.“ Das sei schon bei den eigenen Kindern gewesen. Und jetzt habe er schon lange allzeit zwei Enkel im Kindergarten. Ihm gefällt, dass der Kindergarten die Kinder aktiv beschäftigt, sie ins Dorf einbringt und dass die Kinder nach dem Kindergartentag „aufgeräumt nach Hause kommen“.
Die Gemeinde wolle das ihre dazu beitragen, was vor den überraschenden Entwicklungen herausfordernd sei. Verwaltungsleiter Thomas Müllinger beleuchtet das. Eine frühere, vom Gemeinderat in Auftrag gegebene Sozialraumanalyse hatte sinkende Geburten und weniger Kinder in Unterwössen gesehen. Das erwies sich als falsch. Schon die Geburtenzahlen im Dorf halten sich. Dazu setzte aber ein spürbarer Zuzug aus unterschiedlichen Ursachen ein. Deshalb habe die Gemeinde deutlich umgeplant. Weil ein Nebenraum in einem an den Kindergarten gesetzten Container und Nutzungszeiten in der Turnhalle etwas von räumlicher Enge entlasten, ist seit dem Vorjahr Platz für die neue, vierte Gruppe des Kindergartens St. Martin, beschreibt Kindergartenleiterin Birgit Dupke die derzeitige Raumsituation. Weil die Containerlösung nur ein Provisorium sein kann, beschreibt der Bürgermeister weiterführende Schritte. Mit dem Platzbedarf konfrontiert, habe der Gemeinderat eine Standort- und Entwicklungsanalyse in Auftrag gegeben. Der Gemeinderat sei auf deren Grundlage zur Entscheidung gelangt, den Kindergarten baulich zu erweitern. Ausschlaggebend war auch: „Seine Bausubstanz ist gut, der Standort ideal.“ Um die Erweiterung zu stemmen, übernahm die Gemeinde das Kindergartengebäude von der Kirche und übernahm das Kindergartengrundstück in Erbpacht.
Im Sommer werden die WCs im ersten Bauabschnitt erneuert, im Anschluss der südliche Kindergartenbau um einen neuen Gruppenraum für die vierte Gruppe erweitert. Damit wäre die räumliche Enge im ersten Schritt beseitigt und in einem anschließenden Bauabschnitt bekommt der Kindergarten sein neues Gesicht. Ein Schwenk des Zollweges in Höhe des Kindergartens schafft zusätzliche Fläche an dessen Front. Die Arbeiten finden überwiegend in den Kindergartenferien statt; Beeinträchtigungen des Betriebes sollen so gering bleiben, so der Bürgermeister. 12 bis 14 Millionen steckt die Gemeinde Unterwössen in dieser Zeit in die Kinderbetreuung, vor allem für Modernisierung der Schule, Bau der offenen Ganztagsschule und Kindergartenumbau, zieht der Bürgermeister vorläufige, positive Bilanz.