Seit 26. Juli 2025 sind die Ergebnisse des internationalen Kunstprojekts HolzART XXVII auf dem Platz neben dem neuen Gemeindezentrum ausgestellt. Der Platz ist ja auch wie geschaffen für eine solche Ausstellung. Erfreulicherweise finden die Kunstwerke nicht nur bei den Weißenbrunnern großen Anklang, sondern auch bei zahlreichen auswärtigen Besuchern. Da die Ausstellung noch bis Mitte Oktober läuft, werden die Kunstwerke unsere Kerwa als weiteres Highlight bereichern und Kerwa-Gäste bekommen damit die Gelegenheit diese mehr als gelungene Ausstellung zu besuchen.
Nachdem die Gemeinde Weißenbrunn in diesem Jahr als Gastgeberin der Ergebnisausstellung ist, möchten wir Ihnen nicht nur die ausgestellten Kunstwerke, sondern auch die Künstler etwas näherbringen.
Rhythmus ist das immer wiederkehrende Thema von Künstlerin Christel Andrea Steier. Sie sägte dieses Jahr ihr Kunstwerk am HolzART-Standort Steinbach am Wald. Das filigrane Werk steht für den Lebensrhythmus. Christel Steier bearbeitete den dicken Eichenstamm mit der Motorsäge und ließ mit vertikalen und horizontalen Schnitten eine Skulptur entstehen, die im unteren Drittel starke und undurchsichtige Streben hat und nach oben hin immer feinere Lamellen erhält. Die Lamellen, so erklärte sie, sind als Töne zusehen, die Abstände als Pausen. Ihr geht es darum aus einem schweren Stück etwas Leichtes, Transparentes zu erschaffen, was ihr auch bei der diesjährigen HolzART perfekt gelungen ist. Der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse, Harry Weiß, war von diesem Werk so begeistert, dass er es noch bei der Ergebnisausstellung für die Sparkasse erwarb.
Die im Schwarzwald lebende Künstlerin Christel Andrea Steier ist Malerin und Bildhauerin. Sie absolvierte ein Studium der Malerei an der HAF Hamburg und ist inzwischen eine international anerkannte und auf dem Kunstmarkt etablierte Künstlerin. Ihre Werke wurden und werden in zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt. Für ihr Schaffen erhielt sie bereits mehrfach Preise und Auszeichnungen. Als Malerin bevorzugt sie in guter, alter Malertradition Ölfarben. Ölfarben begeistern die Künstlerin aufgrund der Farbbrillanz und des Glanzes der Farben. Beim Arbeiten mit Holz bevorzugt sie harte Hölzer. Christel Andrea Steier ist unter anderem Mitglied im Berufsverband Bildender Künstler Südbaden sowie der Fondation Taylor Paris und hat seit 2017 die künstlerische Leitung des Internationalen Bildhauersymposiums in St. Blasien inne.
Bastet – die ägyptische Göttin der Fruchtbarkeit, der Liebe sowie der Freude, des Tanzes, der Musik aber auch die Beschützerin des Hauses wurde von den Ägyptern verehrt und oft als Katze oder Frau mit Katzen- oder Löwenkopf dargestellt. Am HolzART-Standort Steinwiesen schuf die Künstlerin Susanne Paucker aus Eichenholz „ihre“ Göttin in Katzengestalt. Die extra aus Italien angereiste Bildhauerin, die eigentlich international sehr erfolgreich als Steinbildhauerin tätig ist und bereits an zahlreichen Symposien teilgenommen hat, zeigt eindrucksvoll mit ihrer Skulptur, dass sie auch eine hervorragende Holzbildhauerin ist.
Die gebürtige Leipzigerin, die in Berlin und Italien lebt und arbeitet, ließ sich im Marmordorf Laas (Südtirol) zur Steinbildhauerin ausbilden, besuchte im Anschluss die international bekannte Marmorfachschule „Pietro Tacca“ in Carrara und dann die Akademie der schönen Künste in Carrara. Das Studium an der Akademie beendete sie 2005 mit einem Diplomabschluss.
Michael Steigerwald arbeitete am HolzART-Standort Nordhalben an zwei langen Eichenstämmen. Er schuf für seine Serie „Klang“ hier die ersten beiden Skulpturen. Cécile oder zu Deutsch Cäcilia, die als Märtyrerin verehrt wird und zur Schutzpatronin der Kirchenmusik, der Sänger und Musiker sowie Dichter und Instrumenten- und Orgelbauer wurde. Der Künstler lässt seine Cécile auf großen Pfeifen aus Holz sitzen und die kleinen echten Orgelpfeifen mit den Händen und ihrem Haar umschließen. Da Michael Steigerwald lange bei einem Orgelbauer gearbeitet hat, ist ihm dieses Instrument natürlich nah und vertraut. Er widmete seiner Großtante, die eine hervorragende Organistin war, dieses Werk. Die zweite von Steigerwald geschaffene Skulptur ist Seraphin, der Engel mit der Flügelharfe. Dieses Werk steht im völligen Kontrast zu den meisten anderen Werken auf der Ergebnisschau. Statt Details auszuarbeiten, setzte der Künstler gekonnt die Kettensäge an und schuf eine eher „schlichte“ Figur, die durch ihre schlichte Rohheit eine besondere Kraft ausstrahlt. Seraphin, erklärte der Künstler war der Engel, der am Thron Gottes den ganzen Tag Lobgesang darbrachte.
Michael Steigerwald besuchte die Berufsfachschule für Holzbildhauer und machte eine Ausbildung zum Restaurator. 1987 legte er die Meisterprüfung ab, nachdem er einige Jahre als Bildhauer in der Werkstatt des renommierten akademischen Bildhauers Helmut Lutz gearbeitet hatte. Er eröffnete 1988 seine erste eigene Werkstatt. Der Künstler nahm und nimmt an zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland teil und ist bekannt und sehr geschätzt für seine Gestaltung namhafter Altäre und Chorräume wie beispielsweise im Kloster Himmelspforte in Grenzach-Whylen oder in der katholischen Kirche in Zell im Wiesenthal. Michael Steigerwald ist Mitglied der Gemeinschaft christlicher Künstler der Erzdiözese Freiburg, des Berufsverbandes Bildende Künstler Karlsruhe und des Kunstvereins Mittleres Kinzigtal.
Auch Reinhard Atzl schuf zwei Skulpturen. Am HolzART Standort Weißenbrunn sägte er aus Eichenstämmen den Heiligen Sankt Martin und den Frankenkaiser Karl den Großen und dessen Frau Hildegard. Die Skulptur Heiliger Sankt Martin ist eine sehr gelungene Verbindung aus dem Heiligen Martin – angezeigt durch die Mitra, die Bischofsmütze, und den rostigen Blechflügeln der verräterischen (Martins-)Gans. Das Blech, so verriet der Künstler, lag bei ihm schon lange zu Hause und wartete auf das passende Kunstwerk. Und voilà nun zieren zwei Bleche als zerschnittener Mantel das Kunstwerk. Oder sind es doch die Flügel der Gans? Alles eine Interpretation des Betrachters! Sein zweites Werk stellt Europa in Form von zwei Stelen mit Kronen dar. Bei den „gekrönten Häuptern“ handelt es sich um den Frankenkönig Karl den Großen und seiner Frau Hildegard. Er als der großen Erneuerer, dem Bildung und Struktur wichtig waren und sie als die starke Frau an seiner Seite.
Der gebürtige Klagenfurter, der bereits seit langer Zeit in Tirol lebt, begann seine künstlerische Karriere in der Malerei. Der Autodidakt hatte seine erste Ausstellung bereits als junger Mann 1980. Er gewann 1982 den Kunstwettbewerb des Landes Tirol für Junge Malers. Es folgten weitere Ausstellungen und weitere Auszeichnungen und Preise. Seit 2007 arbeitet der Künstler auch sehr erfolgreich mit den Materialien Stein und Holz.
Der unbestrittene „Star“ der Ausstellung ist die „Frankenwaldfee“ von Michael Alexandrov. Die Frankenwaldfee mutierte schnell zum viel fotografierten „Engel von Weißenbrunn“. Die Skulptur wird nach der Ausstellung bei uns in Weißenbrunn bleiben. Wir werden uns noch etwas näher mit der Figur und dem Künstler in einer der nächsten Ausgaben unseres Gemeindeblatts beschäftigen.
Ein weiterer besonderer „Liebling“ der Ausstellung ist Archi. Michael Alexandrov hat den Hundekopf als seine zweite Skulptur geschaffen. Archi ist der erfrischende Kontrast zu den anderen Skulpturen. Er ist weder Kaiser noch Engel, Göttin oder Fee, sondern nur ein Hund, aber mit einem teuflisch echten Bettelblick, den alle Hunde in Perfektion beherrschen. Auch diese Figur wurde aus Eichenholz gesägt und von Alexandrov handwerklich hervorragenden umgesetzt.