Titel Logo
Weitramsdorfer Nachrichten
Ausgabe 44/2024
Panoramateil
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe
-

Aktuelles

Tambach blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück, die sich über mehr als ein Jahrtausend erstreckt.

Die genaue Entstehungsgeschichte von Tambach ist dabei eng mit der fränkischen Besiedlung und der Entwicklung der Region verbunden.

Die Entstehung von Tambach geht auf das Mittelalter zurück.

Nach bisher allgemein üblicher Ansicht wird die Geschichte von Tambach und seiner nächsten Umgebung erst von der Mitte des 12. Jahrhunderts an greifbar. Dem ist aber nicht so, denn der Landstrich zwischen Rodach und Itz tritt uns, in Verbindung mit dem benachbarten Grabfeldgau und der Landschaft am oberen Main, bereits in der Zeit der Karolinger entgegen und befand sich teils in der Hand des Königs – noch im 12. Jahrhundert gibt es die Nennung einer „Königshube“ in unserem Bereich!

Teils war Tambach im Besitz von Adelsfamilien und Klöstern, insbesondre von Fulda. So nennt eine Urkunde aus dem Jahr 874, mit der eine Cunihilt dem Bonifatius-Kloster ihren Besitz im Grabfeldgau schenkte, unter anderem die Orte „Heldinga“ (Hellingen bei Heldburg), „Glismuoteshusun“ (Gleismuthhausen), „Tanbah“ (Tambach) und „Botluestat“ (Bodelstadt). Die Nennung in diesem Zusammenhang ermöglicht die einwandfreie Gleichsetzung dieses Tambach mit unserem Ortsteil, desgleichen die Herleitung des Namens von Tann = Forst, Wald und die Sinndeutung als „Waldbach“.

Tambach gehört somit gleich nach den bereits 837 bzw. 838 urkundlich fassbaren Orten Heldburg, Hellingen, Gemünda, Seßlach, Großwalbur und Gauerstadt sowie dem schon 788 erwähnten Bodelstadt zu den ältesten Siedlungen unseres engeren Bereiches.

Im Hochmittelalter wurde Tambach Teil des Besitzes lokaler Adelsgeschlechter. Das Dorf gehörte später zum Einflussbereich der Bistümer Würzburg und Bamberg sowie verschiedenen fränkischen Adelshäusern.

Einst war Tambach dem Kloster Langheim zugeordnet. Von hier aus wurde seit dem Spätmittelalter der Langheimer Klosterbesitz zwischen Coburg und den Hassbergen verwaltet. 1695 begann unter Abt Gallus Knauer der Neubau des schlossartigen Amtshofes Tambach. Mit der Säkularisation fiel das Klosteramt Tambach an den bayerischen Staat. Zwei Jahre später vereinbarte der bayerische Kurfürst mit Graf Joseph Carl von Ortenburg einen Tausch: Ortenburg gab seine niederbayerische Grafschaft auf und erhielt dafür das einstige Klosteramt Tambach. Aus dem Amtshof wurde ein Schloss. Aus der 1786 geweihten Marienkapelle eine evangelische Schloss- und Pfarrkirche und in den 1960er Jahren eine katholische Schlosskirche.

Das Schloss Tambach befindet sich seit Anfang des 19. Jhd. im Privatbesitz der Grafen zu Ortenburg und wird bis heute von der Familie bewohnt.

Das barocke Schloss wurde Ende des 17. Jhd. (1694-1786) in mehreren Bauphasen als Sommersitz der Äbte von Langheim errichtet. In der ersten Bauphase ließ der Langheimer Abt Gallus Knauer nach Plänen, die Johann Leonard Dietzenhofer zugeschrieben werden, in den Jahren 1694-1698 den östlichen Flügel erbauen. Die später errichteten Teile des Westflügels und westlichen Mittelflügels wurden ursprünglich als vier geschossige Wirtschaftsgebäude errichtet.

Bereits Ende des 18. Jhd. bestand allerdings schon der Wunsch, die schlossartige Dreiflügelanlage repräsentativer zu gestalten.

Jedoch wurde mit der Säkularisierung das Kloster Langheim und das Klosteramt Schloss Tambach aufgelöst. Schloss Tambach fiel 1803 an das Königshaus Bayern und 1806 im Tausch gegen die Grafschaft Ortenburg in Niederbayern an das gräfliche Haus Ortenburg. Erst Anfang des 20. Jhd. hat Schloss Tambach das heutige Aussehen erhalten. Die ursprünglichen Brunnen vom Bamberger Bildhauer Michael Trautmann (1742-1809) wurden mit dem Einzug der protestantischen Grafen zu Ortenburg entfernt und an die Gemeinden Neundorf und Hergramsdorf verteilt. Der heutige Brunnen im Schlosshof wurde Anfang des 20. Jhd. errichtet.

Die im späten 18. Jhd. bei der Vollendung des Tambacher Schlosses von Baumeister Lorenz Fink, Schüler des Würzburger Hofbaumeister Fischer, im reinen Louis – XVI – Stil gestaltete Schlosskirche, gilt als kunstgeschichtliche Rarität. Die Ausschmückung war ursprünglich vom Bamberger Bildhauer Michael Trautmann.

Nach dem Einzug der Grafen zu Ortenburg 1806 wurde die Funktion einer katholischen Klosterkirche in eine protestantische Pfarrkirche geändert. Damit ging zwangsnotwendig die Umgestaltung der Kirche einher. Alle typisch katholischen Ausstattungsstücke der Heiligenverehrung wurden entfernt und den umliegenden katholischen Kirchen geschenkt.

1953 konvertierte der damalige Chef des gräflichen Hauses Alram Graf zu Ortenburg wieder zum katholischen Glauben. Die Schlosskirche wurde wieder rekatholisiert. Die sich über dem Altar befindende Madonna mit Kind stammt aus der Mitte des 18. Jhd. aus dem Tessin.

Tambach war nicht nur ein Herrschaftssitz, sondern auch ein wirtschaftliches und kulturelles Zentrum für die Region. Es diente als Verwaltungssitz für die umliegenden Ländereien und war über die Jahrhunderte hinweg immer wieder Schauplatz politischer und militärischer Auseinandersetzungen.

Der Ortsname „Tambach“ lässt sich auch sprachlich auf die fränkische Besiedlungszeit zurückführen. In dieser Zeit wurden viele Orte mit dem Namensbestandteil „-bach“ gegründet, was auf die Lage an einem Gewässer hinweist. Diese frühen Siedlungen entstanden meist in fruchtbaren Tälern, wo das Wasser für die Landwirtschaft genutzt wurde. Die Menschen lebten überwiegend von der Landwirtschaft und der Viehzucht, was bis weit ins Mittelalter hinein die Basis der örtlichen Wirtschaft bildete.

Im Laufe der Zeit wuchs Tambach durch seine strategisch günstige Lage, möglicherweise an einer alten Handelsstraße, die den Austausch zwischen den umliegenden Regionen förderte. Zudem war die Nähe zu größeren Städten wie Coburg von Bedeutung, da diese städtischen Zentren Einfluss auf die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung Tambachs hatten.

Auch die Reformation und später die Säkularisation beeinflussten die Entwicklung des Ortes. Wie viele andere Gemeinden in Bayern und Franken war Tambach von den politischen und religiösen Umwälzungen der Jahrhunderte betroffen, was zu Veränderungen in der Struktur der Gemeinde und ihrer Zugehörigkeit führte.

Im Schloss Tambach waren von April 1943 – April 1945 Teile des Archivs des Reichsluftfahrtministeriums und des Marinearchivs untergebracht.

Tambach ist heute ein kleiner, aber wichtiger Teil unserer Gemeinde. Der an der Bundesstraße 303 gelegene Ortsteil hat seine Geschichte in der Region bewahrt. Besonders das Schloss Tambach, der Wildpark, die Kirche und der Golfclub prägen das Ortsbild und ziehen viele Touristen und Einheimische an.

Die Geschichte von Tambach ist ein Spiegel der fränkischen Regionalgeschichte – geprägt von Adel, Kirche, politischen Umwälzungen und einem festen Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft und Siedler, die den Ort über Jahrhunderte hinweg bewahrt und gestaltet haben. Dieser Zusammenhalt ist bis zum heutigen Tage spürbar.

Leider fanden zu diesem bedeutenden Jubiläum keine Feierlichkeiten statt. Umso mehr erschien es mir notwendig und wichtig, zu diesem historischen Ereignis einige Ausführungen über unseren Ortsteil Tambach niederzuschreiben.

Quellen: Gemeinde Weitramsdorf Chronik, Heinrich Graf zu Ortenburg, mündliche Überlieferungen, Wikipedia

Ihr

Hans Steinfelder
Erster Bürgermeister