Frische Temperaturen und ein wolkenverhangener Himmel waren kein Grund, dass eine sehr große Besucherzahl zum Viehscheid in Haslach 2022 kam.
Im Ort wartete die Harmoniemusik Oy, die den Zug der Tiere mit seinen Betreuern traditionell durch das Festzelt zum Scheidplatz führte. Die Besucher sahen den Zug der Tiere ohne das Kranzrind, da heuer ein Rind verunglückte und nicht mit von der Alpe zurückkehrte.
Am Scheidplatz spielten abwechselnd die Harmoniemusik Oy und die Alphornbläser Maria Rain.
Als das Vieh geschieden war und zu seinen Höfen abtransportiert wurde, wurde im Festzelt die Rentnerband abgelöst vom offiziellen Programmteil: Toni Höllisch vom Pfeifenclub Haslach begrüßte die Besucher und zahlreiche Ehrengäste, bevor er das Wort an Alpmeister Martin Müller übergab, der auf den Alpsommer 2022 zurückblickte. Im Zentrum stand dabei der Wechsel des Hirtenpaares, der schon im letzten Jahr vollzogen wurde. Pandemiebedingt wurden Markus und Annelies Demmel heuer offiziell verabschiedet, nachdem sie schon im letzten Jahr an ihrem Sohn Florian Demmel übergeben hatten und der Viehscheid wegen Corona ausfallen musste. In seiner Laudatio würdigte er das Hirtenpaar, welches sich dem Alpleben völlig verschrieben hatte und stets pflichtbewusst und über das geforderte Maß hinaus mehr als engagiert war. Mit dem Blick fürs Vieh genossen sie großes Vertrauen. Gemeinsam hatten sie in den 23 Sommern auf der Haslacher Alpe 1174 Stück Vieh betreut. Dabei war „Markus immer zuvorkommend und sich für keine Arbeit auf der Alpe zu schade“. Der Alpmeister überreichte eine Urkunde und ein Gutscheingeschenk. Auch die Fa. Zötler bedankte sich beim Hirtenpaar und überreichte zum Abschied eine Schelle. Toni Höllisch verlas ein verfasstes Gedicht und anschließend erklangen die Alphörner zu Ehren des scheidenden Hirtenpaares.
Dank galt auch dem neuen Alphirtenpaar Flori und Kati für den ersten Alpsommer verbunden mit den besten Wünschen für viele schöne und unfallfreie zukünftige Alpsommer.
Andreas Höllisch bedankte sich im Namen des Pfeifenclubs bei der Alpe Haslach und beim Alpmeister Martin Müller für die gute Zusammenarbeit. Auch der Pfeifenclub bedankte sich ausdrücklich bei Markus und Annelies Demmel für die gute Arbeit.
Zweite Bürgermeisterin Gudrun Steiner und der Bauleiter der Fa. Grünbau, Herr Raßloff, welche die Ehrenschelle dieses Jahr stiftete, bedankten sich für die gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde, der Alpgemeinschaft und dem Pfeifenclub. Steiner nannte drei Schlagworte zur „Zeitenwende“: zum einen die Alphirtfamilie; zweitens, dass dieses Jahr wieder gefeiert werden darf und drittens wegen dem Alpvieh. Denn ohne Alpwirtschaft ist der Tourismus im Allgäu nicht mehr das, was er sein sollte und vor allem gehe die Alpwirtschaft nur ohne Wolf: „Helft uns unsere Alpwirtschaft und das Vieh sicher zu halten.“
Zum Schluss dankte der Alpmeister dem Pfeifenclub für den Festzeltbetrieb und allen, die beim Dienst um die Haslacher Alpe mithelfen und dabei sind. Die kritischen Schlussworte von Martin Müller ernteten den langanhaltenden tosenden Applaus der Festbesucher: „Wer Hirten, die ein Herdentier, dass seit dem 15. Jahrhundert allen Wetterereignissen und Herausforderungen der Menschheit getrotzt hat, das am Tag mehrere hunderte Höhenmeter und Kilometer auf den Alpflächen zurücklegt, bei einem Alpabtrieb als Tierquäler zu bezeichnet, hat von Landwirtschaft und Alpwirtschaft nichts verstanden (…) mir werden uns dem Alpabtrieb von keinem Politiker oder Journalisten verbieten lassen.“
Toni Höllisch bekräftigte dies, indem er die Verdienste der Alpgemeinschaft und Bauern als Landschaftsschutzpfleger hervorhob und als diejenigen, die dafür sorgen, dass die Landschaften bis in die Höhen in Ordnung sind und „wir den Gästen etwas zeigen können - wie schön es bei uns im Allgäu ist“.