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Rund um den Grüntensee
Ausgabe 44/2025
Markt Wertach
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Sonstige Mitteilungen

Zu sehen sind die Bewirtschafter der prämierten Wiesen- und Alpflächen, inklusive der Schirmherrin der Wiesenmeisterschaft, Landrätin Indra Baier-Müller und Tobias Streifinger, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Allgäu (Bildmitte). Bild: Anja Neuhauser

Mit der Wiesenmeisterschaft würdigt der Landkreis Oberallgäu das Engagement all jener, die durch eine nachhaltige Bewirtschaftung zur Erhaltung der einzigartigen Kulturlandschaft und Artenvielfalt im Oberallgäu beitragen.

Bei der zweiten Oberallgäuer Wiesenmeisterschaft hat die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Oberallgäu in diesem Sommer erneut zahlreiche beeindruckende Wiesen- und Alpflächen bewertet. Gemeinsam mit einer fachkundigen Jury wurden herausragende Flächen in den Kategorien „Streuwiesen“ und „Alpweiden“ ausgewählt, bevor die Siegerinnen und Sieger schließlich bei einer feierlichen Abschlussveranstaltung geehrt wurden.

Im Mittelpunkt des Wettbewerbs standen dabei die wertvollen Leistungen der Land- und Alpwirtschaft für die Erhaltung der Artenvielfalt. Bewertet wurden sowohl naturschutzfachliche Kriterien wie Artenreichtum, Strukturvielfalt und Biotopverbund als auch landwirtschaftliche Aspekte wie Bewirtschaftungsaufwand und Ertrag. Ziel der Initiative war es, das Engagement der Bewirtschafterinnen und Bewirtschafter zu würdigen, die mit großem Einsatz Lebensräume für seltene Pflanzen und Tiere erhalten.

„Unsere Landwirtinnen und Landwirte leisten mit der Pflege dieser besonderen Flächen einen unverzichtbaren Beitrag zum Erhalt der einzigartigen Oberallgäuer Kulturlandschaft. Das ist gelebte Heimatpflege. Mit der Wiesenmeisterschaft wollen wir zeigen, wie wertvoll nachhaltige Bewirtschaftung sein kann und dass Naturschutz und Landwirtschaft Hand in Hand gehen können“, betonte die Untere Naturschutzbehörde.

Insgesamt wurden 46 Flächen gemeldet, davon waren 32 Streuwiesen und 14 Alpweiden. Nach einer Auslosung und Vorbewertung wurden die besten Flächen von der Jury vor Ort begutachtet. In beiden Kategorien zeichnete die Sparkasse Allgäu jeweils drei Gold-Gewinner aus. Der Gesamtwert der Preise, die gemeinsam vom Landkreis und der Sparkasse gestiftet wurden, betrug rund 3.000 Euro.

Landrätin Indra Baier-Müller, die Schirmherrin des Projektes ist, machte deutlich, dass die Oberallgäuer Natur- und Kulturlandschaft durch die traditionelle Bewirtschaftung geprägt ist. „Einerseits erfordert die aufwendige Pflege der Alp- und Streuwiesenflächen viel Engagement, Zeit und oftmals Verzicht auf Ertrag. Andererseits profitieren Artenvielfalt, Landschaftsbild und ökologische Stabilität enorm von diesem Einsatz. Damit übernehmen Sie nicht nur bewusst Verantwortung für die Zukunft – was Sie schaffen, ist weit mehr als Landwirtschaft: Es ist lebendige Tradition, die unsere Region einzigartig macht. Damit tragen Sie ein Kulturerbe weiter, das seit Jahrhunderten das Gesicht des Oberallgäus prägt“, sagte die Landrätin an die Älpler und Landwirte gerichtet.

Die Oberallgäuer Wiesenmeisterschaft ist eine gemeinsame Initiative der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Oberallgäu mit zahlreichen Partnern aus Land- und Alpwirtschaft sowie dem Natur- und Umweltschutz. Dazu zählen unter anderem die Regierung von Schwaben und das Alpinium, das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kempten, der Bayerische Bauernverband und der Alpwirtschaftliche Verein im Allgäu, der Naturpark Nagelfluhkette, die Öko-Modellregion Oberallgäu Kempten, der Landschaftspflegeverband Oberallgäu-Kempten sowie die Kreisbäuerin.

Übersicht der Gold-Gewinnerinnen und –Gewinner, die von der Sparkasse Allgäu mit einem Goldpreis geehrt wurden

Kategorie Streuwiesen:

  • Peter Schuhwerk, Wiggensbach: Seine artenreiche Fläche liegt inmitten von Intensivgrünland und bietet Schmetterlingen und Heuschrecken wertvollen Lebensraum.
  • Jakob Blanz, Strausberg: Mit 149 Pflanzenarten, darunter zahlreiche Rote-Liste-Arten, beheimatet seine Fläche die höchste Artenzahl der Streuwiesen im Wettbewerb.
  • Florian Läufle, Notzenweiher: Seine Wiesen werden im Rahmen eines speziellen Artenschutzkonzepts gepflegt und bieten geschützten Faltern wie dem Lungenenzian-Ameisenbläuling ideale Bedingungen.

Kategorie Alpweiden:

  • Christof Bechter, Alpe Lache (Lecknertal): Eine besonders extensive Sennalpe, die Moorflächen mit genügsamen Rinderrassen bewirtschaftet.
  • Ramona und Tobias Besler, Alpe Warmatsgund (Oberstdorf): Trotz schwieriger Bedingungen (Alpe ist nicht erschlossen, hoher Gehölzdruck) setzen die Älpler erfolgreich Maßnahmen zum Schutz des Birkhuhns um.
  • Alpgenossenschaft Käser, Käseralpe (Oy-Tal): Mit 197 nachgewiesenen Pflanzenarten zählt diese Fläche zu den artenreichsten Alpweiden im Wettbewerb.

Weitere prämierte Bewirtschafter von Streuwiesen:

Anton und Martin Uth, Oberheubat am Riedbergpass: Die Fläche liegt extrem steil und war zwischenzeitlich brachgefallen. In Eigeninitiative wurde sie wieder freigestellt – ein beeindruckendes Beispiel für Engagement und Ausdauer. Dank eines verbesserten Zufahrtswegs ist die Bewirtschaftung nun wieder möglich. Der seltene Schwalbenwurzenzian wird bewusst stehen gelassen.

Herbert Siegel, Börlas (Missen): Der Landwirt pflegt mit viel Herzblut seine Flächen – „Streue mähen ist Urlaub“, sagt er selbst. Mit Motormäher, Trocknungstechnik und einem durchdachten Betriebskonzept integriert Herbert Siegel zahlreiche Streuwiesen in seine Bewirtschaftung – und scheut sich auch vor nassen Flächen nicht.

Weitere prämierte Bewirtschafter von Alpen:

Reinhard Schneider, Untere Hädrichalpe (Oberstaufen-Steibis): Der jährliche Schwendaufwand ist hoch. Immer wieder werden andere Teilflächen gepflegt. Auch der Zäunungsaufwand ist beträchtlich – vor allem wegen Wandernden und Radfahrenden.

Hans-Martin Jordan, Alpe Hirschgund (Gunzesried): Pflegt sehr artenreiche Flächen mit schonender Beweidung auf nassem Boden. Die alten Bergahorne prägen das Landschaftsbild, zugleich kümmert man sich aktiv um den Nachwuchs junger Bäume.