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Rund um den Grüntensee
Ausgabe 48/2022
Markt Wertach
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Chormusik als Beitrag zur Verkehrswende

Einen musikalischen Beitrag zur Verkehrswende leistete der Chor96 aus Ottobeuren bei seinem Benefizkonzert in Wertach.

Die Wertacher Bürgermeisterin Gertrud Knoll brachte den ungewöhnlichen Ansatz des Chorkonzerts gleich bei ihrer Begrüßung auf den Punkt. Sie könne sich nicht erinnern, dass es in der Pfarrkirche schon einmal ein „Verkehrswende-Konzert“ gegeben habe und sprach von „einem Konzert der ganz besonderen Art“.

Im Zusammenhang mit Mobilität kennt man populäre Stücke wie „Mein Fahrrad“ der Prinzen, „Bicycle Race“ von Queen, das Volkslied „Auf der schwäb'sche Eisebahne“ oder „I'm a Train“ von den King's Singers. Im Rahmen eines geistlichen Konzert konnte der Chor96 aus Ottobeuren darauf freilich nicht zurückgreifen und fasste den musikalischen Bogen in drei Blöcken weiter: Das Repertoire reichte von der Romantik über Zeitgenössisches bis zum Spiritual. Chorleiter Helmut Scharpf, der im Unterallgäu zudem Kreischorleiter ist, präsentierte in seinem A-cappella-Programm zwar auch Chorklassiker von Anton Bruckner, Felix Mendelssohn und Gabriel Rheinberger, die Konzertbesucher durften bei Werken aus insgesamt elf Ländern und von eher unbekannten Komponisten wie Zdenek Lukáš, Mykola Leontowytsch oder James Macmillan auf eine musikalische Entdeckungsreise gehen, die es in sich hatte. „Vineta“ von Johannes Brahms z.B. besingt einen untergegangenen Sehnsuchtsort, große romantische Phrasierungen und dynamische Ausbrüche zeigen auf, was die Menschheit zu verlieren droht. Dazu passte das in der Ukraine populäre Lied „Schtschedrik“: Eine Schwalbe verheißt den nahen Sommer mit einer reichen Ernte, in Moll schwingt gleichermaßen ein bedrohlicher Unterton mit, den man genauso gut auf die heutigen Kriegsereignisse beziehen kann. In einer Art Gegenüberstellung wurde mit „Umbala“ in einer afrikanischen Phantasiesprache unserem menschlichen Harmoniebedürfnis Rechnung getragen. Die epische Ballade „Music was my first Love“ von John Miles – von Oliver Gies in einen harmonisch und rhythmisch komplexen Satz gegossen – beschreibt die Musik als Hoffnungsträger in dunklen Zeiten.

Umrundete der Chor96 zu Beginn des Konzerts das gesamte Publikum im Kirchenschiff mit einer indianischen Hommage an das Vergehen des Tages, so endete auch die Zugabe mit einer Abendstimmung am See, gesungen in rätoromanischer Sprache. Das Publikum zeigte seine Begeisterung über die Leistungsfähigkeit und Bandbreite des Chores nicht nur durch langen Applaus und Getrappel mit den Füßen, sondern brachte sie auch durch einen großzügigen Spendenbetrag zum Ausdruck: 750 Euro zugunsten der Wertacher Vereine, die sich bei der Mitfahrplattform www.fahrmob.eco engagieren (Musikkapelle, Schimmelreiter, Schützengesellschaft und Trachtenverein), können nun ausgeschüttet werden. Gertrud Knoll wünschte allen „die Einsicht, dass wir unsere Heimat schützen, indem wir zur Verkehrswende beitragen“. Weitere Vereine dürfen sich kurzentschlossen beteiligen.