wie sah das Leben im Allgäu vor 100 Jahren aus? In einem Zeitungsartikel mit dem Titel „Andere Zeiten, gleiche Sorgen“ wurde auf damalige Berichte geschaut. 1923 beklagten die Schreiber nach mehreren ungewöhnlich milden Wintern einen weiteren milden und trockenen Winter. Ein anderes Thema war die damals grassierende Inflation und die enorme Preiserhöhung bei Lebensmitteln. Darüber hinaus erstarkten damals bekanntermaßen im politischen Bereich neue Gruppierungen und Parteien.
Wenn wir das Jahr 2023 noch einmal Revue passieren lassen, so kommt uns so manches in den Sinn, was nachdenklich stimmt. Nach wie vor sind weltweit viele Menschen auf der Flucht. Die Gründe dafür sind fast immer menschengemacht - Kriege und Konflikte. Blicken wir auf die politische Landschaft in Bayern, so sehen wir, dass gewohnte Strukturen weiter bröckeln. Doch ohne den Willen, dem anderen zuzuhören, ohne den Versuch, den anderen zu verstehen, geht es nicht. Unsere freiheitliche Demokratie gründet auf Gewaltverzicht, auf Meinungsvielfalt, Toleranz und gegenseitigen Respekt.
Auch im Oberallgäu stehen wir vor Herausforderungen, denen es gemeinsam zu begegnen gilt. In diesem Jahr konnten wir einiges bewegen, wir konnten laufende Projekte weiter vorantreiben und zukunftsweisende Entscheidungen treffen.
Der Bevölkerungsstand im Landkreis erreichte in diesem Jahr einen neuen Höchststand. Mit 159.209 Einwohnern (Stand 30.06.2023) leben heute rund 10.000 Menschen mehr im Landkreis noch vor zehn Jahren; eine Entwicklung, die den Landkreis und die Gemeinden in verschiedenster Hinsicht fordert.
Solche Entwicklungen sind uns Ansporn und Verpflichtung, u.a. die Bildungsinfrastruktur weiter zu verbessern. An der Berufsschule Immenstadt konnte in diesem Jahr die neue Werk- und Sicherheitshalle in Betrieb genommen werden. In Kempten konnte nach zwei Jahren Bauzeit der Erweiterungsbau und die Sanierung des Bestandsgebäudes der Fachoberschule/Berufsoberschule termin- und kostengerecht pünktlich zum Schuljahresbeginn 2022 fertiggestellt und in Betrieb genommen werden. Zudem übernimmt der Landkreis nach intensiven Vorbereitungen mit dem Jahreswechsel 2023/24 wie vorgesehen die Sachaufwandsträgerschaft für die Realschulen Sonthofen und Immenstadt, die Gymnasien Oberstdorf, Sonthofen und Immenstadt sowie die Fachoberschule Sonthofen.
Im Frühjahr 2023 wurden die letzten drei Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet. Für eine stabile Energieversorgung sind nun andere Möglichkeiten gefragt. Nachdem dies rechtlich jetzt möglich ist, gehen wir mit der Gründung der Energiegesellschaft Oberallgäu zusammen mit den Gemeinden im Landkreis neue Wege. Damit soll die Wertschöpfung von Projekten zur Energiegewinnung in der Region bleiben.
Besonders freuen mich Fortschritte und Erfolge, die durch Zusammenarbeit vieler Beteiligter zustande kommen. Ein weiteres Beispiel ist das gemeinsame Engagement im ÖPNV mit dem Ziel, im Jahr 2026 mit neuen Strukturen und einem veränderten Angebotskonzept deutliche Verbesserungen im ÖPNV zu erreichen. Dafür laufen im Hintergrund intensive Arbeiten und Abstimmungen. Ein großes Ziel, für das dann auch nicht unerhebliche finanzielle Mittel notwendig sein werden.
Wir wollen auch im Jahr 2024 an diesen Zukunftsthemen aktiv dran bleiben, Lösungen erarbeiten und sie umsetzen.
Erst am Ende eines Jahres weiß man,
wie sein Anfang war. (Friedrich Nietzsche)
Liebe Oberallgäuerinnen und Oberallgäuer,
ich danke allen Bürgerinnen und Bürgern, die jede bzw. jeder auf ihre oder seine Art dazu beigetragen haben, dass wir die Herausforderungen unserer Zeit miteinander meistern können. Für das entgegengebrachte Wohlwollen bei allen Begegnungen sowie für die Wertschätzung der geleisteten Arbeit des Landratsamtes sage ich herzlichen Dank.
Ich wünsche Ihnen allen ein geruhsames und schönes Weihnachtsfest und für das Jahr 2024 Gesundheit, Zuversicht, Erfolg, Kraft und Freude bei der Bewältigung aller anstehenden Aufgaben.