Augsburgs Stadtteil Göggingen auf den Spuren Hessings kennengelernt

Als die gerade drei Jahre zuvor zur Stadt erhobene Gemeinde Göggingen 1972 nach Augsburg eingemeindet wurde, gab es viel Protest unter den Bürgern, erzählte der ehemalige Stadtdirektor Heinz Münzenrieder den „Freunden des Zusamtals“ bei ihrem Stadtteilrundgang zwischen der ehemaligen Nähfadenfabrik, dem Parktheater, dem Hessingzentrum und dem Ehrengrab seines Gründers. Göggingen wurde wohlhabend mit dem Aufstreben der orthopädischen Heilanstalten, die Friedrich Hessing ab der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts dort gründete. Außerdem fanden in der ehemaligen Zwirnerei und Nähfadenfabrik Ackermann annähernd 1500 Menschen Arbeit. Petra Kleber von der Arge Göggingen schilderte den Gästen anschaulich, dass auch ihre Mutter und Großmutter dort Arbeit fanden, und wie sie mit ihrer Familie in einer der Werkswohnungen in der neuen Kolonie aufwuchs. Mit der wirtschaftlichen Entwicklung der Nachkriegszeit ging der Absatzmarkt der Fabrik immer mehr zurück. Das Steueraufkommen schwand.

Augsburg aber strebte auf und brauchte vor fünfzig Jahren Platz für seine Stadtentwicklung Im Süden fand er sich mit Göggingen. Die Gebietsreform besiegelte die Verschmelzung. Heute hätte sich „das separatistische Feuer“ gelegt und man erkenne die Vorteile der Zugehörigkeit nach Augsburg, wie die bessere Anbindung ans Zentrum oder das öffentliche Versorgungsnetz, so Münzenrieder. Zum Abschluss der Führung durften die Zusamtalfreunde noch ein Kleinod Göggingens bestaunen, die denkmalgeschützte neugotische Anstaltskirche St. Johannes, die im Zuge der damaligen Baumaßnahmen Hessings von dem Augsburger „Star-Architekten“ Jean Keller 1906 errichtet wurde.