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Zusmarshausen - Der Marktbote
Ausgabe 48/2025
Kulturkreis
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Kulturkreis

Freuen sich über den Zuwachs im Archiv: (von links) Kulturbeauftragte Julia Endrös, Archivarin Angela Schlenkrich und Vorsitzende des Heimatvereins Augsburger Land e.V. Dr. Claudia Ried

Zwei Marktbücher im Fokus

Großes Interesse an Vortrag im Haus Hildegundis

Ein Blick tief in die Vergangenheit des Marktes Zusmarshausen zog am Mittwochabend zahlreiche Besucherinnen und Besucher ins Haus Hildegundis. In der Kooperations-veranstaltung zwischen ZusKultur und dem Heimatverein für den Landkreis Augsburg stellte Archivarin Angela Schlenkrich M.A. in einem spannenden Vortrag das „Marktbuch von Zusmarshausen“ aus dem Jahr 1617 sowie eine neu entdeckte, parallele Abschrift von 1746 vor – zwei Quellen, die gemeinsam ein faszinierendes Fenster in das Alltags- und Verwaltungsleben eines schwäbischen Marktortes vor rund 400 Jahren öffnen.

Das Marktarchiv bewahrt das sogenannte „Marckhts Zußmerhausen Ordnung Buech“ als eine seiner zentralen historischen Grundlagen auf. Die darin festgehaltenen Ordnungen von 1617 geben detailliert Auskunft über das Zusammenleben und die Organisation des Gemeinwesens im frühen 17. Jahrhundert. Ab 1766 dokumentierte das Marktbuch zudem wichtige Beschlüsse rund um den Grundbesitz der Marktgemeinde, um die Handwerker oder um Schlichtungen von Streitfällen, als z.B. der Müller 1739 wegen „Vorteilsnahme“ angeklagt wurde. Alles in allem ein wertvoller Wissensschatz für die lokale Geschichtsforschung.

Besondere Aufmerksamkeit erregte jedoch die zweite, 1746 entstandene Abschrift, die kürzlich als Schenkung in den Bestand des Marktarchivs aufgenommen wurde. Dieses sogenannte „Marktbuch 2“ enthält nicht nur die bekannten Ordnungen von 1617, sondern darüber hinaus bislang unbekannte Beschlüsse von Gericht und Zwölfer aus den Jahren 1630 bis 1794. Damit schließt die Quelle eine wichtige Lücke, denn die erhaltenen Marktgemeinderatsprotokolle setzen erst 1798 ein.

Schlenkrich erläuterte anschaulich, welche neuen Einblicke sich daraus ergeben: So findet sich im „Marktbuch 2“ etwa eine ausführliche Niederschrift zur Neubesetzung von Ämtern im Jahr 1747. Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den beiden Marktbüchern wurden im Vortrag ebenso beleuchtet wie ihre Bedeutung für die Ortsgeschichte, so lässt sich im bisher bekannten Marktbuch die Perspektive der Gemeinde wider, während die Niederschriften der neu entdeckten Handschrift aus Perspektive des Pflegamts erfolgten. In beiden Marktbüchern wird deutlich, wie man sich das Innenleben einer Marktgemeinde in dieser Zeit vorstellen kann. Auch wenn im Vortrag schon viele Beispiele vorgestellt wurden, bleibt noch viel zu entdecken und zu erforschen.

Im Anschluss an den Vortrag nutzte das Publikum die seltene Gelegenheit, beide Marktbücher im Original zu betrachten. Viele Besucherinnen und Besucher kamen dabei ins Gespräch mit Angela Schlenkrich sowie Dr. Claudia Ried, der Vorsitzenden des Heimatvereins für den Landkreis Augsburg e. V. Die Diskussionen zeigten: Das Interesse an lokaler Geschichte ist in Zusmarshausen ungebrochen groß.