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Amtsbote der Großgemeinde Röthlein
Ausgabe 17/2025
Kirchliche Nachrichten
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Pfarrei St. Jakobus Röthlein - 1900 - 125 Jahre Kirche St. Jakobus Röthlein

Erstmals erwähnt ist 1566 eine einfache, kleine Holzkirche mit St. Jakobus den Älteren als Patron.

Ab ca. 1744 gab es dann eine barocke Kirche nach Plänen von Balthasar Neumann.

Bis 1803 gehörte Röthlein zur Mutterpfarrei Grafenrheinfeld, danach eigene Pfarrei mit Filiale Schwebheim.

Bei 500 Katholiken im Ort zählte man regelmäßig ca. 290 Gottesdienstbesucher.

Die Kirche wurde daher zu klein. So wird berichtet, dass die jungen Männer aus Platzmangel beim Gottesdienst im Turm standen und „Unfug getrieben haben“.

Daher wurde die Kirche Ende 1892 abgerissen und der Neubau einer Kirche angegangen.

Die Gottesdienste fanden zunächst in einem großen Zelt als Notkirche auf der gegenüberliegenden Seite zwischen dem damaligen Pfarrhaus und der Gaststätte Goldener Löwe statt.

16. April 1893 erfolgte die Grundsteinlegung der jetzigen Kirche, der Grundstein ist heute noch am Turm außen zu sehen.

Der Rohbau der jetzigen neugotische Kirche wurde von 1893 bis 1895 errichtet nach Plänen des königl. Bauinspektors Thaler aus Schweinfurt.

Da Röthlein eine arme Gemeinde war wurde, um Geld zu sparen beschlossen, die Erd- und Maurerarbeiten und einen Teil der Handwerksarbeiten durch Röthleiner Bürger um Gotteslohn ausführen zu lassen. Auch das Material der alten abgebrochenen Kirche wurde wieder verwendet. Gewünscht hatten sich die Röthleiner einen 50 mtr. hohen Kirchturm, leisten konnten sie sich aber nur einen 44 mtr. hohen Turm.

Durch die enorme Eigenleistung ging der Neubau zügig voran, da unter Leitung des Baumeisters Adam Niklaus aus München, einem Röthleiner Bauernsohn, die Röthleiner Bürger „bis in die Nacht gearbeitet haben“.

Dieser schnelle Fortschritt wurde auch dadurch begünstigt, dass 1893 eines der trockensten Jahre des Jahrhunderts war.

Es wird berichtet, dass zwar ein äußerst guter Wein reifte, die übrigen Früchte aber dermaßen zurückblieben, dass viel Vieh abgeschafft werden musste.

Ende Okt. 1893 war bereits eine Segnung - keine Einweihung – des Kirchenrohbaus, damit die Gottesdienste wegen des bevorstehenden Winters wieder von der Notkirche in den Neubau verlegt werden konnten.

Die Kassettendecke war schon vorhanden, aber nicht gestrichen und die Wände waren nur geweißt. Als Altar diente der Altartisch der Vorgängerkirche.

Dies hing vor allem mit einem neuen, enormen Problem, nämlich Geldmangel zusammen. Die Kostenvorschauberechnung der Kirchenverwaltung lag völlig daneben, so dass bereits vor der Segnung im Oktober wegen Mahn- und Pfändungsbescheiden der Innenausbau zum Erliegen kam. Im Sommer 1894 kam es sogar zu Gerichtsverhandlungen wegen der Schulden. 1896 wurde die Kirchenverwaltung schließlich gerichtlich gezwungen, einen Schuldentilgungsplan zu erstellen. Um Geld zu beschaffen, wurde die Nutzung der Dachbodenfläche meistbietend an die Röthleiner Bauern versteigert, damit diese Hopfen und später Pfefferminz trocknen konnten.

Sogar Prinz Luitpold von Bayern musste den Röthleiner helfen, damit der Innenausbau weiterging. Erst durch seine Zusage von 4500 Mark ging die Innenausstattung 1898 weiter, bis plötzlich der Pfarrer Friedrich Lochner verstarb.

Dies führte zu einem erneuten Stillstand von ca. einem halben Jahr, bis unter dem neuen Pfarrer Joseph Kram die Arbeiten weitergingen.

Die Steinmeier Orgel der alten Kirche wurde wieder eingebaut, ebenso der Taufstein. Die Kirchenbänke der alten Kirche wurden auf der Empore wieder verwendet. Ebenso ist das 1860 angeschaffte und 1861 erstmals nach Dettelbach getragene Jakobustragbild aus der Vorgängerkirche. Auch die drei Glocken aus der abgerissenen Kirche wurden wieder im Turm aufgehängt.

Interessantes ist in der Pfarr. Kram 1899 erstellten „Facta Röthleinensis“ zur Aufrechterhaltung der Kirchenordnung zu lesen.

So wurde der Aufenthalt in den Gängen, an und vor der Kirchentüre und auf der Emporstiege verboten.

Nur kränkliche Personen durften sich mit Erlaubnis des Pfarrers an der Kirchentüre aufhalten.

Die Empore war zunächst dem Kirchenchor vorbehalten.

Später wurde dann die Benutzung Männern über 25 Jahren gewährt, was bei unwürdigem Betragen wieder entzogen werden konnte.

In der Aufzeichnung sind 38 Röthleiner Männer namentlich aufgelistet, welche die Empore benutzen durften.

Es kam natürlich, wie es kommen musste - einige hielten sich nicht an die Regeln.

Diese wurden wegen Hausfriedensbruch angezeigt und bekamen Geldstrafen bis zu 21 Mark - bei einem Maurerstundenlohn von 40 Pf. pro Stunde eine saftige Strafe.

Nach diesen Anekdoten zurück zur Kirchengeschichte.

Der Tag vor der Einweihung, also der 28. Juni 1900, war ein „Vorbereitungstag auf die Weihe“. Der Tag war ein Fasttag, am Morgen war heilige Messe, danach Beichtgelegenheit bis zum Abend und am Abend ein Fackelzug durch das Dorf.

Außerdem wurde das Dorf geputzt, das heißt die Dorfstraße wurde mit frischem Sand bestreut.

Am Weihetag selbst waren um 5.00, 6.00 und 7.00 Uhr heilige Messen. Um 8.00 Uhr begann die Kirchenweihe, die bis 11.45 Uhr dauerte und von 12 Geistlichen begleitet wurde. Reliquien des hl. Kilian, des hl. Justinus und des hl. Mansuetus wurden in den Hochaltar eingelassen. Der Patron der Kirche blieb wie bisher Jakobus der Ältere.

Um 14.15 Uhr nahmen dann die Gläubigen am Pfarrhaus Aufstellung, um den Bischof zu verabschieden und feierten noch eine Nachmittagsandacht.

Woher wissen wir das alles? Weil der den meisten Röthleinern bekannte Wolfgang Bernstein monatelang im Diözesanarchiv Würzburg recherchierte und dies alles als Chronik niederschrieb. Für dieses Engagement sind wir ihm von Herzen dankbar.