Selten ist eine Gemeinderatssitzung so gut besucht. Mehr als 30 Gäste haben sich im Sitzungssaal versammelt - nicht jeder fand einen Sitzplatz und das Gros beschäftigte nur ein Thema: Was passiert mit dem „Rehberger“ in der Heidenfelder Dorfmitte.
Die Gemeinde hat den ehemaligen Gasthof vor ein paar Jahren gekauft und eine Machbarkeitsstudie für die Nachnutzung beauftragt. Im Juli präsentierte Bürgermeister Peter Gehring einen Vorentwurf mit verschiedenen Varianten im Baukastenprinzip von minimal – Sanierung und Umbau zum Bürgerhaus mit Multifunktionsräumen - bis hin zu maximal mit Brauerei, Gaststätte und Dorfladen. wie es sich viele Bürgerinnen und Bürger vorab bei Dorfspaziergang, Info-Abend und Befragungen gewünscht hatten.
Allerdings wurden im Juli Stimmen laut, die genauere Erläuterungen und eine Kostendarstellung durch das beauftragte Fachbüro Schlicht, Lamprecht, Kern zur weiteren Entscheidungsfindung wünschten. Beschlossen wurde deshalb nur die Berechnung der Minimalvariante, der Auftrag für die Kostenberechnung einer weiteren, vom Gemeinderat festgelegten Variante soll folgen.
Nun lag also die Machbarkeitsstudie samt erster Kostenprognose auf dem Ratstisch – ausführlich beleuchtet in einer langen Sitzung vom Fachplanerteam Stefan Schlicht, Louisa Stückl und Annabell Zink. Louisa Stückl führte in die Thematik ein und zeigte Bilder des Ist-Zustands auf dem etwa 1200 Quadratmeter großen Areal mit dem verbliebenen zweiteiligen historischen Gebäude. Nach Abriss späterer Anbauten ist eine große Lücke entstanden, ein baulicher Missstand entlang der Dorfstraße, der behoben werden soll.
„Wir müssen zu einer Entscheidung kommen“ bringt es Bürgermeister Peter Gehring auf den Punkt; die Frage ist nun, wie Martina Braum feststellt: „Was wollen wir, was wollen die Bürger und wie ist es umsetzbar?“. (Achtung: Korrigierte Version, im Schweinfurter Tagblatt wurde dieses Zitat irrtümlich ebenfalls dem Bürgermeister zugeordnet“)
Es braucht ein gutes Konzept und das habe sein Büro, stellt Planer Stefan Schlicht fest, mit dem flexibel umsetzbaren, nachhaltig gestalteten Baukastenprinzip geliefert. Da sich die Gemeinde im Rahmen der Städtebauförderung für „innen vor außen“ entschieden hat, fließen je nach Variante satte 80 Prozent Förderung; berücksichtigt werden laut Gehring auch die Ausgaben, die die Gemeinde für den Abbruch bereits geleistet hat. Eine „göttliche Fügung“, sagt Schlicht, denn ohne die „Städtebauförderung gingen im ländlichen Raum die Lichter aus“. „Es sei kommunale Aufgabe, sagt der Architekt, Orte zu schaffen, in denen man sich wohlfühlt“ Er wirbt dafür, die Sache „mutig“ anzugehen und liefert vergleichbare erfolgreiche Projektbeispiele, die er als kalkulatorische Referenz für seine wohl recht genaue Kostenprognose heranzieht.
Die Entwürfe der verschiedenen Varianten basieren auf den Wünschen und Ideen der Bevölkerung für einen Treffpunkt im Dorf mit Gaststätte und Dorfladen – Bestandteile jenes Baukastens, den Annabell Zink dann vorstellte. So gäbe es viel Spielraum, die einfachste Ausführung – eine Bürgerstube im 270 Quadratmeter großen Bestand mit multifunktionaler Nutzung; ein angrenzender Erschließungsbau mit Treppe und Aufzug und eine anschließender Laube in Holzausführung - könnte für den nötigen Lückenschluss sorgen und eine hofähnliche Struktur schaffen. Weitere Baukastenelemente – Gaststätte, Brauerei und Dorfladen - könnten flexibel eingesetzt werden. Die Umsetzung aller Elemente würden alle Bürgerwünsche unter die drei Dächer bringen, natürlich aber auch am meisten kostet.
Die Kostenprognose für die einfache Variante mit ehrenamtlich betriebenem Bürgerhaus, Erschließungsbau und Laube, Baunebenkosten und Freifläche bezifferte Schlicht, basierend auf seinen Erfahrungen und verglichen mit den Kosten für ähnlich gelagerte Referenzprojekten auf etwa 3.3 Millionen Euro – gefördert mit 80 Prozent. Pacht- und Mieteinnahmen für Gaststätte, Brauerei oder Ferienwohnungen dagegen werden von der Fördersumme anteilig abgezogen.
Prinzipiell kam das, so Jürgen Lorenz, flexibel gestaltbare Baukastenprinzip gut an, dennoch gab es Bedenken im Gremium. So sei es wohl schwer, „Ehrenamtler“ zu finden, um das Bürgerhaus zu betreiben. Auch die finanziellen Rahmenbedingungen – gemeindliche Vorleistungen, finale Kosten, Verlässlichkeit der Förderung und deren Höhe – sorgten ebenso für Diskussionen wie die Frage nach Interessenten für Gastwirtschaft, Brauerei und Dorfladen, für den auch eine Genossenschaft in Frage käme. Auch die Ausstattung stand auf dem Prüfstand für Detlev Reusch, der generell mögliche Betreiber in ihrer finanziellen Pflicht sah.
Wie Gemeinderätin Martina Braum als Arbeitskreisvorsitzende erläuterte, stehe bereits ein Brauer in den Startlöchern – für sie ein Leuchtturmprojekt, das zu den Ursprüngen zurückführe, schließlich gab es in Heidenfeld früher eine Brauerei. Braum favorisierte die von der Bürgerschaft gewünschte „Maximallösung“ inklusive Brauerei und Dorfladen – laut Bernd Wehner finanziell schwer stemmbar. Abschließend wurde die Entscheidung vertagt. Das Gremium entschied einstimmig, das sich der Interessent für die Brauerei den Ratsgremium vorstellt, dazu sollen die Dorfladenkonzepte erneut beleuchtet werden, bevor dann entschieden wird, für welche Variante eine zweite Kostenprognose erstellt wird.