Fast drei Stunden Bürgerversammlung in der Heidenfelder Mehrzweckhalle
Pünktlich eröffnete Bürgermeister Peter Gehring die diesjährige Bürgerversammlung in der vollbesetzten Heidenfelder Mehrzweckhalle. Traditionell bietet die Versammlung ein buntes Programm mit Blick auf abgeschlossene und neue Projekte, die Finanzlage und Neuerungen in der Gemeinde. Gleichzeitig haben Bürgerinnen und Bürger dazu die Möglichkeit, das loszuwerden, was ihnen bezüglich der Gemeinde aktuell auf dem Herzen liegt.
Ganz oben auf der Agenda stand die Vorstellung der neuen Ortsbeamten und die Sicherheitslage in der Gemeinde. Mit der ist alles in Ordnung, beruhigte Polizeihauptkommissar Michael Marx zum Auftakt. Dennoch sind seit August 2023 die Ortsbeamten Carsten Frankenstein und Matthäus Koloziej im polizeilichen Nebenamt für die Großgemeinde Röthlein zuständig. Der Grund: Zur Polizeiinspektion Schweinfurt gehören neben der Stadt Schweinfurt 19 Gemeinden. Um diese nun gezielt polizeilich zu betreuen, werden dort seit einiger Zeit Beamte eingesetzt, die Präsenz vor Ort zeigen. In erster Linie fungieren sie als Ansprechpartner von Bürgermeister, Gemeinderat und Gemeindeverwaltung, an die übrigens von Polizeiseite ein dickes Lob für das herzliche Willkommen in Röthlein ging - das sei nämlich, wie beide Ortsbeamte feststellen, wohl nicht in allen Gemeinden selbstverständlich.
Seit August 2023 finden regelmäßige konstruktive Treffen statt, in denen verschiedene Themen im Gemeindegebiet besprochen werden. Carsten Frankenstein nannte hier das Parken, Konflikte mit Hundehaltern, aber auch die Einbindung in das Sicherheitskonzept beim aktuell laufenden Umbau der Grundschule. Die meisten Probleme sind, wie es Frankenstein augenzwinkernd formulierte, keine Verbrechen, sondern „Handhabungsfragen“ und die könne man nun, wie der Bürgermeister feststellte, „auf dem kleinen Dienstweg“ lösen. Beide Ortsbeamte warben für die Mithilfe aus der Bürgerschaft, man könne sie gerne ansprechen oder über die Verwaltung Dinge erfragen; bei akuter Gefahrenlage allerdings sei, so der Ortsbeamte, unbedingt weiterhin der Polizei-Notruf 110 zu wählen.
Weiter ging es dann in der Bürgerversammlung mit einem kleinen Statistikblock von Geschäftsleiter Simon Göbel. Während sich die Geburtenrate relativ konstant hält, haben die Kirchenaustritte wieder nachgelassen, die Einwohnerzahlen sind leicht, die Sterbefälle dagegen stark gesunken, ebenso wie die Eheschließungen. Kurz informierte Göbel dann über die neue Gemeinde-App und die Verlegung des Standesamtes nach Sennfeld; das Heiraten ist aber in Röthlein weiter möglich. Neben dem Bürgermeister dürfen auch seine beiden Vertreter künftig Eheschließungen vornehmen. Ab Mai 2025 sind digitalen Lichtbildaufnahmen Pflicht, die können dann beim Fotografen, aber auch im Rathaus gemacht werden; neben Gesichtsbildern können dort auch Fingerabdrücke und Unterschriften digital erfasst werden. Im Bauhof haben sich der neue Bauhofleiter Jascha März und sein Stellvertreter Andreas Schmee etabliert, seit kurzem verstärkt auch Julian Reuss nach seiner Ausbildung in Röthlein das Bauhof-Team, das aktuell immer mehr Aufgaben stemmen muss, wie der Bürgermeister feststellte und gleichzeitig „seine Leute“ in Bauhof und Verwaltung lobte und dabei die geringe Fluktuation in allen gemeindlichen Einrichtungen betonte.
Es folgte ein Rückblick auf abgeschlossene Projekte - die Renaturierung des Mühlbachs in Heidenfeld, Kanalsanierungen, Straßenaufwertungen, der Kindergarten in Heidenfeld und der Röthleiner Mehrgenerationenplatz. Die Änderung des Flächennutzungsplans ermöglicht die Errichtung von PV-Freiflächen-Anlagen und auch die Gestaltungssatzung ist auf den Weg gebracht worden.
Zur Gestaltungssatzung findet laut Bürgermeister im Januar eine eigene Sitzung statt, deshalb steht das Thema nicht auf dem Programm der Bürgerversammlung. Volker Keller monierte in diesem Zusammenhang, dass der Gemeinderat die Gestaltungssatzung trotz Unterschriftenliste „durchgezogen habe“, obwohl die drei Gemeindeteile seiner Meinung nach keinen „historischen Charakter“ hätten. Keller kritisierte dazu Ausgaben der Gemeinde, die Kämmerer Alexander Wächter präsentierte, wie die 36.000 Euro teure Brücke am Röthleiner Bürgerpark. Die wurde vom Gemeinderat gewünscht, wie Gehring erklärte, auch weil sie als Schulweg genutzt werden kann. Keller plädierte zudem dafür, „nicht jedes Projekt“ umzusetzen und die Leute „nicht übermäßig“ mit der Grundsteuerreform zu belasten. Wie Bürgermeister und Kämmerer erläuterten werde man aus Verwaltungssicht die Grundsteuer-Hebesätze, die aktuell bei 310 Prozent liegen, voraussichtlich nicht anheben. Allerdings müsse doe Situation gesamtheitlich betrachtet werden, schließlich hängt die Finanzkraft Röthleins davon ab. Die Thematik werde im Finanzausschuss vorberaten, die finale Entscheidung trifft dann der Gemeinderat Anfang Dezember. Leander Nöth bekam dann noch die gemeindlichen Personalkosten in Höhe von knapp zwei Millionen Euro nachgereicht.
Nach einem Ausblick auf die größten Projekte der nächsten zwei Jahre – die Sanierung der Grundschule, Pumptrack, Glasfaserausbau, Bürgerhaus Hirschfeld, Wohnen am Tannle und an der Sulz, die Nachnutzung des Rehbergers, die Grüne Achse in Röthlein und die Umgestaltung der Friedhöfe in Röthlein und Heidenfeld – stand dann in der knapp dreistündigen Bürgerversammlung nach abschließenden Informationen zur Kamera-Kanalbefahrung in Röthlein die Fragerunde aus der Bürgerschaft an.
Priska Stock aus Röthlein ärgerte sich über die Schaffung eines Parkplatzes in einem Wendehammer im Baugebiet "Am Elmuß". Ihrer Meinung nach wurde der Gemeinderat bei seiner Entscheidung nicht „ausreichend über die Faktenlage informiert“, der Parkplatz zudem anders eingezeichnet als beschlossen. Deshalb hat sie Klage eingereicht, die allerdings, wie der Bürgermeister informierte, in Würzburg abgewiesen wurde. Weitere Anmerkungen aus der Bürgerschaft betrafen die Flutmulde, in denen sich Totholz angehäuft hat, die Parksituation in der Bäckertorstraße (Christine Breunig), im Schleifweg und Schweinfurter Weg in Röthlein (Volker Keller) und entlang der Dorfstraße am Heidenfelder Pfarrhaus, die Hermann Hetterich als "Katastrophe" bezeichnete. Die Anmerkungen betrafen meist bekannte Probleme, die bereits bei sogenannten Verkehrsschauen besprochen und von den Verantwortlichen bewertet wurden. Teils wurde kein Handlungsbedarf festgestellt, wie Gehring mit Blick auf den Schweinfurter Weg informierte. In der Heidenfelder Dorfstraße, eine Kreisstraße und somit Landkreisverantwortung wurde dagegen eine Tempo 30-Zone eingerichtet, dazu soll - so Überlegungen - eingezeichnet werden, wo man parken darf und wo nicht. Besser noch, stellte Daniel Korbacher klar, wäre es allerdings, dort ein komplettes Parkverbot zu verhängen. Ingeborg Wegner regte eine erneute Beflaggung Richtung Schwebheim bei der Kirchweih an und Cornelia Dülg fragte nach der Barrierefreiheit (WC und Treppenlift) in der Heidenfelder Mehrzweckhalle – da sei man laut Bürgermeister gerade in der Angebotsphase. Jürgen Gollbach wünschte sich abschließend die Veröffentlichung eines größeren Plans, der detailliert aufzeigt, wo die Gestaltungssatzung genau greift.
Doch es gab auch Lob nach fast drei Stunden Bürgerversammlung: Bruno Döpfert lobte stolz den Bürgerpark als "sehr gelungen" und Wolfgang Sittler bedankte sich für die neuangeschafften bequemen Stühle und Tische in der Heidenfelder Mehrzweckhalle. Und Judith Lang schließlich freute sich über die Bank am Königmark-See, für die sie in einer früheren Bürgerversammlung geworben habe und die nun aufgestellt sehr gut angenommen werde.