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Amtsbote der Großgemeinde Röthlein
Ausgabe 49/2024
Amtliche Nachrichten
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Amtliche Nachrichten - Fahrrinnenausbaus an der Bundeswasserstraße Main

Wurzelstockhaufen als Lebensraum für Insekten und Spinnentiere (©WNA Aschaffenburg)

Steinhügel mit vorgelagerter Sandfläche (©WNA Aschaffenburg)

Die grüne Seite des Fahrrinnenausbaus an der Bundeswasserstraße Main

Die Vorbereitungen für den Ausbau der Fahrrinne des Mains in der knapp 8 Kilometer langen Stauhaltung Wipfeld sind angelaufen. Bereits im Januar und Februar dieses Jahres wurden Gehölzfällungen in den Uferabschnitten durchgeführt, in welchen später die Uferabgrabungen erfolgen werden. In den freigemachten Bereichen erfolgten zunächst Kampfmittelsondierungen, welche zur Vorbereitung der Ausschreibungen für die künftigen Baumaßnahmen erforderlich sind.

In den vergangenen Monaten wurden aber auch schon zwei große Ausgleichsflächen am Main hergestellt: auf der linken Mainseite in der Nähe des Unkenbaches und auf der rechten Mainseite unterhalb der Hirschfelder Weiher. Hier entstehen neben blütenreichen Wiesen und Feldgehölzen auch neue, wertvolle Lebensräume für Reptilien.

Auf der rund 4,3 ha großen Fläche auf der linken Mainseite wurden durch umfangreiche Erdarbeiten Geländemodellierungen durchgeführt, wodurch eine weitgeschwungene Stromtalmulde entstand, welche im Uferbereich über die dort vorhandenen Gehölzflächen an den Main angebunden ist. Das sandige Aushubmaterial wurde auf der Fläche zur Anlage von Geländewellen genutzt, auf welchen sich die für diesen Mainabschnitt typischen Trockenstandorte, sogenannte „Brennen“ entwickeln können.

Zusätzlich zu diesen Modellierungen wurden auf der Fläche verteilt besondere Lebensraumstrukturen für die Zauneidechse angelegt. Die Steinhügel bieten den Tieren Sonnenplätze und Versteckmöglichkeiten, in den tieferen Bereichen auch Überwinterungsquartiere. Die Wurzelstockhaufen bieten neben Versteckmöglichkeiten für die Zauneidechsen auch Lebensräume für zahlreiche Insekten- und Spinnenarten, von denen sich die Zauneidechsen ernähren. In den Sandflächen um die Steinhügel können die Reptilien ihre Eier ablegen und von der Sonne ausbrüten lassen.

Auf der rund 1,1 ha großen Fläche auf der rechten Mainseite blieb das vorhandene Geländerelief erhalten, aber auch hier wurden neue Habitatstrukturen für die Zauneidechse eingebracht.

Durch gruppenweise Gehölzpflanzungen werden die Flächen zusätzlich untergliedert und weitere Lebensräume für Vögel und andere Tierarten geschaffen. Mit den im kommenden Frühjahr durchzuführenden Einsaaten werden typische und standortgerechte Pflanzenarten auf die Flächen gebracht und dort zu blütenreichen Wiesen aufwachsen.

In den nächsten ein bis zwei Jahren werden sich die Flächen im Rahmen einer entsprechend durchzuführenden Pflege entwickeln, um dann die Zauneidechsen aufzunehmen, welche vor Beginn der Uferzurücknahmen aus den Böschungsbereichen umgesiedelt werden müssen.

Damit kommt das Wasserstraßen-Neubauamt Aschaffenburg einer artenschutzrechtlichen Anordnung aus dem Planfeststellungsbeschluss nach, welcher dem Fahrrinnenausbau in den Stauhaltungen Wipfeld, Garstadt und Schweinfurt zu Grunde liegt.

Gerd Karreis

Wasserstraßen-Neubauamt Aschaffenburg