Ideenreiche und harmonische Bürgerversammlung
Kurz vor dem Fest gab es in Röthlein noch eine Bürgerversammlung, die wohl schon ganz im Zeichen des Weihnachtsfriedens stand. Im dicht besetzen Hirschfelder Sportheim entwickelte sich nämlich eine „konstruktive und zivilisierte“ Diskussion mit guten Kritikpunkten und interessanten Vorschlägen, wie Bürgermeister Peter Gehring abschließend zufrieden feststellte und die vielen Bürgerinnen und Bürger mit einer „ordentlichen Portion Hoffnung“ auf den Heimweg schickte.
Gehring begann seine Ausführungen mit einem Abriss der aktuellen Projekte. Ganz oben steht da die Grundschule; das Bestandsgebäude wird generalsaniert und um drei Klassen erweitert, ein Anbau wird die Ganztagsbetreuung beherbergen. Die Kosten dafür liegen im zweistelligen Millionenbereich; ein Teil der Investitionssumme ist bereits angespart, dennoch wird wohl eine Kreditaufnahme nötig. In den nächsten Sommerferien soll der Startschuss für den ersten Bauabschnitt fallen, das Projekt wird das Gremium laut Bürgermeister in den nächsten vier bis fünf Jahren beschäftigten. Das Ganztagsbetreuungsangebot in der Grundschule ist kostenfrei, Mittagessen und Ferienbetreuung dagegen nicht. Auf Nachfrage aus dem Publikum erläuterte Gehring, dass Röthlein plane, seinen Rechtsanspruch (aktuell ab 2025) früher zu erfüllen und bereits 2023 eine Ganztagsklasse anzubieten - für die Schulkinder ist die Betreuung im eigenen Bereich, wie Gehring erläuterte, wohl erwiesenermaßen „attraktiver“.
In Heidenfeld läuft der Kindergartenausbau in vollen Zügen; bis Pfingsten wird mit einem Einzug der Regelkinder, die aktuell in der Mehrzweckhalle untergebracht sind, gerechnet, die Schulkinder sollen ab September einziehen. Doch auch im Hirschfelder und Röthleiner Kindergarten herrscht Sanierungsbedarf - dafür sind im aktuellen Haushalt bereits Mitteln eingeplant. Für das Hirschfelder Bürgerhaus wurde der Bauantrag eingereicht, im Mittelpunkt der Planungen steht hier die Barrierefreiheit – ein Thema auch für die Heidenfelder Mehrzweckhalle, wenn der Kindergarten ausgezogen ist.
Bachrenaturierung und Pumptrack sind in Heidenfeld geplant, da werden 2023 Förderungen beantragt und der Mehrgenerationenplatz soll jetzt unter neuem Planer zügig angegangen werden, schließlich muss das Projekt bis Ende 2023 fertig sein. Apropos Projekte, hier lagen „Maßnahmenkataloge mit Prioritäten“ für alle drei Ortsteile auf dem Tisch zum Mitnehmen – eine Listung möglicher Maßnahmen mit einer kurzen Analyse der Schwächen und Stärken, der Potenziale und Risiken, die im Rahmen des Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes erarbeitet wurden.
Gehring ging kurz auf den kürzlich verabschiedeten Haushalt ein, präsentierte einige Eckdaten und die wichtigsten Investitionen, neben den oben erwähnten listete der Bürgermeister das neue Röthleiner Feuerwehrfahrzeug, Kanalsanierungen und die Übernahme der Kindergartendefizite, die Röthlein lieber übernehme, „als die Gebühren zu erhöhen“.
Er berichtete von einigen „Gerüchten“ zum Thema Kloster: da gäbe es wohl einen Kaufinteressenten, der eine medizinische Einrichtung plane und auch für das Pflegeheim laufen Überlegungen, Stichwort war hier „ambulante Pflegeeinrichtung“. Letztendlich ist nichts offiziell, die Verunsicherung beim Personal allerdings wohl recht groß und eine offizielle Info von Seiten des Ordens schön, wie Gemeinderat Florian Kress bemerkte.
Einen eigenen Tagesordnungspunkt bildete die Energieversorgung der Großgemeinde
Die Energieversorgung als eigenes Thema in der Bürgerversammlung
Einen eigenen Tagesordnungspunkt bildete in der diesjährigen Bürgerversammlung die Energieversorgung der Großgemeinde, die Röthlein gerne selbst gestalten möchte und deshalb schon mal potenzielle Flächen für die Errichtung von Freiflächen-Photovoltaik über den Amtsboten abgefragt hat. Das Ergebnis: 90 Hektar, wie Bürgermeister Peter Gehring auf Anfrage aus dem Publikum erklärte, allerdings sind nicht alle gleichermaßen geeignet. Die Diskussion war rege, Matthias Schneider warb für den Erhalt landwirtschaftlicher Flächen und forderte die Einbeziehung großer Hallendächer im Gewerbegebiet, doch da fehlt der Gemeinde wohl die rechtliche Handhabe für eine nachträgliche Forderung.
Michael Noppinger warnte mit Blick in die Runde vor „Oligarchen-Investoren“ bei möglichen Energie-Projekten und warb aus eigener Erfahrung dafür, nicht nur das Geld in den Fokus zu stellen, sondern Unternehmen mit regionalem Bezug zu präferieren.
Ulrike Horn plädierte für eine Verlegung von Dachphotovoltaik auf allen gemeindlichen Gebäuden und eine Verpflichtung für alle Neubauten. Das – so Gehring – könnte schwierig werden, da viele unbebaute Grundstücke ja nach alten Vorgaben erworben wurden und man jetzt nicht neue Verpflichtungen geltend machen könnte. Gleichzeitig wünschte sich Horn gleich die Installation mehrerer Windkraftanlagen und das mit bürgergenossenschaftlicher Beteiligung – nur so könne man ihrer Meinung nach „Gegenwind„ minimieren und die nötige Akzeptanz schaffen.
Aktuell – so der Bürgermeister – ist das Gemeindegebiet mit seinen 19 Quadratkilometern kein Windvorranggebiet, möglich wäre es aber gegebenenfalls auf einem Areal zwischen Heidenfeld und Gernach; man sei aktuell dabei, Informationen einzuholen und würde auch einen sogenannten Windkümmerer gerne mit ins Boot nehmen.
Wie der Bürgermeister bemerkte, sei man mit bezüglich der regenerativen Energiemöglichkeiten „generell dran“. 150.000 Euro sind aktuell für Investitionen im Haushalt eingeplant. Wie Gehring betonte, bereite die Gemeinde den Weg vor, könne aber nicht als Unternehmer voranschreiten. Der genossenschaftliche Gedanke sei schön, er wies aber auch darauf hin, dass ein Bürgerpark auch nicht einfach so zu betreiben sei und alle Modalitäten auch Richtung Stromhandel genau zu prüfen sind.
Prinzipiell, stellte der Bürgermeister abschließend fest, wäre wahrscheinlich für all die Fragen eine eigenen Bürgerversammlung zum Thema Energie eine gute Idee.
Erwin Weiglein wunderte sich, warum der Radweg zwischen Röthlein und Schwebheim, aber nicht im großgemeindlichen Raum gestreut werde und erfuhr: das hängt damit zusammen, dass es zwischen beiden Kommunen eine vertragliche Verpflichtung gibt.
Matthias Schneider erfuhr, dass der Hirschfelder Graben 2023 ertüchtigt wird, das alte Forsthaus allerdings, wie Heinz Gschwind nachfragte, auch 2023/24 erstmals weiter vor sich „hindümpeln“ wird, der erste Abriss am Rehberger dagegen im Frühjahr 2023 angegangen wird. Eine Arbeitskreis kümmert sich um die mögliche Nachnutzung, konkret ist noch nichts, 50.000 Euro wurden im Haushalt für Planungskosten eingestellt. Judith Lang erfuhr, dass noch zwei weitere Finanzmodelle für das „Wohnen am Tännle“ vorgestellt werden und Bruno Döpfert wunderte sich über das veröffentlichte Finanzvolumen für den Badesee, doch dies sei laut Gehring nur das Ergebnis einer Studie, keine konkrete Planung. Weiter soll der Baumbestand in der Großgemeinde erhöht werden, wie Gemeinderat Detlev Reusch berichtete, außerdem sei man mit Insektenhotel, Blühstreifen, Earth Night, PV und dem geplanten Heizungskonzept in der Grundschule mit Wärmepumpe und Erdkollektoren ökologisch auf dem richtigen Weg.
Alfred Hoppe plädierte dann noch leicht verärgert für eine „Katzensteuer“ – dafür gab es zwar Applaus aber „keine rechtliche Grundlage“. Albert Hein plädierte an alle Autofahrer, in der verengten Hauptstraße nicht ständig zu hupen und Manfred Dotzel monierte die Mulcharbeiten der Gemeinde und die Bewässerung des Kreisels – da werde sich aber laut Gehring genau an die Vorgaben gehalten, außerdem haben sich laut Petra Jakob Anwohner beschwert, als nachts gegossen wurde.
„Wie man es macht, ist es falsch“ stellte die Gemeinderätin dann fest – ein wahres Wort zum Schluss.