Liebe Leserinnen, liebe Leser,
die Gedanken zum Wochenende stammen diesmal von Pfarrer Matthias Kraft von der evangelischen Kirchengemeinde Brensbach.
Wir vier Kirchengemeinden in Brensbach wünschen Ihnen ein schönes
Wochenende.
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
in meinem Büro steht eine Holzfigur des Heiligen Christophorus. Ich habe sie in unserem Archiv entdeckt, wo sie sorgfältig aufbewahrt, aber verborgen war. Schade, denn die Legende von Christophorus erzählt etwas darüber, was christliches Leben bedeutet. Zusammen gefasst lautet sie etwa so:
Es lebte einmal ein Mann, der wollte den mächtigsten König der Welt suchen, um bei ihm zu bleiben. Aber welchen Herrscher er auch traf, jedes Mal gab es einen, der noch mächtiger war. Und so suchte er weiter. Schließlich diente er sogar dem Teufel, weil auch die größten Herrscher Angst vor ihm hatten. Aber Christophorus bemerkte, dass auch der Teufel sich vor etwas fürchtete, nämlich vor dem Kreuz. Deshalb begann er, Christus zu suchen. Man sagte ihm, er sollte fasten und beten. Aber das war nichts für ihn. Denn Christophorus war ein tatkräftiger Mann, der anpacken wollte.
Darum riet ihm ein Mönch, an einen großen Fluss zu gehen, an eine Stelle, an der es keine Brücke gab, um die Leute, die über den Fluss wollten, hinüber zu tragen.
Also baute sich Christophorus eine Hütte am Fluss und brachte die Reisenden herüber. Nach vielen Jahren kam ein Kind an den Fluss, und wollte ans andere Ufer gebracht werden. Christophorus nahm das Kind auf seine Schultern und ging mit ihm ins Wasser. Aber das Kind wurde schwerer und schwerer auf ihm und er schaffte es gerade herüber. Da sagte er zu dem Kind: Hätte ich alle Welt auf mir gehabt, es wäre nicht schwerer gewesen.
Das Kind antwortete ihm: Du hast mehr als die Welt auf deinen Schultern getragen. Du hast den getragen, der Himmel und Erde erschaffen hat und der die Sünde der Welt trägt. Ich bin Christus, dem du in dieser Arbeit dienst. Und damit du siehst, dass ich die Wahrheit rede, stecke deinen Stab neben deiner Hütte in die Erde. Morgen wird er blühen und Frucht tragen. Damit verschwand das Kind vor seinen Augen. Christophorus pflanzte seinen Stab in die Erde. Und als er des Morgens aufstand, trug der Stab Blätter und Früchte.
Martin Luther hat einmal in einer Predigt über die Bedeutung der Christophorus-Legende gesagt: „Du sollst wissen, dass Christoph nicht eine Person ist, sondern ist ein Ebenbild aller Christen. Die Geschichte will nicht eine Historie sein, sondern will das christliche Leben vor Augen malen.“
Für mich bedeutet das, es geht beim Glauben an Gott nicht in erster Linie darum, immer neue besondere Erfahrungen mit Gott zu machen. Wir sollen das, was wir tun, für die Menschen zu tun, die unsere Arbeit brauchen. Und dabei können wir Gott suchen und auf ihn hoffen. Wenn es aus seiner Sicht an der Zeit ist, wird er uns begegnen. Dies kann in einer besonderen Gelegenheit sein, die wir für Gott reserviert haben, wie zum Beispiel ein Gottesdienst. Es kann aber auch an anderer Stelle sein. Wichtig ist, dass wir das, was wir tun, mit einer Offenheit für Gott tun. Denn das zeichnete Christophorus aus. Er arbeitete am Fluss, weil er Christus begegnen wollte. Insofern war das sein Gottesdienst.