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Brensbacher Nachrichten
Ausgabe 16/2024
Kirchliche Nachrichten
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Gedanken zum Wochenende

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

die Gedanken zum Wochenende stammen diesmal von Cyrille Tchamda von der Freien Christengemeinde. Wir vier Kirchengemeinden in Brensbach wünschen Ihnen ein schönes Wochenende.

Anja Encarnacao, Katholische Kirchengemeinde
Miriam von Nordheim-Diehl, Evangelische Kirchengemeinde Wersau
Cyrille Tchamda, Freie Christengemeinde
Matthias Kraft, Evangelische Kirchengemeinde Brensbach

Wie reagieren wir auf Versagen?

Johannes 21, 15-19

Als sie nun das Mahl gehalten hatten, spricht Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieber, als mich diese haben? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Lämmer! Spricht er zum zweiten Mal zu ihm: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe.

Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Schafe! Spricht er zum dritten Mal zu ihm: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb? Petrus wurde traurig, weil er zum dritten Mal zu ihm sagte: Hast du mich lieb?, und sprach zu ihm: Herr, du weißt alle Dinge, du weißt, dass ich dich lieb habe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Schafe!

Es gibt Begegnungen, um die man niemanden beneidet. Ich schreibe diese Zeilen, nachdem gestern Leverkusen im Fußball Deutscher Meister geworden ist. Nach einem 5:0 gegen Bremen gab es zwei Reaktionen: die Mannschaft aus Bremen war am Boden zerstört, während die Fans von Leverkusen das Fußballfeld stürmten, um mit einer regelrechten Freudenexplosion die erste Meisterschaft ihrer Vereinsgeschichte zu feiern. Hier traurige Gesichter, da Leute, die feiern. Dieses Zusammentreffen zwischen Jesus und Petrus gehört

wohl zu dieser Kategorie. Ich denke, dass die Jünger glücklich, erleichtert und aufgewühlt waren, als sie erfuhren, dass Jesus auferstanden ist. Aber bei Petrus überwog die Erinnerung an Jesu Gefangennahme am Gründonnerstag und an sein eigenes Versagen am Lagerfeuer im Hof des Hohepriesters. Drei Mal hatte Petrus geleugnet, dass er Jesus kennt. Dreimal hatte er den, dem er kurz zuvor noch Treue bis in den Tod geschworen hatte, verraten. Bis der Hahn krähte.

Dreimal, so schildern es die Evangelien, hatte Petrus Jesus verleugnet.

Und nun dreimal die Frage: Liebst du mich?

Es hat etwas Bedrängendes, wenn man/frau mehrfach gefragt wird: Liebst du mich? Und noch mehr Stress macht es, wenn die Liebe auch noch verglichen werden soll … Es nervt - zumindest den, der seine Gefühle nicht so auf der Zunge trägt - es nervt, wenn Liebeserklärungen eingefordert werden, gar wenn sie mehrfach gefordert werden.

Jesus hält zu Petrus - und traut ihm noch manch, ja viel, Gutes zu. Er wendet sich dem zu, der den Mut verloren hat. Er wendet sich dem zu, der vor sich selbst und in den Augen anderer jämmerlich versagte.

Das ist für mich ein wichtiger Teil der Osterbotschaft: Die Botschaft des Wiederaufstehens. Das bedeutet Leben, das ist Leben: Nach Niederlagen und Niederschlägen wieder aufstehen zu dürfen - weil Gott das Leben will - und will, dass wir leben und volles Genüge haben.

Das macht es möglich, anders und neu mit Scheitern und Versagen umzugehen.

Das nimmt uns den Druck, immer Macher und Alleskönner sein zu müssen.

Jesus bricht den Kontakt nicht ab, er nimmt den Kontakt mit Petrus vielmehr wieder auf, nachdem Petrus vorher die Beziehung verleugnet hat. Das ist Gottes Barmherzigkeit: Misericordias Domini!

Diese Einstellung sollten sich die Regierungen der Welt aktuell zu Herzen nehmen, um Eskalationen und kriegerische Auseinandersetzung zu vermeiden.

Aber auch in unseren tagtäglichen Beziehungen ist es immens wichtig, gesprächsbereit zu bleiben. Jesus ist uns ein großes Vorbild. Wer enttäuscht wurde, tendiert dazu, nicht mehr zu vertrauen, bitter zu sein, Rache ausüben zu wollen, nachtragend zu sein, nicht mehr mit dem anderen reden zu wollen. Jesus lehrt uns einen anderen, einen besseren Weg.

Jesus beauftragt Petrus sogar: Weide meine Lämmer … Übernimm Verantwortung! Kümmere dich um die Gemeinde, um deine Mitchristen und Mitmenschen.

Gott lieben meint: Verantwortung für andere zu übernehmen. Gott zu lieben bedeutet, für andere einzustehen und ihnen beizustehen.

Der Auferstandene führt Petrus aus seinem Selbstzweifel und seinen Schuldgefühlen heraus zu einem Blick in die Zukunft und gibt ihm eine verantwortungsvolle Aufgabe. Der, der versagt hat, empfängt Vergebung und einen neuen Anfang in Form einer verantwortungsvollen Aufgabe.

Petrus hat brutal enttäuscht. Auch wir enttäuschen Menschen. Menschen erfüllen oft nicht die Erwartungen anderer. Wie reagieren wir? Wie reagiert Jesus auf den enttäuschenden Petrus?

Jesus redet mit Simon Petrus. Petrus hat menschlich enttäuscht, aber viel wichtiger ist es dem auferstandenen Jesus, dass er jetzt das lernt, was das Wichtigste ist: Eine persönliche Liebesbeziehung mit Jesus Christus.

Cyrille Tchamda