Liebe Leserinnen, liebe Leser,
die Gedanken zum Wochenende stammen diesmal von Anja Encarnacao von der katholischen Kirchengemeinde. Wir vier Kirchengemeinden in Brensbach wünschen Ihnen ein schönes Wochenende.
Grenzerfahrungen - Begegnung mit dem Fremden - Theologie des Scheiterns
Haben Sie in Ihrem Leben schon einmal bittere Grenzerfahrungen gemacht?
Sind Sie schon einmal mit Ihren Bemühungen gescheitert?
Wie gehen Sie mit solchen Erfahrungen um?
Der Theologe Dr. Christian Kern hat seiner Doktorarbeit aus dem Jahr 2018 den Titel „Scheitern Raum geben“ gegeben. Er beschreibt darin Orte des Scheiterns. Einer davon ist die Insel Giglio, dort kollidierte 2012 das Kreuzfahrtschiff Costa Concordia mit einem Felsen. Andere Orte sind eine Bahnhofmission Würzburg, ein Improvisationstheater und das Recollectio-Haus von Münsterschwarzach.
In der Einleitung seiner Arbeit liest man: „Am Ostermorgen geschieht etwas Eigenartiges. Einige Frauen eilen in aller Frühe zum Grab in den Garten hinaus. Sie wollen Jesus suchen, salben und seinen Tod betrauern, denn kurz vorher ist er am Kreuz hingerichtet worden, in aller Schande gescheitert. Doch es kommt überraschend anders als erwartet. Ihr Vorhaben können die Frauen erst gar nicht beginnen, denn das Grab ist leer. Jesus ist nicht zu finden. Stattdessen begegnen sie merkwürdigen engelshaften Gestalten, die sagen, er lebe. Später taucht der Gesuchte dann selbst auf: Da ist er, Jesus als Auferstandener.
Die Evangelien erzählten es mit Bedacht. So voll mit Leben der Ostermorgen auch ist, so voll mit Glanz und Kraft, so ist er doch auch von Schatten, Suchen und – ja – Scheitern durchzogen. Denn Jesus ist zwar da, aber er kann nicht festgehalten werden. Er ist nicht abschließend zu fassen. Ebenso bleibt unklar, was genau ihm im Tod widerfahren und wie sein Geschick zu erklären ist. So beginnt dort am Ostermorgen das Eigenartige: eine unruhige Suche, Bewegungen und Aufbrüche, wo der Auferstandene, denn anderswo zu finden sei. Sie sind keine Geschichten des Erfolgs, sondern gehen ins Offene. Sie schillern zwischen Erfolg und Scheitern, Verlusten und Neubeginn. Ostern ist keine makellose Utopie des Erfolgs, sondern ein Ort zwischen Abbruch und Aufbruch.“