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Brensbacher Nachrichten
Ausgabe 18/2024
Kirchliche Nachrichten
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Gedanken zum Wochenende

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

die Gedanken zum Wochenende stammen diesmal von Matthias Kraft von der Evangelischen Kirchengemeinde Brensbach. Wir vier Kirchengemeinden in Brensbach wünschen Ihnen ein schönes Wochenende.

Anja Encarnacao, Katholische Kirchengemeinde
Miriam von Nordheim-Diehl, Evangelische Kirchengemeinde Wersau
Cyrille Tchamda, Freie Christengemeinde
Matthias Kraft, Evangelische Kirchengemeinde Brensbach

Liebe Leserinnen und Leser,

am Sonntag ist der Vorstellungsgottesdienst der diesjährigen Brensbacher Konfirmanden. Unsere acht Konfis haben in den letzten Wochen ihre Texte geschrieben, gemeinsam überlegt worum es im Gottesdienst gehen soll, welche Lieder gesungen werden und anderes mehr.

Warum machen wir uns im Konfirmationsunterricht eigentlich diese Mühe?

Weil die Konfirmation für die, die an diesem Fest ihr Konfirmationsversprechen ablegen, die volle Mitgliedschaft in unserer Kirche bedeutet. D.h. das Recht, Patin oder Pate zu werden, das Recht den Kirchenvorstand zu wählen und gewählt zu werden und andere Rechte mehr. Das ist die formale Seite.

Wichtiger ist aber die inhaltliche Seite: Die Konfirmation hat zwei wichtige Aspekte: Sie ist die Bestätigung der Taufe: Die Konfirmandinnen und Konfirmanden bestätigen mit ihrem Konfirmationsversprechen, dass sie als Christinnen und Christen leben wollen, dass ihnen der Glaube an Gott wichtig ist. Der andere ist der Konfirmationssegen. Er beinhaltet den Segen mit dem Heiligen Geist. Darum heißt es im Konfirmationssegen: „Gott schenke Euch allezeit seinen Heiligen Geist.“ Und darum ist dieser besondere Segen mit Handauflegung verbunden. Das gehört von Anfang an dazu. In der Apostelgeschichte wird oft berichtet, dass die Apostel Menschen, die getauft waren und über den Glauben an Gott unterrichtet waren, die Hände auflegten und für sie beteten, damit sie den Heiligen Geist empfingen. So heißt es z. B: in Apostelgeschichte 8:

„Dann legten sie ihnen die Hände auf, und sie empfingen den heiligen Geist.“

Darum geht es bei der Konfirmation. Segen mit Gottes Geist, Aktivierung der besonderen Gaben, die Gott jedem einzelnen Menschen geschenkt hat.

Der Segen mit dem Heiligen Geist, mit Gottes Geist ist ein besonderes Geschenk. Denn der Heilige Geist ist Gott, wie er uns Menschen unsichtbar nah kommt, unsere Zuversicht stärkt, Glauben weckt und erhält.

Der Vorstellungsgottesdienst ist ein wichtiger Schritt dahin. Er ist eine praktische Prüfung. Eine Prüfung nicht des Glaubens, sondern der Fähigkeit, sich gemeinsam, im Dialog mit einem Thema oder einem Text aus der Bibel zu beschäftigen und eine eigene Glaubensäußerung zu formulieren. Darauf legt die evangelische Kirche besonderen Wert.

Früher gab es statt des Vorstellungsgottesdienstes eine theoretische Prüfung. Da wurden die Konfirmanden Bibelverse oder Lieder abgefragt, die sie vorher auswendig lernen mussten. Viele ältere Leserinnen und Leser erinnern sich noch daran.

Die Idee des Vorstellungsgottesdienstes gefällt mir besser. Denn dabei wird nicht einfach auswendig Gelerntes abgefragt, sondern die Konfirmanden müssen selbst über ein Thema nachdenken, sich austauschen, Entscheidungen treffen, gemeinsam etwas, z. B: einen Gottesdienst auf die Beine stellen.

Für mich ähnelt die Arbeit am Vorstellungsgottesdienst deshalb sehr dem, wie das Leben in einer Kirchengemeinde sein sollte: Unterschiedliche Menschen mit verschiedenen Perspektiven und Ideen kommen zusammen, denken über den Glauben nach, über Zweifel, Hoffnungen, Tröstendes und Herausforderndes. So sollte Gemeinde sein. Dies den Konfirmanden weiterzugeben und einzuüben ist wichtig, für das Leben allgemein, aber auch für die Zukunft und für die Gestaltung der Kirche. Denn Kirche kann nur so existieren, dass sie eine Gemeinschaft, ein „Wir“ ist, in dem Menschen sich trauen, unterschiedliche Begabungen einzubringen, Neues vorzuschlagen und auch verschiedene Sichtweisen möglich sind. Glaube klappt nur im Dialog. Ich denke, der Heilige Geist, der Menschen verschiedene Gaben gibt, ist es auch, der diese Begabungen ins Gespräch bringt.

Ich würde mir wünschen, dass wir in den Familien und in der Gesellschaft, besonders aber in der Kirche wieder mehr und intensiver über unsere Überzeugungen, Glaube, Spiritualität und Lebenssinn sprechen. Im Austausch darüber gäbe es so viele Schätze zu heben und eigentlich Bekanntes wieder zu entdecken. Glaube an Gott ist so reich und vielfältig, gerade, wenn es uns gelingt, verschiedene Arten zu glauben ins Gespräch zu bringen. Etliches Neue und bisher kaum wahrgenommene will von uns entdeckt werden. Letztlich hängt davon ab, wie einladend, menschlich und lebenswert unsere Welt wird.

Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Wochenende.

Ihr Matthias Kraft