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Brensbacher Nachrichten
Ausgabe 26/2024
Kirchliche Nachrichten
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Gedanken zum Wochenende

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

die Gedanken zum Wochenende stammen diesmal von Matthias Kraft von der Evangelischen Kirchengemeinde Brensbach. Wir vier Kirchengemeinden in Brensbach wünschen Ihnen ein schönes Wochenende.

Anja Encarnacao, Katholische Kirchengemeinde
Miriam von Nordheim-Diehl, Evangelische Kirchengemeinde Wersau
Cyrille Tchamda, Freie Christengemeinde
Matthias Kraft, Evangelische Kirchengemeinde Brensbach

Liebe Leserinnen und Leser,

„Aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es.“ (Brief an die Epheser, Kapitel 2, Vers 8)

Am vergangenen Sonntag haben wir das Jubiläum der Diamantenen Konfirmation gefeiert. Einundzwanzig Konfirmierte wurden 60 Jahre nach ihrer Konfirmation noch einmal gesegnet und geehrt. Auf der Urkunde, die jeder bekommen hat, stand der oben zitierte Vers aus dem Brief des Paulus an die Epheser.

Ganz kurz wird in diesem Satz ein Gedanke zusammengefasst, an dem sich Generationen abgearbeitet haben, weil er nicht leicht zu verstehen ist. Wie entsteht eigentlich Glaube an Gott? Was muss ich machen, um glauben zu können? Zum Beispiel den Verstand an der Kirchentür abgeben? Einfach bestimmte Glaubenssätze so oft nachplappern, bis ich mich daran gewöhnt habe und sie einfach für wahr halte? Was bedeutet, dass Glaube ein Geschenk ist?

Nein, sondern: „Glaube ist ein Geschenk.“ Das ist ein gerade in den Kirchen immer wieder zu hörender Satz. Ob er verständlich ist, weil er oft gesagt wird, bezweifle ich. Aber Gewohnheit ist ja noch nicht Verständnis!

Was wird denn da nun geschenkt und von wem? Oder anders gefragt: Was ist Glaube und wo kommt der her? Das Wort Glaube bedeutet, dass man jemand Vertrauen entgegenbringt. Wenn wir sagen: „Ich glaube dir“, dann meinen wir damit: „Ich vertraue dir.“ Oder „Ich glaube an dich“, das bedeutet, ich traue dir etwas zu, ich vertraue darauf, dass du das kannst.

Wenn wir den Satz so hören: „Vertrauen ist ein Geschenk“, dann kommen wir der Sache vielleicht einen Schritt näher. Wie wird uns denn geschenkt, dass wir jemandem vertrauen können? Dadurch, dass wir erleben oder von anderen hören, der oder die ist vertrauenswürdig. Das heißt: Er oder sie ist jemand, der das tut, was er oder sie sagt. Weil das so ist, können wir vertrauen.

Auf Gott übertragen ist damit gemeint: Weil Gott zeigt, dass er verlässlich ist, können wir ihm vertrauen. Das Geschenk ist somit nicht, dass plötzlich wie aus dem Nichts in einem Menschen Glauben an Gott entsteht, sondern dass Gott selbst uns zeigt, dass er vertrauenswürdig ist, das ist das Geschenk. Die Gabe Gottes ist also, so verstehe ich den Vers, dass Gott selbst sich vertrauenswürdig verhält. Deshalb kann der Glaube, das Vertrauen nicht aus uns kommen, wie es im Text heißt, weil wir ja nicht machen können, dass Gott sich als vertrauenswürdig erweist.

Was hat es nun noch mit „Gnade“ und „selig“ auf sich?

Gnade bedeutet: Jemand schaut uns mit Wohlwollen an und handelt gut an uns, ohne dass wir es uns durch besondere Leistungen verdient haben. Es bedeutet, dass uns jemand mit einem liebevollen Blick ansieht. Gnade bedeutet auch oft, dass jemand uns nicht auf unsere Fehler und Schwächen festlegt und uns dafür zur Rechenschaft ziehen will.

Selig ist in der Gedankenwelt der Bibel ein Mensch, dem es im Herzen gut geht, der mit Gott und mit sich selbst im Reinen ist. Andere Wörter wären vielleicht glücklich oder zufrieden.

So könnte man den Satz auch so übersetzen:

Weil Gott uns mit einem liebevollen Blick ansieht, können wir glücklich sein. Wir müssen uns unser Glück nicht selbst verdienen, sondern Gott selbst will uns zeigen, dass wir ihm vertrauen können.

Ihr Matthias Kraft, Pfarrer