Liebe Leserinnen, liebe Leser,
die Gedanken zum Wochenende stammen diesmal von Matthias Kraft von der Katholischen Kirchengemeinde.
Wir vier Kirchengemeinden in Brensbach wünschen Ihnen ein schönes Wochenende.
Liebe Leserinnen und Leser,
sind Sie gedanklich schon auf den Urlaub eingestellt? Je nachdem, wo man den Sommerurlaub verbringt, sind ja einige Vorbereitungen nötig. Wer zu Hause bleibt, überlegt vielleicht, welche Tagesausflüge er machen möchte. Oder vielleicht haben Sie sich für die ruhigere Zeit ein Projekt vorgenommen, dass Sie schon immer Mal verwirklichen wollten. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich als Kind mit meinen Eltern vor jedem Sommerurlaub Grüße und einige Sätze gelernt habe. Was heißt im Urlaubsland „Guten Morgen“ oder „Auf Wiedersehen“ oder “Danke“. Meine Mutter hat darauf Wert gelegt. Man könnte einwenden, im Hotel gibt es immer Leute, die Deutsch oder Englisch können. Aber es ging dabei vor Allem um Respekt und Wahrnehmung der gastgebenden Kultur und um die Möglichkeit, zumindest ein wenig in Kontakt zu kommen und natürlich um die Neugierde, wie klingt das Leben im Urlaubsland.
Grüßen, den Anderen Wahrnehmen gibt uns soziale Sicherheit. Wer mir etwas Gutes wünscht, kann nicht mein Feind sein. Während bei uns Grüße eher kurz und knapp sind, habe ich es in orientalischen Ländern oft erlebt, dass man sich dafür Zeit nimmt. Oft folgen mehrere Grüße hintereinander. Manche Grüße haben einen religiösen Hintergrund. Wie zum Beispiel das arabische „assalamu alaikum“ zu Deutsch „Friede sei mit Euch“ oder das hebräische „schalom aleichem“ was dasselbe bedeutet. Es sind fast dieselben Wörter in beiden Sprachen.
Auch bei uns gibt es solche Grußformeln. In vielen Gemeinden ist es üblich, sich beim Abendmahl mit den Worten „Friede sei mit dir“ zu grüßen.
Manche Menschen überlegen sich besondere Grüße für besondere Gelegenheiten. Ein Meister der inhaltlich durchdachten Grüße war der Apostel Paulus. Am Ende des 2. Korintherbriefes formuliert er einen besonderen Abschiedsgruß für seine Leser: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!“
Eigentlich ist es mehr als ein Gruß, es ist eine Zusammenfassung von allem, was ihm am Glauben wichtig war. Durch Jesus wissen wir, Gott ist uns wohlgesonnen. Gnade, das ist das, wofür Jesus zu Lebzeiten stand und bis heute steht. Er schaut nicht auf die Fehler der Menschen, sondern er lenkt den Blick auf Gott, der die Welt und uns Menschen liebt. Darum ist Paulus sich sicher, dass er uns Gutes will. Und der Heilige Geist, der Geist Gottes verbindet ganz unterschiedliche Menschen zu einer Gemeinschaft. Und steht dafür, dass kein Mensch allein Glauben kann, sondern immer darauf angewiesen ist, dass andere mit ihm glauben. Denn wir brauchen alle Menschen, die uns ergänzen, in Frage stellen und gemeinsam mit uns den Glauben feiern. Darum halte ich nicht viel davon, wenn jemand sagt, er braucht keine Gemeinschaft, keine Kirche, keinen Gottesdienst, um Glauben zu können. Damit Glaube an Gott nicht vereinzelt oder sonderbar wird, braucht es den Austausch, gegenseitige Fragen, Korrektur, Kritik, Ermutigung, Anregung, die Welt anders zu sehen, nämlich mit den Augen des Gegenübers.
Gott hat uns als Beziehungswesen geschaffen. Darum brauchen wir Formen, wie wir Beziehungen gestalten. Der Gruß ist eine der einfachsten Formen, um mit anderen in Beziehung zu treten. Aber ein Gruß allein ist nicht genug. Wir brauchen den Austausch, damit wir nicht in unseren eigenen Gedankenwelten gefangen bleiben.
Darum finde ich, wir sollten die Kontakte, von denen wir jeden Tag mehr haben, als uns bewusst ist, schätzen und aktiv gestalten. Lassen Sie uns die Freude an der Begegnung kultivieren und so für die, denen wir begegnen, einen positiven Impuls setzen. Lassen Sie uns die Gemeinschaft suchen, damit wir miteinander im Austausch bleiben, im gemeinsamen Suchen und Finden von Antworten auf die Lebensfragen, die uns beschäftigen. Vielleicht ist die ruhigere Zeit der Ferien und Urlaubstage eine Gelegenheit, den Horizont zu weiten, neue Kontakte zu knüpfen, alte zu reaktivieren. Nehmen wir überall wohin wir kommen, einen starken Gruß mit. „Der Friede sei mit uns allen.“