Liebe Leserinnen, liebe Leser,
die Gedanken zum Wochenende stammen diesmal von Miriam von Nordheim-Diehl von der Evangelischen Kirchengemeinde Wersau.
Wir vier Kirchengemeinden in Brensbach wünschen Ihnen ein schönes Wochenende.
Anja Encarnacao, Katholische Kirchengemeinde
Miriam von Nordheim-Diehl, Evangelische Kirchengemeinde Wersau
Cyrille Tchamda, Freie Christengemeinde
Matthias Kraft, Evangelische Kirchengemeinde Brensbach
Liebe Leserinnen und Leser,
nun sind wir also mitten im Sommer angekommen. Es sind Ferien, und der eine oder die andere hat nun ein wenig mehr Zeit. Wozu nutzen wir sie? Ich nutze sie dieses Jahr oft zum Nachdenken, über Gott und die Welt – wie man so schön sagt. Heute bleiben meine Gedanken am Gleichnis vom verlorenen Sohn hängen. Jesus erzählt dies, um zu verdeutlichen, wie Gott ist. Sie kennen das Gleichnis bestimmt, es ist wohl das bekannteste aus der Bibel. Es beschreibt einen Mann, der zwei Söhne hatte. Eines Tages sagte der jüngere: „Vater, gib mir den Teil der Erbschaft, der mir zusteht!“ Da teilte der Vater seinen Besitz unter den beiden Söhnen auf. Nach ein paar Tagen machte der jüngere Sohn seinen ganzen Anteil zu Geld und zog weit weg in die Fremde. Dort lebte er in Saus und Braus und verjubelte alles. Als er nichts mehr hatte, da ging es ihm schlecht, und er kehrte zu seinem Vater zurück. Sein Vater war nicht etwa böse auf ihn, sondern feierte ihm zu Ehren ein großes Fest. Der andere Sohn wurde dann zornig, weil er noch nie ein großes Fest bekommen hatte. Der Vater sagte zu ihm: „Mein Sohn, du bist immer bei mir, und dir gehört alles, was ich habe. Aber jetzt mussten wir doch feiern und uns freuen! Denn dein Bruder war tot und ist wieder am Leben. Er war verloren und ist wiedergefunden.“
Ich entdecke in diesem Gleichnis an vielen Stellen uns Menschen wieder: Wir sind auch mal so, wie der eine Sohn, mal wie der andere. Keiner von uns ist perfekt. Ob wir nun treu und pflichtbewusst sind, wie der ältere Sohn, wir dafür aber neidisch sind auf andere, denen es anscheinend besser geht, obwohl sie dafür weniger Gutes geleistet haben. Oder ob wir mal Irrwegen nachgegangen sind und Fehler gemacht haben wie der jüngere Sohn – ich denke, irgendwo kann sich jeder in die Geschichte, in das Gleichnis einklinken. Und wie gut ist es zu wissen, dass wir einen Vater haben, der uns immer wieder aufnimmt, egal, welchen Weg wir eingeschlagen haben. Und ich finde gerade die Art und Weise, wie der Vater, also Gott, in diesem Gleichnis mit seinen Söhnen umgeht, großartig: Er hätte seinem jüngeren Sohn ja auch das Erbe nicht auszahlen können. Das ist ja an sich sowieso eine dreiste Forderung. Er hätte ihm den Weggang vom Hof verbieten oder ausreden können. Das macht er aber nicht. Er gibt seinem Sohn sein Erbe und lässt ihn gehen, ganz weit weg von zuhause. Er hat losgelassen, was ihm mit Sicherheit schwer gefallen ist. Er hat losgelassen, damit sein Kind seine eigenen Erfahrungen machen kann. Das hätte auch schief gehen können. Aber er hatte Vertrauen zu seinem Sohn, wollte ihn allein erwachsen werden lassen und zeigte so seine väterliche Liebe. Wir bekommen alle diese väterliche Liebe von Gott, dazu müssen wir im Vorfeld nicht viel leisten. Er liebt uns nicht, weil wir dies und jenes erreicht haben und diese Regeln befolgt haben und immer für die Kirche und das Christentum eingestanden sind. Das ist alles natürlich prima, aber Gott liebt uns vor allem einfach nur, weil wir seine Kinder sind. Gott liebt uns nicht, wenn … ! Gott liebt uns, weil …! Das ist sein Geschenk an uns alle. Damit sollten wir zuversichtlich in die Zukunft gehen, Schritt für Schritt.
Amen