Liebe Leserinnen, liebe Leser,
die Gedanken zum Wochenende stammen diesmal von Cyrille Tchamda von der Freien Christengemeinde. Wir vier Kirchengemeinden in Brensbach wünschen Ihnen ein schönes Wochenende.
Anja Encarnacao, Katholische Kirchengemeinde
Miriam von Nordheim-Diehl, Evangelische Kirchengemeinde Wersau
Cyrille Tchamda, Freie Christengemeinde
Matthias Kraft, Evangelische Kirchengemeinde Brensbach
Richter 19,14-21
14 Also zogen sie weiter. Bei Sonnenuntergang kamen sie nach Gibea, eine Stadt im Land Benjamin.
15 Dort kehrten sie ein, um zu übernachten. Sie stellten sich auf den Platz der Stadt, aber keiner bot ihnen für die Nacht seine Gastfreundschaft an.
16 Da kam ein alter Mann von seiner Arbeit auf den Feldern nach Hause. Er stammte aus dem Bergland von Ephraim und lebte als Fremder in Gibea. Die Einwohner der Stadt gehörten zum Stamm Benjamin.
17 Als er die Reisenden auf dem Platz sitzen sah, fragte der alte Mann: „Woher kommst du und wohin gehst du?“
18 „Wir sind unterwegs von Bethlehem in Juda zu einem abgelegenen Landstrich im Bergland von Ephraim“, erklärte der Mann. „Von dort komme ich. Ich war in Bethlehem in Juda und befinde mich nun auf dem Heimweg. Aber niemand hat uns für die Nacht in sein Haus eingeladen,
19 obwohl wir alles dabeihaben, was wir brauchen. Wir haben Stroh und Futter für unsere Esel und genügend Brot und Wein für uns.“ 20 „Friede sei mit dir“, sagte der alte Mann. „Alles, was du brauchst, lass meine Sorge sein. Du darfst jedenfalls die Nacht nicht hier auf dem Platz verbringen.“
21 Er nahm sie mit nach Hause und fütterte ihre Esel. Nachdem sie ihre Füße gewaschen hatten, aßen und tranken sie zusammen.
Gastfreundschaft? Geht nicht!
Die drei Reisenden in unserer Geschichte wollten bewusst nicht in einer fremden bzw. heidnischen Stadt übernachten. Was ihnen dort geschehen könnte, wussten sie nicht. Bei Heiden war man nie sicher, was sie einem antuen würden, aber unter Israeliten war davon auszugehen, dass Gastfreundschaft ein hohes Gut war. Leider ist dies hier jedoch nicht der Fall gewesen. Die Lieblosigkeit der Menschen in Jebus wird sichtbar. Zuerst verweigern sie den Fremden Gastfreundschaft, dann werden sie handgreiflich und schließlich sogar grausam und herzlos. Wir können über die Gründe nur spekulieren, weshalb die Einwohner dieser Stadt nicht gastfreundlich waren. Möglicherweise hatten sie schlechte Erfahrung mit Fremden gemacht, vielleicht waren sie schlicht nicht bereit zu teilen, weil sie davon ausgingen, selbst nicht genug zu haben, denkbar wäre auch, dass sie einfach keinen Platz hatten oder dies zumindest meinten. Mich erinnert das an die Weihnachtsgeschichte. Für den Retter der Welt selbst fand man keine Herberge. Lukas 2,7: „Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.“
Gastfreundschaft? Geht immer!
Wir wissen nicht genau, was die Beweggründe der Jebusiter waren, aber wenn wir ehrlich sind, könnten dies auch Gründe sein, die uns oftmals davon abhalten, gastfreundlich zu sein. Wiederholt haben wir schlechte Erfahrungen in der Vergangenheit gemacht und werden misstrauisch. Oder wir befürchten, selbst nicht genug zu haben; dabei wissen wir doch, dass Gott unser Versorger ist. Alles, was wir haben, haben wir von ihm empfangen.
Nur ein Fremdling findet sich bereit in Gibea, ein alter Mann, der spät von der Feldarbeit kommt, müde und gebeugt ist. Er hätte an ihnen vorbeigehen können. Aber er hebt seine Augen der Müdigkeit zum Trotz auf, sieht die Bedürftigen und beherbergt sie. Wenn wir wollen, werden wir immer genug haben, um mit Fremden zu teilen. Wie sieht es bei uns mit Gastfreundschaft aus? Sind wir bereit, unsere Vorurteile hinter uns zu lassen, unsere Höfe und Häuser zu öffnen für Menschen, die auf dem „Markplatz“ sind? Markplatz steht hier für Menschen, die in Gefahr sind, die auf der Flucht sind, die orientierungslos sind. Sind wir bereit, solche Menschen zu uns einzuladen? Mit ihnen zu teilen? Unsere Häuser, unseren Wohlstand, unseren Glauben?
Dankbar für die Gastfreundschaft!
Ich kann es nur zu gut nachempfinden, wie es einem geht, der in einem fremden Land ankommt. Neue Sprache, neue Kultur, neue Sitten. Das alles ist für den Fremden eine Riesenherausforderung. Aber der Gastgeber kann es ihm leicht machen, indem er ihm sein Haus öffnet, geduldig, freundlich und hilfsbereit ist. Ich hatte jedenfalls das Vorrecht, zahlreiche solcher Menschen kennenzulernen und bin Gott dafür sehr dankbar.
Lasst uns nicht vergessen, dass wir in gewisser Weise alle Fremde auf dieser Welt sind und immer aufeinander angewiesen sind. Die Urgemeinde sah die Gastfreundschaft als eine selbstverständliche Tugend, welche die Jünger und die Gemeinde Jesu kennzeichnen sollte. Hebräer 13,2: „Gastfrei zu sein vergesst nicht; denn dadurch haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt.“