Liebe Leserinnen, liebe Leser,
die Gedanken zum Wochenende stammen diesmal von Matthias Kraft von der Evangelischen Kirchengemeinde Brensbach.
Wir vier Kirchengemeinden in Brensbach wünschen Ihnen ein schönes Wochenende.
Liebe Leserinnen und Leser,
Ende September und Anfang Oktober feiern die Kirchengemeinden in und um Brensbach ihre Erntedank-Gottesdienste. Am 29. September werden die katholische und die evangelische Kirchengemeinde gemeinsam das Erntedankfest in der St. Markus-Kirche feiern. Der Erntedank-Gottesdienst ist ein besonderes Fest. Denn er hat als Thema die Grundlagen des Lebens: Nahrung, Kleidung und eigentlich noch viel mehr. Erntedank bringt Wachsen und Gedeihen mit Gott in Verbindung. Und das aus gutem Grund. Wir haben es als Menschen nicht in der Hand, dass es wächst, die Ernte reif wird. Was wir allerdings in der Hand haben ist, wie wir in Gottes Welt leben, ob wir uns wie respektvolle Gäste benehmen, oder wie eine Horde wilder Rabauken ohne Rücksicht auf Verluste in der Welt wüten. Gerade angesichts der zunehmenden Extremwetter wird immer deutlicher, wie abhängig wir von der Natur sind, und wie wichtig es ist, dass wir mit der Welt so umgehen, dass sie nicht noch mehr Schaden nimmt, sondern die Wunden, die wir der Schöpfung zugefügt haben, endlich heilen können. Über Jahre haben wir es vor uns hergeschoben, an unserem Lebensstil etwas zu ändern. Ob die Menschheit schnell genug umsteuern kann, ist jedoch noch nicht ausgemacht. Zu groß ist unsere Bequemlichkeit und erschreckenderweise scheint auch die Zahl derer zu wachsen, die den von Menschen gemachten Klimawandel leugnen.
Das Erntedankfest muss daher neben dem Aspekt der Dankbarkeit für die Ernte und der Bitte um den Segen für das neue Landwirtschaftsjahr auch unsere Verantwortung für die Schöpfung in den Blick nehmen. Neben den beiden traditionellen Aspekten ist der dritte Aspekt, die menschliche Verantwortung für die Schöpfung und die Notwendigkeit zur Umkehr heute von enormer Bedeutung.
In der Schöpfungsgeschichte der Bibel erfahren wir, dass Gott die Welt geschaffen und geordnet hat. Er stellt uns gewissermaßen die Lebensgrundlagen zur Verfügung. Aber er nimmt uns auch in die Verantwortung:
„Und Gott der Herr nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte.“ (1. Buch Mose, Kapitel 2)
Bebauen und Bewahren, das sind zwei Aufträge an uns aus der Schöpfungsgeschichte, die hochaktuell sind. Gott bezieht uns Menschen direkt in den Erhalt seiner Welt mit ein. Dies ist ein Ausdruck der Würde, die Gott dem Menschen zuspricht. Gott traut uns etwas zu und überträgt uns Verantwortung für seine Welt. Wir sollen die Ordnung der Welt und das Leben bewahren. Dies gelingt uns in den letzten Jahrzehnten nicht. Auch Klimakonferenzen ändern bisher wenig daran. Unser Lebensstil in den Industrieländern belastet die Erde erheblich.
Man hört immer wieder von unterschiedlichen Stellen, oft auch aus der Politik, dass Deutschland die Welt nicht alleine retten kann, wenn alle anderen weiter machen wie bisher. Das ist sicher richtig, wir alleine können es nicht. Aber wir sind für unsere Art zu leben verantwortlich.
Denn tatsächlich ist die Bibel von dem Gedanken durchzogen, dass wir Menschen Teil der Schöpfung sind, eingebunden in Gottes Welt, mit besonderer Verantwortung ausgezeichnet. Diese Verantwortung haben wir, für jeden von uns, jede Firma, jedes Land. Es wird Zeit, sich dieser Verantwortung zu stellen.
Am Erntedanktag erinnern wir uns daran, dass Gott es ist, der Wachsen und Gedeihen schenkt. Wir denken über unser Verhältnis zur Natur nach. Wir stehen nicht losgelöst über der Natur, sondern sind Teil der Schöpfung. Dies sollten wir bei unseren alltäglichen Entscheidungen bedenken. Wir können so leben, einkaufen, Auto fahren (oder wo möglich eben nicht) und unsere Umwelt gestalten, dass dies ein Ausdruck der Dankbarkeit für Gottes Schöpfung und ein Lob des Schöpfers ist. Erntedank schließt in unserer Zeit zwingend das Wissen um unsere Verantwortung für die Welt ein.