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Brensbacher Nachrichten
Ausgabe 4/2023
Kirchliche Nachrichten
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Gedanken zum Wochenende

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

die Gedanken zum Wochenende stammen diesmal von Matthias Kraft von der Evangelischen Kirchengemeinde Brensbach.

Wir vier Kirchengemeinden in Brensbach wünschen Ihnen ein schönes Wochenende.

Anja Encarnacao, Katholische Kirchengemeinde

Miriam von Nordheim-Diehl, Evangelische Kirchengemeinde Wersau

Cyrille Tchamda, Freie Christengemeinde

Matthias Kraft, Evangelische Kirchengemeinde Brensbach


Hat Gott einen Namen?

Liebe Leserinnen und Leser,

Wenn wir jemanden kennen lernen, dann gehört es dazu, dass man sich vorstellt, also seinen Namen sagt. Denn nur so können wir uns persönlich ansprechen.

Wenn wir in der Schule oder im Konfi-Unterricht über das Beten sprechen, geht es natürlich auch darum, wie wir Gott ansprechen können. Also, hat Gott nun einen Namen? Und wenn ja, wie heißt er?

Manchmal sagen die Kinder, der Name Gottes sei „Gott“. Denn oft beginnen Gebete ja mit „lieber Gott“. Natürlich können wir Gott auch mit Vater im Himmel oder Mutter im Himmel ansprechen. Viele andere poetische Anreden sind denkbar. Aber Namen sind dies nicht.

Tatsächlich erzählt die Bibel, dass Gott dem Mose seinen Namen mitgeteilt hat. Im 2. Buch Mose Kapitel 3 heißt es:

„Mose sprach zu Gott: Siehe, wenn ich zu den Israeliten komme und spreche zu ihnen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt! und sie mir sagen werden: Wie ist sein Name? Was soll ich ihnen sagen? Gott sprach zu Mose: Ich werde sein, der ich sein werde. Und sprach: So sollst du zu den Israeliten sagen: „Ich werde sein”, der hat mich zu euch gesandt.“

Der Name Gottes ist „ich bin da“ oder „ich werde (da) sein“. Das ist kein Name, wie man ihn von anderen Göttern des Alten Orients kennt. Da hießen die Götter z.B. Sonne oder Mond oder hatten echte Eigennamen, wie z.B. Marduk. Ungewöhnlich ist, wie Gott sich hier selbst vorstellt. Aber wenn wir uns die Geschichte Gottes mit dem Volk Israel anschauen, beschreibt „Ich bin da“, sehr treffend, wer Gott ist.

Gott ist nicht mit einer bestimmten Erscheinung in der Natur verbunden, auch nicht mit einer besonderen Eigenschaft, wie zum Beispiel „Barmherzigkeit“ oder „Liebe“, auch wenn es im Ersten Brief des Johannes heißt „Gott ist die Liebe“.

Gott ist viel zu dynamisch, zu lebendig, um ihn in Worte zu fassen. Dennoch sagt der Gottesname etwas über sein Wesen aus: Gott ist da. Man könnte auch sagen, er ist für uns da. Das steht für eine enge Beziehung, die Gott mit uns Menschen eingehen will. Wie Gott ist, wenn er für uns da ist, bleibt offen. Manchmal wie ein liebevoller Vater oder eine liebevolle Mutter. Mal ist er barmherzig, manchmal streng, mitleidend, ja sogar eifersüchtig oder zornig. Die Bibel nennt verschiedenste Facetten Gottes. Gott kann nicht auf eine Erscheinung oder eine Eigenschaft festgelegt werden. Denn er ist voller Dynamik und voller Geheimnisse, und ebenso geheimnisvoll ist sein Name. Daher mahnt die Bibel, Gottes Namen nicht leichtfertig zu benutzen. Im Judentum ist es üblich, den Namen Gottes überhaupt nicht auszusprechen. Stattdessen liest man da, wo in der hebräischen Bibel der Gottesname steht einfach „Herr“ oder „der Name“. Darin drückt sich Ehrfurcht und Hochachtung vor Gott und seinem Wesen aus. Der Reformator Martin Luther hat diesen Gedanken bei seiner Übersetzung der Bibel übernommen und überall da, wo im Alten Testament der Gottesname steht, diesen mit dem Wort „HERR“ in Großbuchstaben übersetzt. Wo wir in der Bibel auf dieses groß geschriebene HERR treffen, mögen wir uns daran erinnern, dass es hier um die unbändige lebendige Dynamit Gottes geht, die alles übersteigt, was wir uns vorstellen können. Und dennoch ist es ein ganz persönlich gemeintes: „Ich bin für dich da“.

Wenn die Frage auftaucht, ob Gott einen Namen hat, sage ich darum gerne: Ja, Gott hat sich einen Namen gegeben: Er hat Mose gesagt: „Ich bin der ich bin für dich da.“ Und deshalb können wir Gott im Gebet unterschiedlich ansprechen, so wie es unserer Beziehung zu ihm entspricht. Denn all das ist in seinem Namen enthalten.

Wichtig ist weniger, wie wir Gott ansprechen. Wichtig ist, dass wir ihn ansprechen. Denn darauf wartet er, weil er für jeden von uns da sein möchte.

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Woche.

Ihr Matthias Kraft, Pfarrer