Die Steuerungsgruppe der Fairtrade-Stadt Weißenhorn lud zu einem besonderen Stadtrundgang ein. Dabei wurde ein weiter Bogen von den Fuggern bis zum Fairen Handel geschlagen.
Es war die Augsburger Kaufmannsdynastie, welche die bescheidene lokale Weberei, die es in Weißenhorn schon vor der Herrschaft der Fugger gab, in weltwirtschaftliche Zusammenhänge brachte Der Barchenthandel war die Grundlage für den Aufstieg der Fugger und insbesondere Anton Fugger, seit 1525 an der „Konzernspitze“ baute seine Herrschaft Weißenhorn zu einem Welthandelszentrum der damaligen Zeit aus – nicht zuletzt errichtete er 1534 das Waaghaus, das als neue Barchentschau dienen sollte. Mit dem Blick auf das aktuell eingerüstete Waaghaus begann der Stadtrundgang, der mit der Boutique Balance, der Schranne, dem Weltladen, der Weinstube Hinträger, dem Alten Friedhof und der Montessori-Schule weitere Stationen hatte. Die Teilnehmer des Stadtrundgangs erhielten allerhand Infos rund um das Thema fairer Handel. So erklärte Franz Snehotta, Vorsitzender des Weltladen-Vereins, die Prinzipien des Fairen Handels anhand fair gehandelter Textilien oder die unterschiedlichen Fairtrade-Siegel. Die Besonderheit des Weltladens ist dabei, dass tatsächlich alle Glieder der Handelskette den Fairtrade-Richtlinien entsprechen müssen, um das WFTO-Siegel der Weltläden zu bekommen. In der Montessori-Schule, die als erste im Landkreis Neu-Ulm als „Fairtrade-School“ zertifiziert wurde, zeigte Jutta Hoffmann den von einer Schüler-AG betriebenen Weltladen und erläuterte wichtige Eckpfeiler einer fairen Bildungsarbeit. Am Friedhof wurde an die vor wenigen Jahren veränderte Friedhofsatzung der Stadt erinnert, die Grabsteine verlangt, die nachweislich ohne Kinderarbeit hergestellt wurden. Den Bogen zur Historie schlug Ulrich Hoffmann, Stadtrat und Vorsitzender des Heimat- und Museumsvereins in der Schranne, dem alten Rathaus der stolzen Bürgerstadt, dessen Kernbau in die Mitte des 14.Jahrhunderts zu datieren ist. Im Stadtbuch von 1474 – am unteren Tor kann man die Übergabe dieses Buches durch Herzog Ludwig von Bayern dargestellt sehen – wurden alle wichtigen Verhaltensregeln und Rechtsgrundsätze der Stadt festgehalten. Diese Regeln waren vor allem faire Handelsregeln und wurden jährlich am Georgstag, dem 23.April, verlesen. Die Zertifizierung zur Fairtrade-Stadt erfolgt nun nicht jährlich, aber ebenfalls in einem festgelegten Rhythmus, zu dem jeweils nachgewiesen werden muss, dass die Stadt die Kriterien einer Fairtrade-Stadt einhält. Seit 10 Jahren ist Weißenhorn nun Fairtrade-Stadt, damals war sie mit dieser Zertifizierung Vorreiter im Landkreis. Nun gilt es, die Kriterien nicht nur einzuhalten, sondern weiter zu vertiefen und auszubauen. Eine Wiederholung des „fairen“ Rundgangs im nächsten Jahr wurde von allen Beteiligten angeregt und gewünscht - eine Anregung, für die Fairtrade-Stadt-Steuerungsgruppe, die dort sicher ein offenes Ohr finden wird.