Gerätehauseinweihung: Ludwig Kirchner, August Ernst, Kilian Füßer, Max Schorr (Fahrer)
Festwochenende vom 16.06. – 18.06.2023 zum Gründungsjubiläum
Die Freiwillige Feuerwehr Schmachtenberg wurde 1873 durch den damaligen Bürgermeister Josef Neumer ins Leben gerufen. Lange vor Gründung der Wehr gab es bereits zahlreiche Verordnungen der Obrigkeit zur Feuerbekämpfung. Im 18. Jahrhundert musste beispielsweise jeder Haushalt einen Löscheimer vorhalten. 1821 bestand die Ausrüstung der Schmachtenberger aus 30 Feuereimern, zwei Feuerleitern und drei Feuerhaken. Aufgrund seiner topografischen Lage gestaltete sich die Brandbekämpfung in Schmachtenberg seit jeher als schwieriges Unterfangen. Da der Ort weder über ergiebige Quellen noch Brunnen verfügte, herrschte vor allem in den Sommermonaten akuter Wassermangel. Um Abhilfe zu schaffen, beschloss der Gemeinderat 1871 den Bau einer Wasserleitung und zehn Jahre später die Errichtung einer sogenannten Wasserweth. Dieser Löschweiher, der über Jahrzehnte das Schmachtenberger Ortsbild prägte, wurde durch die Erweiterung des Feuerwehrhauses überbaut und ist seither unsichtbar. Er bevorratet noch immer ca. 95 m³ Löschwasser für den Ortsteil.
Frauenpower
Im Zweiten Weltkrieg, als die Mannschaftsstärke auf ein Minimum sank, wurde 1944 eine Frauenfeuerwehr aufgestellt. Die neu formierte Frauenwehr, die sich sogleich bei Haus- und Fabrikbränden nach Bombenangriffen der Alliierten in Zeil und Ebelsbach zu bewähren hatte, bestand ihre Feuertaufe nach allgemeiner Lesart mit Bravour und erntete großen Respekt von ihren männlichen Kollegen. Nach Kriegsende wurde die Schmachtenberger Wehr wie andernorts wieder vollständig die Hände der Männer gelegt und es sollte bis in die neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts dauern, ehe es selbstverständlich wurde, dass auch Frauen ihren Dienst in den Feuerwehren leisten. Heute sind Frauen aufgrund des allgemeinen Personalmangels bei vielen Wehren gar nicht mehr wegzudenken. Häufig waren sie es, die den Fortbestand vieler kleiner Feuerwehren erst ermöglicht haben. Nicht nur an diesem Beispiel zeigt sich einmal mehr, dass Feuerwehren nicht gerade zu den Innovationstreibern gesellschaftlicher Entwicklungen gehören. Um auch in Zukunft für freiwillig Dienstleistende attraktiv zu bleiben, bedarf es einer Balance aus Tradition und Veränderungsbereitschaft. Von nicht mehr zeitgemäßen Befehlsstrukturen, über zu aufgeblähten Ausbildungsprogrammen für den einfachen Feuerwehrdienst bis hin zum Aufbrechen monopolartiger Strukturen bei den Feuerwehrausrüstern, um kostengünstigere Beschaffungen zu ermöglichen, besteht erheblicher Reformbedarf.
Verändertes Einsatzspektrum
Vom Gründungsjahr 1873 bis in die siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts sind im Einsatzbuch der Schmachtenberger Wehr überwiegend Scheunenbrände dokumentiert. Diese stellten eine erhebliche existenzielle Bedrohung für viele landwirtschaftliche Betriebe dar, da die wenigsten eine Feuerversicherung mit ausreichender Deckungssumme besaßen. Mit dem Siegeszug des Automobils erweiterte sich das Einsatzspektrum um Unfalleinsätze im Straßenverkehr. Damit einhergehend unterlag auch die Ausrüstung der Wehr in den 150 Jahren ihres Bestehens einem großen technischen Wandel. Während in den Anfangsjahren die Anschaffung eines von Pferden gezogenen Spritzenwagens, bei dem die Pumpe mit der Muskelkraft von vier Personen schweißtreibend betrieben werden musste, bereits als technische Innovation galt, so war die 1954 eingeweihte erste Motorpumpe, eine TS-6, ein echter Meilenstein hinsichtlich Förderleistung und Handhabung. Ab den fünfziger Jahren lösten Traktoren mit Ausrüstungsanhängern die Pferdegespanne ab. Als mit der Aufgabe vieler bäuerlicher Betriebe in Schmachtenberg diese Zugmaschinen nicht mehr allzeit zuverlässig zur Verfügung standen, wurde 1991 das erste Feuerwehrauto in Dienst gestellt.