Geschichten, die wahr sein könnten
Sein Pferd war sein Hobby und sein ganzer Stolz und dass es auch „lammsgeduldig“ war, bewies er seinen Besuchern und Freunden auf eindrucksvolle Art und Weise. Er führte seinen vierbeinigen Kameraden in die Wohnstube und dieser machte keinen „Zockerer“ als die Schreckschusspistole knallte.
So war es kein Wunder, dass man die beiden an einem Markttag durch die Stadt reiten sah um anschließend im Biergarten einzukehren. Dort stieg er schwungvoll aus dem Sattel, band die Zügel an den Gartenzaun und ließ sich am Stammtisch nieder.
Die Freunde erwarteten ihn schon, wussten sie doch, dass ihnen nun unterhaltsamen Stunden bevorstanden. Der Stammtischbruder ließ sich auch nicht lange bitten und erzählte von seinen reichlichen Erlebnissen, vor allem von seinen Reisen nach Südamerika und von den Freuden, die er dort genossen hatte.
Freilich nahm man nicht alles für bare Münze aber so spannend wie er konnte keiner erzählen. Wie im Flug verging die Zeit und als das Pferd ungeduldig mit den Hufen scharrte, wusste der Pferdehalter, dass es Zeit zum Aufbruch war.
Er merkte aber, dass er nicht mehr so sicher auf den Beinen stand, das letzte Bier war vielleicht eines zu viel. Breitbeinig – so wie eben ein Cowboy, die Arme seitlich ausgestreckt, nicht wegen der Balance – so wie eben ein Cowboy bevor er die Colts zog, schritt er durch die Tischreihen zu seinem Pferd. Ihm folgten hunderte von Augenpaaren und man hörte auch plötzlich einen Aufschrei aus hunderten von Kehlen. Was war geschehen?
Der wackere Reitersmann hatte wohl zu viel Schwung genommen, denn so wie er sich links in den Sattel schwingen wollte, rutschte er auf der anderen Seite wieder hinunter und landete unsanft im Staub.
Dem Entsetzen folgte die allgemeine Erleichterung, als der Erwin unbeschadet neben seinem Reittier auftauchte, die Zügel aufnahm und ohne die anderen Gästen eines Blickes zu würdigen, den Biergarten verließ.
Der „Cowboy“ kam natürlich weiterhin in den Biergarten – aber ohne Pferd. Als man ihn fragte, warum sein Reittier nicht dabei sei, antwortete er treuherzig: Der Gaul schämt sich.