Elf Radler tauchen in die örtliche Geschichte von Schloss und Kirche ein.
Am vergangenen Mittwoch machten wir uns wieder zu einer kulturinteressierten Radfahrt auf den Weg. Eingekleidet in unseren neuen Trikots und mit guter Laune, starteten wir am Rathaus in Zeil. Über die Hassberge, vorbei am wasserreichen Baunach-Tal, weiter in den idyllischen Itzgrund, pedalierten wir bis in das historische Untermerzbach.
Das Schloss
Unser Ziel dort, das historische Schloss und die benachbarte Kirche.
Natürlich hatten wir uns vorher schlau gemacht, um die Geschichte der Gebäude zu verstehen.
Die Schlossanlage, erbaut im 16. Jahrhundert, wird Kunz II. von Rotenhan zugeschrieben. Sein Nachfahre, Graf Karl Alexander von Rotenhan, leitete in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts den Umbau zu einem repräsentativen frühklassizistischen Landsitz ein.
Nachdem dieser Zweig der Grafen Rotenhan geadelt war, fügte dieser in seinem Namen ein zweites "t" hinzu und nannte sich fortan Grafen von Rottenhan. Diese Linie starb 1886 aus. Eine entsprechende Hinweistafel prangt an einer stolzen Eiche im Park.
1922 wurde das Schloss vom Orden der Pallottiner erworben. Vinzens Pallotti, ein römischer Priester und Vordenker für das Engagement der Laien in der katholischen Kirche, führte die Religionsgemeinschaft, die das Schloss bis 2009 als philosophische Hochschule und Noviziat (Vorbereitung auf das klösterliche Leben) nutzte.
In den Jahren 2010 und 2011 erfolgten dann Umbauarbeiten samt Hotel-Anbau, sodass das Anwesen heute als Seminarzentrum von der Berufsgenossenschaft genutzt wird.
Der Schlosspark
Auch die Außenanlagen der Schlossanlage haben historisches Flair! Das Schloss auf dem Hügel überragt das Dorf. Davor die eindrucksvollen Freitreppen- und Terrassenanlagen aus Sandstein, die den Blick über die Parkanlage mit dem alten Baumbestand freigeben. Geplant haben soll den Garten Carl Eduard Adolph Petzold (1815-1891), der auch in Diensten von Fürst Pückler europaweit solche Gestaltungsprinzipien verwirklicht hat.
Der Park ist denkmalgeschützt und öffentlich zugänglich.
Die Kirche
Vorbei an den gepflegten Fachwerkbauten im Ort radelten wir zu unserem zweiten Besuchsmagneten, der Evangelischen Kirche. Deren heutiges Erscheinungsbild existiert seit 1707 so und spiegelt die Handwerkskunst der vergangenen Jahrhunderte wider.
Außergewöhnlich ist die historische Vereinbarung: Die Kirche wird von beiden Konfessionen genutzt! Sie hat zwei Altäre! Links einen katholischen Marien-Altar, rechts einen evangelischen mit einem schlichten Jesuskreuz. Diese gemeinsame Nutzung und religiöse Toleranz hat uns sehr beeindruckt.
Fahrt und kulinarischer Zwischenstopp
Unser Tag war reich an kulturellen Eindrücken und historischen Details. Aber als Herausforderung gestaltete es sich, ein gut bürgerliches Mittagessen zu bekommen, und das in einer Gegend von zahlreichen Brauereigaststätten! Ohne Erfolg: Mittwoch geschlossen oder ab 16:00 Uhr geöffnet! Die kulinarischen Angebote dieser Art scheinen dem Zeitgeist geopfert!
Unsere Rückfahrt auf dem Itzgrund - Bahntrassenweg, begleitet von frischem Heuduft, via Maintal, nach 95 km zurück nach Zeil, wirkte mental erfrischend. Die Fülle unserer gemeinsamen kulturellen Erlebnisse zeigte uns wieder, dass unsere Ausflüge weit mehr als ein sportlicher Trip sind.