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Zeiler Nachrichten Amts- und Mitteilungsblatt der Stadt Zeil a Main
Ausgabe 17/2025
Allgemeines
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Geschichten, die wahr sein könnten

Der Günter war ein begeisterter Hobbywinzer. In seinem überschaubaren Weingarten baute er seinen Jahresbedarf an Frankenwein an und diesmal war er über die Ernte besonders erfreut.

Zum ersten Mal hatten seine Domina Rebstöcke getragen und ihm eine beachtliche Ernte beschert. Sechzig Liter erbrachte die Presse und der rote Most ruhte nun im Holzfass im Keller und sah seiner Reife entgegen – die Öchslegrade versprachen Qualität.

Der Günter war stolz auf das Ergebnis und seine Freunde freuten sich mit ihm, hatte er ihnen doch eine Kostprobe des Jungfernweines in Aussicht gestellt.

Mehrmals am Tag besuchte er den Keller und streichelte liebevoll das Holzfass in dem der Wein seiner Vollendung entgegen blubberte.

Das Fass lagerte auf einem hölzernen ehemaligen Küchenstuhl und war gut abgestützt, damit es nicht herunter rollen konnte.

Eines Morgens begab sich der Winzer wieder in den Keller. Schon als er die Kellertüre öffnete drang ihm ein starker Alkoholgeruch in die Nase und als er das Licht eingeschaltet hatte entfuhr ihm ein Schrei des Entsetzens. Der Stuhl war zusammengebrochen, das Fass zu Boden gestürzt, der Pfropfen aus dem Spundloch gefallen und der Wein im Gully verschwunden.

Der Günter war untröstlich, doch als er den ersten Schock überwunden hatte, machte er sich gleich daran einen Schemel anzuschaffen, der selbst dem Gewicht eines 100 Liter Fasses samt Inhalt stand halten würde.

Helmut Trautner