Zusammen mit den Hauseigentümern Erika und Elmar Spudeit und Bürgermeister Thomas Stadelmann enthüllten Mitglieder des Stadthistorischen Arbeitskreises die neue Gedenktafel für Franz Burger.
An ausgewählten Gebäuden in Zeil erinnern Gedenktafeln an deren besondere historische Bedeutung. Anfangs bezogen sich diese nur auf die Bauwerke selbst, doch das änderte sich im Laufe der Zeit. Mitte September kam eine neue Gedenktafel hinzu – am Haus „Lange Gasse 15“, in dem einst Franz Burger lebte. Heute gehört das Anwesen dem Ehepaar Erika und Elmar Spudeit.
Stadthistorischer Arbeitskreis
Doch wer war Franz Burger, und welche Spuren hinterließ er? Diese Fragen erforschte unser Stadthistoriker Ludwig Leisentritt. Peter Pfarr präsentierte die Ergebnisse dem Stadthistorischen Arbeitskreis und ergriff auch die Initiative zur Anbringung der Gedenktafel.
Geschätzter Politiker
Franz Burger, geboren am 28. Oktober 1836 in Zeil, war ein herausragender bayerischer Politiker und Bauernführer. Bereits 1869 wurde er mit 33 Jahren in den Bayerischen Landtag gewählt, wo er 50 Jahre lang tätig war. Sein außergewöhnliches Gedächtnis und seine Integrität brachten ihm den Spitznamen „Gedächtnis der Zentrumsfraktion“ ein. Zeitgleich wurde er Stadtrat und 1875 Bürgermeister von Zeil, ein Amt, das er 30 Jahre innehatte.
Aufschwung für Zeil
Während seiner Amtszeit setzte er sich für zahlreiche lokale Projekte ein, darunter die Eröffnung des Kindergartens in der Hoffmann’schen Stiftung und die Gründung der ersten großen Weberei in Zeil, die die Industrialisierung vorantrieb. 1894/97 sorgte er für den Bau der Bergkapelle, die zur Förderung des Fremdenverkehrs und der wirtschaftlichen Entwicklung beitrug. Als Abgeordneter im Reichstag sorgte er dafür, dass alle Eilzüge in Zeil hielten, um eine bessere Verbindung nach Berlin zu gewährleisten.
Engagement für Bauern
Sein Engagement galt auch der Bauernschaft. 1890 wurde er Erster gesamtbayerischer Bauernpräsident und setzte sich gegen radikale Bewegungen in Unterfranken ein. Trotz großer Erfolge in der Politik musste Franz Burger 1905 sein Bürgermeisteramt abgeben, nachdem ihm Zaudern beim Bau der Mainbrücke vorgeworfen wurde. Er blieb dennoch aktiv und kämpfte im Landtag erfolgreich um die Finanzierung des Brückenbaus, der 1911 abgeschlossen wurde.
Untersuchungsausschuss um König Ludwig II.
Franz Burger war auch Mitglied des Untersuchungsausschusses zur Entmündigung König Ludwigs II. Seine Einsicht in die geheimen Dokumente bestätigte die Geisteskrankheit des Monarchen, was er nach eigenem Bekunden mit ins Grab nahm. Er starb 1920 im Alter von 84 Jahren als dienstältester Abgeordneter des Bayerischen Landtags. Sein politisches Vermächtnis als unermüdlicher Kämpfer für die Interessen seiner Heimat bleibt bis heute unvergessen.