Panagiotis Chatziathanasiou (li) tritt die Nachfolge von Thomas Stockum (re) an und will „Es Lämmche“ weitestgehend im Sinne der seitherigen Konzeption weiterführen.
Erster Stadtrat Werner Seibert (re) und Timo Hamm vom Gewerbeverein (li) beglückwünschen den neuen „Es Lämmche“ - Wirt zur Wiedereröffnung des beliebten Lokals.
„Es Lämmche“ iss werre uff
Sandbach (kp). Endlich – von vielen früheren Stammgästen sehnlichst erwartet, erwachte das beliebte Szene-Lokal am Sandbacher Marktplatz „Es Lämmche“ am 1. September aus mehr als dreijährigem Dornröschenschlaf. „Wachgeküsst“ hat dieses gastronomische Juwel, das bis März 2019 als Tapas-Bar und Restaurant mit kulturellem Schwerpunkt von Thomas Stockum betrieben wurde, der griechische Gastronom Panagiotis Czatziathanasiou. Der gelernte Koch hat das Lokal von Thomas Stockum, dem Eigentümer dieser Immobilie, gepachtet und will „Es Lämmche“ mit gleichem Namen und der seitherigen Konzeption neu beleben.
Die Ursprünge dieser traditionellen gastlichen Stätte gehen auf das Jahr 1903 zurück, als in diesem Gebäude die Metzgerei Horn mit angeschlossener Gaststätte residierte. In den 1920er Jahren erwarb Jakob Stockum nach der Schließung der Metzgerei das Gebäude und betrieb die Gaststätte mit der Firmierung „Gasthaus zum Lämmche“. 1960 übernahm Rudolf Stockum das Anwesen, stockte das Gebäude für Gästezimmer auf und firmierte ab diesem Zeitpunkt als Gasthaus und Pension „Zum Lamm“. 10 Jahre säter passte sich Stockum der Nachfrage nach Gästezimmern an und sattelte ein weiteres Stockwerk auf. Und im fast schon traditionellen Zehn-Jahre Rhythmus vollendete der erfolgreiche Gastwirt 1980 seine Expansionspläne durch einen dreigeschossigen Hotel-Neubau mit Wohnung im Erdgeschoss und erweiterte damit den Beherbergungsbetrieb um 10 neue Gästezimmer mit Balkon.
Mit der Übernahme des Betriebes durch dessen Sohn Thomas begann 2000 eine neue Ära. Ab diesem Zeitpunkt hieß das Lokal wieder „Es Lämmche“ und Thomas Stockum startete mit einem neuem Konzept. Neben Gerichten der traditionellen Küche waren auch meditterane Snacks (Tapas) auf der Speisekarte zu finden und ein Catering-Service rundete das Angebot ab. Auch in baulicher Hinsicht sorgte Stockum für eine nachhaltige Aufwertung des Lokals. So knöpfte er sich bereits ein Jahr nach der Übernahme die seit Jahrzehnten ungenutzte Räumlichkeit der ehemaligen Metzgerei vor und erweckte diese zu neuem Leben. Entstanden ist dabei ein weiterer Gastraum in rustikalem historischem Ambiente mit dem Prädikat „Romantik Pur“, der, als Weinkeller deklariert, die Möglichkeit für Events Feiern in kleinerem Rahmen eröffnete. Mit der Realisierung dieses Projektes in Eigenleistung erwies sich der Lämmche-Wirt auch als handwerkliches Multitalent. Dies gilt gleichermaßen für den Anbau eines Wintergartens auf der Fläche des seitherigen Biergartens im Jahr 2006. Ein Jahr später trat mit Andrea Heil eine Lichtgestalt in das Leben des Lämmche-Wirtes. Als Lebensgefährtin und später als Ehefrau, 2012 wurde Hochzeit gefeiert, brachte sich die gelernte Arzthelferin mit großem Engagement vollumfänglich ein. Mit kreeativen Ideen polierte sie das „Infit“ der Location auf, kümmerte sich um das Personal, formte das Lämmche-Team zu einer intakten Familie und wurde zur „Seele des Hauses“.
Über die Ortsgrenzen hinaus berühmt wurde „Es Lämmche“ jedoch durch seine kulturellen Aktivitäten. Als aktiver Hobby-Musiker ist Thomas Stockum in der Szene bestens vernetzt. Dies eröffnete neben Ausstellungen regionaler und überregionaler Künstler sowie Comedy-Inszenierungen auch die Verpflichtung hochkarätiger Musiker und Bands aus dem In- und Ausland. Daneben diente „Es Lämmche“ auch heimischen und regionalen Musikgruppen als „Startrampe“. Dies alles hat letztlich dazu geführt, dass die einstige Dorfkneipe im Laufe der Jahre zum „Kulturtempel“ mit Kultstatus mutierte.
Bis März 2019 hat der Betrieb unter Volllast bestens funktioniert. Dann kam Corona und sorgte für ein ebenso ungewolltes wie überraschendes Aus. „Die damit verbundenen Auflagen waren für die Gäste nicht zumutbar und verhinderten einen wirtschaftlichen Betrieb. Deshalb haben wir schweren Herzens dicht gemacht“, so Thomas Stockum, der nach diesem Hiob auf sein zweites Standbein zurückgreifen konnte. Als gelernter Heizungs-, Sanitär- und Klimatechniker machte er sich als Einmann-Betrieb selbstständig und ist auch in dieser Branche erfolgreich. Ehefrau Andea kümmert sich indes nicht minder erfolgreich um den Betrieb des 15-Zimmer-Hotels.
Mit der Verpachtung an Panagiotis Chatziathanasiou glaubt Thomas Stockum einen geeigneten und fachlich qualifizierten Nachfolger gefunden zu haben. „Ich werde in der Tradition von „Es Lämmche“ weitermachen und im Wesentlichen die seitherige Konzeption beibehalten“, so der Grieche, der als zertifizierter „Food & Beverage“ - Manger dafür beste Voraussetzungen mitbringt und als Hotel- und Restaurant- Manager umfangreiche Erfahrungen gesammelt hat. „Nach und Nach, Stück für Stück willich den Level der vergangenen Jahre erreichen“, formuliert der Stockum-Nachfolger seine Zielsetzung. Dies gelte sowohl für den Restaurant – als auch den kulturellen Bereich. Ein Versprechen des Pächters wird bereits bei der Wiedereröffnung des Lokals eingelöst: Das beliebte „Gräfi“, ein vollmundiges Schankbier aus der Fränkischen Schweiz (Lindenbräu Gräfenberg) bleibt im Ausschank und wird auch künftig frisch gezapft den Durst vieler Gäste stillen.
Die Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag und sonntags von 17 bis 23 Uhr, Freitag und Samstag von 17 bis 01 Uhr, Montag Ruhetag.
Bericht & Fotos: Wolfgang Kraft