Die jährliche Mitgliederversammlung des mittelfränkischen Landschaftspflegeverbandes führte Mitglieder und Gästen dieses Jahr in den Hallerhof in der Gemeinde Buckenhof bei Erlangen. Vorsitzender Gerhard Wägemann konnte neben der Ortsbürgermeisterin Astrid Kaiser, den stv. Landrat Dr. Martin Oberle, die stv. Bezirkstagpräsidentin Christa Heckel und den Fürther Landrat Bernd Obst als Vorstandsmitglied begrüßen. Wägemann verwies dabei aber auch ganz bewusst auf die äußerst zurückliegenden turbulenten Wochen, die den Verband belastet und verunsichert haben. Er verwies dabei auf die hochproblematische Situation, dass die „Kunden“ des Landschaftspflegeverbands nicht mehr bedient werden konnten. Wenn die Gelder aus München plötzlich nicht mehr kommen, können auch die Rechnungen für die pflegenden Landwirte nicht mehr beglichen werden. Er betonte aber auch, dass die Geschäftsstelle alles daran setzt diese ungute Situation in den Griff zu bekommen. Zudem hob er nochmal das hochwirksame Zusammenarbeiten in der den Verband tragenden Drittelparität aus Landwirtschaft, Naturschutz und Kommunen hervor. Er unterstrich dabei die äußerst wertvolle Unterstützung der Arbeit des Verbandes durch alle kommunalen Ebenen von Gemeinden, Landkreisen und Bezirk.
In den Grußworten betonte die stellvertretende Bezirkstagpräsidentin Christa Heckel, dass trotz finanzieller Herausforderungen die Unterstützung für den Landschaftspflegeverband von Seiten des Bezirks stabil bleibe. Der stellvertretende Landrat Dr. Martin Oberle zeigte auch wegen der vielfältigen Landschaftsräume im Landkreis Erlangen-Höchstadt die Notwendigkeit der Pflege der Kulturlandschaft auf. Der Landkreis setzt dabei auch weiterhin auf die gute Zusammenarbeit mit dem Landschaftspflegeverband. Auch die Buckenhofer Bürgermeisterin Astrid Kaiser lobte die gute Kooperation gerade auch im Hinblick auf die Wissensvermittlung über ökologische Zusammenhänge.
Geschäftsführer Klaus Fackler erläuterte den Anwesenden die Vielzahl der 2024 durchgeführten Projekte und Maßnahmen. Einer der Schwerpunkte waren dabei wieder die Sicherung der Magerrasen auf der Frankenhöhe und im Altmühltal gemeinsam mit den örtlichen Hüteschäfern. Das Thema Streuobst begleitet die Arbeit des Verbandes seit seiner Gründung. Auch hier konnten im Rahmen des bezirksweit laufenden Projektes „Streuobst für Mittelfranken“ alte Obstbäume durch Pflege gesichert und wieder viele neue Bäume in die Kulturlandschaft gebracht werden. Dabei wurde großer Wert auf die Durchführung von Baumschnittaktionen gelegt, um wieder mehr Menschen mit der Pflege von Obstbäumen vertraut zu machen. Ein weiterer Schwerpunkt im nördlichen Mittelfranken waren wieder die Sicherung der Sandlebensräume z.B. mit der Beweidung mit Przwalskipferden in Tennenlohe.
Allerdings verwies Fackler auch auf die inzwischen sehr prekäre Finanzsituation bei den Fördermitteln für Landschaftspflege. Ein vom Umweltministerium Ende 2024 ausgerufener Maßnahmenstopp hat fast die kompletten Wintermaßnahmen des Verbandes, wie Heckenpflege und Entbuschungen von wertvollen Flächen ausfallen lassen. So kann derzeit nur ein Notprogramm gefahren werden, da deutlich weniger Mittel aus München kommen. Der Verband muss deshalb derzeit einen großen Teil seiner Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken.
Momentan wird auf der politischen Bühne in München intensiv argumentiert, um die wichtige Arbeit des Landschaftspflegeverband Mittelfranken zum Erhalt der Artenvielfalt in unserer Kulturlandschaft zusammen mit den Landwirten, Kommunen und Naturschutzaktiven fortsetzen zu können. Gerade Maßnahmen zum inzwischen deutlich wahrnehmbaren veränderten Wasserhaushalt in der Landschaft und zur Anpassung an den Klimawandel sind wichtige Zukunftsaufgaben, denen sich der Verband mit seinen Partnern stellen will.
In einem auch im Wortsinn brandaktuellen Einschub berichteten die beiden Gebietsbetreuerinnen Wieky Bromisch und Verena Fröhlich über den Stand des Brandes im Bereich des Wildpferdegeheges. Die Löschhubschrauber mussten zur Brandbekämpfung im Gehege mit Wasser befüllt werden, was natürlich zu einer erheblichen Stresssituation für die Weidetiere führte. Durch eine regelmäßige und auch zeitintensive Überwachung konnte ein Ausbrechen der Urwildpferde verhindert werden. Inzwischen hat sich die Gesamtsituation glücklicherweise deutlich entschärft und es kann von Seiten des Beweidungsprojektes Entwarnung gegeben werden, berichteten die beiden zuständigen Mitarbeiterinnen des Verbandes.
Im anschließend von Till Scholl vorgetragenen Kassenbericht für 2024 konnte wieder von einem Haushaltvolumen von über 4 Mio Euro für Landschaftspflegeprojekte in Mittelfranken berichtet werden. Er betonte dabei ausdrücklich, dass dies nur dank der großen Unterstützung durch den Bezirk Mittelfranken möglich war. Sein Ausblick auf 2025 fiel dabei deutlich reservierter aus. Aufgrund der prekären Mittelsituation aus München konnte er hier nur einen deutlich eingedampften Sparhaushalt mit vielen Fragenzeichen vorstellen.
Dennoch stiegen die Referenten Eva Schmid, Till Scholl und Klaus Fackler in einem kurzen Vortrag nochmal ins Fachliche ein, um von Erfolgen zum Schutz hochbedrohter Arten wie der Berghexe am Hahnenkamm, dem Schmetterlingshaft im Taubertal oder dem Laubfrosch bei Feuchtwangen zu berichten.
In der abschließenden Diskussion bedankte sich Beate Krettinger, die Landeskoordinatorin der bayerischen Landschaftspflegeverbände, insbesondere bei Gerhard Wägemann für die große Unterstützung auch auf Landesebene zur Sicherung der Landschaftspflegemittel. Ebenso brachte Vorstandsmitglied Gisela Niklas ihren Dank für das gesamte Team des Landschaftspflegeverband Mittelfranken zum Ausdruck in diesen schwierigen Zeiten zusammen zu stehen, um diesen unglaublichen Zustand gemeinsam zu meistern.
Nach der Versammlung lud der Verband die Versammlungsteilnehmer noch zu einem kurzen Spaziergang zur „Oberen Büch“ nur ca. 250 m entfernt ein.
Bürgermeisterin Astrid Kaiser und unsere Mitarbeiterin Karin Klein-Schmidt führten dabei über eine große Ökokontofläche, auf der blütenreiche Wiesen und Sandmagerrasen angesät sowie 35 Obstbäume und 10 Heckenstücke gepflanzt wurden. Ein Teil der Fläche ist dabei bereits als Ausgleichsfläche für den Bau des nachhaltigen Wohnquartiers „Obere Büch“ der Joseph-Stiftung Bamberg zugeordnet.
Außerdem wurde hier zusammen mit der Gemeinde Buckenhof und mit Förderung durch den „Verein für Naherholung und Landschaftspflege um Erlangen e.V.“ im Herbst 2024 ein Biodiversitäts-Lehrpfad erstellt. Die Teilnehmer der Exkursion zeigten sich sehr angetan von dieser Naturoase am Rand von Buckenhof.