Wo sich Eisvogel, Biber und Blauflügelige Ödlandschrecke „Gute Nacht“ sagen.
Zur Einweihung des Biodiversitätslehrpfads begrüßte erste Bürgermeisterin Astrid Kaiser neben Landrat Alexander Tritthart einige Bürgermeister aus dem Landkreis und mehrere Gemeinderäte aus Buckenhof und den Nachbargemeinden. Dr. Peter Pröbstle, Präsident der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft kam in Begleitung des Geschäftsführers des Vereins für Naherholung und Landschaftspflege um Erlangen e.V.
„Zwischen Erlangen und dem Sebalder Reichswald wurde in Zusammenarbeit mit dem Landschaftspflegeverband Mittelfranken ein Lehrpfad für alle Erholungssuchenden und Interessierten in Buckenhof geschaffen“, so Astrid Kaiser, erste Bürgermeisterin Buckenhof. „Er ist gut erreichbar in Laufweite der Bushaltestelle „Busbahnhof Buckenhof/Spardorf“ und kann dadurch zum Beispiel auch eine spannende Zwischenstation für Besucherinnen und Besucher auf dem Weg in den Reichswald sein. Spannend dabei ist, dass sich auf überschaubarer Fläche gleich drei unterschiedliche Ökosysteme finden. Im Rahmen des Biodiversitätspfades wurden nun informative, hübsch gestaltete Infotafeln aufgestellt, zu den Themen Lebensraum Obstwiese – Oase der Vielfalt, das Leben am Fluss – die Schwabach-Aue und die Fränkische Wüste – Lebensraum für Spezialisten.
Ergänzt wurden diese Informationspäckchen noch mit einer vierten Tafel dem Thema Wiesen und Äcker – lebendige Kulturlandschaft. Denn in den Gesprächen mit Bauern vor Ort wurde schnell klar, dass es nur gemeinsam geht. Auch diese Kulturlandschaft aus der wir unsere Lebensmittel beziehen, leidet, wenn Besucher nicht Rücksicht auf diese nehmen. So ist ein schöner, mit feinem Felsenkies belegter Pfad gelegt worden, der sehr wenig Einfluss auf die Natur nimmt, aber doch den Besuchern ermöglicht, trockenen Fußes durch die Wiese zu gelangen. Die vier Tafeln wurden links und rechts des Pfades angeordnet. Sie enthalten vielseitige und interessante Informationen zu den unterschiedlichen Habitaten und immer Verhaltenshinweise mit einer Begründung, warum die Bürger gebeten werden, sich entsprechend zu verhalten. Kleine Karten zur Lage und Bilder zu typischen Pflanzen und Tieren ergänzen die Tafeln. Hinweise mit QR- Codes runden das Konzept ab und sind für diejenigen gedacht, die neugierig geworden sind, und sich noch weiter mit den Themen beschäftigen wollen. Als Verweilmöglichkeit wurde am Rande der neu angelegten Obstbaumwiese noch ein kleiner halbrunder Platz mit Sandsteinquadern geschaffen. Eine Säule mit vier Würfeln zum Drehen, lädt dazu ein, Unterschiede in Blüte, Blatt, Frucht, Baumrindenstruktur und Silhouette von Apfel-, Kirsch-, Zwetschgen- und Birnbaum zu erkunden. Wer öfter kommt, kann auf den kleinen Schildern, die an jedem der 35 Obstbäume angebracht wurden, nicht nur den Namen der jeweiligen Sorte entnehmen, sondern bekommt auch eine Info, wann die jeweilige Sorte reif ist und wie diese schmeckt. Die Kosten von insgesamt knapp 21 Tausend Euro entstanden im Wesentlichen durch die Herstellung und fachliche Gestaltung der Tafeln und der Drehsäule (ca. 70 % der Kosten). Auf Erdhub- und Kiesarbeiten sowie Material für den Pfad entfielen ca. 20 % der Kosten. Inhaltlich begleitet wurde das Projekt durch den Landschaftspflegeverein Mittelfranken (ca. 10 % der Kosten).
Die Vorbereitungen zur Aufwertung dieses bestehenden Naturareals wurden bereits im Herbst 2024 begonnen. Mit dem Neubau des „Obere Büch Quartiers“ verfolgte die Gemeinde in den Planungen für das Wohnprojekt das Ziel direkt im angrenzenden Bereich sowohl die für den Bau notwendigen Ausgleichsflächen, als auch einen Mehrwert in der Natur für die Bewohner und alle Bürger zu schaffen und vor allem diesen besonderen Naturraum auf Dauer zu erhalten. Ein Teil der Fläche ist dabei als Ausgleichsfläche für den Bau des nachhaltigen Wohnquartiers „Obere Büch“ der Joseph- Stiftung Bamberg zugeordnet. Das Entwicklungskonzept der Flächen erstellte als Landschaftsplaner Dipl.-Ing. Bernhard Walk von Grosser-Seeger & Partner, Nürnberg.
Für die großzügige Förderung des Biodiversitätslehrpfads von 10.000 € bedankte sich Bürgermeisterin Astrid Kaiser bei den Gästen des „Vereins für Naherholung und Landschaftspflege um Erlangen e.V.“
Einen besonderen Dank richtete Kaiser an den ehemaligen Bürgermeister der Gemeinde Buckenhof, Herrn Georg Förster, der durch Flächentausch und Flächenschenkung an die Gemeinde sowie die Einräumung von Dienstbarkeiten zur Nutzung seiner privaten Flächen erst die Möglichkeit für die Ausgestaltung des Naturraums schuf. Er darf wohl als Urheber des Lehrpfades bezeichnet werden, da er sich für die Ausschreibung des Architektenwettbewerbs im Jahr 2017, einem anschließenden Workshop zur Einbindung von Vertretern aus Gemeinderat und der Bürgerschaft und der Sammlung von Ideen für diese besondere Konzeption einsetzte.
Georg Förster selbst betonte, dass er die Flächen gerne zur Verfügung gestellt habe. Er habe einen hohen Bezug zur Natur, und sei ein ökologisch denkender Mensch. Er habe schon immer für Naturerhalt gekämpft, sowohl für die Allgemeinheit, die Gemeinde Buckenhof und auf seinen eigenen Flächen. So wolle er aber auch Bürgern den Zugang zur Natur ermöglichen und für die Zukunft sichern. Der Schutz insbesondere des Uferrandes und der Schwabach-Auen ist durch Verlegung des für die Bürger gewohnten Weges, auf das höher gelegene Niveau beim Naturlehrpfad jetzt deutlich verbessert worden. Zuletzt formulierte Förster den Wunsch an die Bürger, den dicht an der Schwabach und an seinem Grundstück gelegenen „alten Weg“ in Zukunft nicht mehr zu nutzen, sondern die schöne Alternative des Naturlehrpfads anzunehmen.
Landrat Alexander Tritthart äußerte sich in seinem Grußwort sehr erfreut über die Schaffung dieser stadtnahen Naturoase. „Erhalt und Wertschätzung von Natur und Umwelt sind ein Gewinn für die Erholungssuchenden, nicht nur aus Buckenhof, sondern auch aus der Umgebung. Der Einsatz zum Schutz für die Natur kann nicht hoch genug eingeschätzt werden und ist elementar für unseren Lebensraum und unser direktes Wohnumfeld. Für kommende Generationen muss unsere Natur erhalten werden. Um sie erlebbar und erfahrbar zu machen, auch für Menschen, die bisher wenig Zugang zum Thema hatten, ist dieser Naturlehrpfad ein ausgesprochen schönes Projekt.“
Dr. Peter Pröbstle hob die Bedeutung des Naturerhalts unter Verweis auf den Forst und den aktuellen Flächenbrand im Tennenloher Forst hervor. Es sei dringend notwendig das Augenmerk auf vermehrt auftretende Naturereignisse zu legen und den schonenden Umgang für unsere Natur und unseren Lebensraum allen Bürgern ins Bewusstsein zu bringen. Deshalb begrüße er die Entstehung des Buckenhofer Naturlehrpfades und die Schaffung der muldenförmigen Eintiefung in der Aue als Flutmulde Richtung Schwabach, eine ansprechende Bereicherung mit Erkenntnisgewinn auf dem Weg in den Reichswald.
Frau Klein-Schmidt vom Landschaftspflegeverband Mittelfranken betonte in ihrem Redebeitrag die gute Zusammenarbeit der Beteiligten. „Selbst der Kindergarten war von Frau Kaiser zur Pflanzung der Obstbäume im letzten Herbst mit einbezogen, das hat allen viel Spaß gemacht“. Entscheidend für die Arbeit des Landschaftspflegeverbandes sind aus Ihrer Sicht die Akteure Vorort, wie die Landwirte und die gemeindlichen Bauhöfe, die tatkräftig bei den Erdarbeiten und der Bewässerung eine große Unterstützung darstellen. Für den Landschaftspflegeverband, der sich um Merkmale unserer regionaltypischen Natur kümmert und dabei gerne die Kommunalvertretungen unterstützt, ist das Projekt sehr wichtig.
Allerdings gibt es auch Wermutstropfen für die Arbeit so Klein- Schmidt: „Leider stehen wir aktuell vor einer sehr prekären Finanzsituation bei den Fördermitteln für Landschaftspflege. Ein vom Umweltministerium Ende 2024 ausgerufener Maßnahmenstopp hat fast die kompletten Wintermaßnahmen des Verbandes, wie Heckenpflege und Entbuschung von wertvollen Flächen ausfallen lassen. So kann derzeit nur ein Notprogramm gefahren werden, da deutlich weniger Mittel aus München kommen. Der Verband muss deshalb derzeit einen großen Teil seiner Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken. Aktuell wird auf der politischen Bühne in München intensiv argumentiert, um die wichtige Arbeit des Landschaftspflegeverband Mittelfranken zum Erhalt der Artenvielfalt in unserer Kulturlandschaft zusammen mit den Landwirten, Kommunen und Naturschutzaktiven fortsetzen zu können. Gerade Maßnahmen zum inzwischen deutlich wahrnehmbaren veränderten Wasserhaushalt in der Landschaft und zur Anpassung an den Klimawandel sind wichtige Zukunftsaufgaben, denen sich der Verband mit seinen Partnern stellen will.“
Bevor es zum kulinarischen Teil der Veranstaltung überging, bedankte sich Bürgermeisterin Astrid Kaiser bei allen Akteuren die zum Gelingen des Biodiversitätslehrpfades beigetragen haben und bei Ihren Gästen. Der Pavillon zur Versorgung stand zum Schutz der Millionen blühenden weißen Margeriten nicht auf der Wiese, sondern mitten auf dem Lehrpfad. Ein Anlass für zufällige Besucher, sich auf dem bereits intensiv und gerne genutzten Weg aus erster Hand zum Lehrpfad zu informieren. Bei einer anschließenden Führung der Gäste zu den Infotafeln und über die große Ökokontofläche mit angrenzender Sandmagerfläche konnte man Erkenntnisse zu Wässerwiesen, Streuobstwiese, angelegtem Sandhügel und weiteren Merkmalen der Flächen für Flora und Fauna gewinnen.
Alle Teilnehmer zeigten sich sehr angetan von dieser Naturoase am Rand von Buckenhof.