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Mitteilungsblatt der Verwaltungsgemeinschaft Theres
Ausgabe 5/2024
Allianz Main & Haßberge
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Allianz Main & Haßberge

Der Speierling ist ein sehr seltener Baum, einer der dem Klimawandel trotzen kann. Im Sailershäuser Forst und Mariaburghausen gibt es Forschungsprojekte der Uni Würzburg zum Speierling. Diese Bäume stehen aber im Wald, im „Klimawald“.

Die Besonderheit der Wonfurter Speierlinge ist, dass sie in der Flur stehen, sie sind als Begleitgrün oder Solitärbäume gepflanzt worden. Raimund Vogt, 91-Jähriger Ehrenbürger von Wonfurt, hat diese Speierlinge mit seinem damaligen „Heimatgeschichtlichen Arbeitskreis“ – den es heute nicht mehr gibt – gepflanzt: „Es kann ja nicht sein, dass es in der Speiersflur keinen einzigen Speierling mehr nicht gibt“, dachte sich Raimund Vogt bereits vor Jahrzehnten.

Der Speierling ist prägend für Wonfurt und Umgebung: Der Speiersbaumer Weg, die Speiersbaumer Flur, die Speiersquelle sind alles Ortsbezeichnungen, die heute noch vorzufinden sind. Es gab wohl auch mal – das wird im Mittelalter gewesen sein - einen Ort oder eine Hofstelle, die Speiersbaum hieß. Heute ist nur noch der Name erhalten, das Dorf gibt es schon lange nicht mehr. Bis zur Pflanzung des ersten Speierling in den Siebzigern konnte sich kein Einheimischer an die Zeiten erinnern, als auf der Speiersflur noch Speierlinge standen.

Dank der Initiative von Privatleuten vor dreißig bis fünfzig Jahren, gibt es nun wieder Speierlinge auf der Speiersflur. Diese für die Zukunft zu erhalten, zu pflegen und wertzuschätzen ist nicht nur ein Anliegen von Raimund Vogt, sondern auch von vielen Menschen, die um die Besonderheiten des Speierling wissen.

Um dieses Wissen zu teilen, luden die VHS und die Allianz Main und Hassberge am vergangenen Freitag zu einem “Speierlings-Spaziergang“ ein: bei schönem Wetter kamen rund dreißig Bürgerinnen und Bürger, aber auch Fachleute aus Tourismus, Land- und Forstwirtschaft zusammen und konnten den Erzählungen von Raimund Vogt folgen.

Ziel der Initiative ist es, einen Lern- und Wanderweg zu erstellen, der die Vielfältigen Besonderheiten des Speierling erzählt: sorbus „domestica“ ist sein botanischer Name, und deutet darauf hin, dass der Speierling schon immer ein Baum „am Haus“ war. Schon immer war der Speierling wichtige Ressource für die Menschen: zur Ernährung, als Medizin und als Lieferant für das härteste Holz Europas – das machte ihn besonders begehrt.

Jede/r ist eingeladen, seine Fähigkeiten (oder individuelle Interessenslage) einzubringen, sich an der Initiative zu beteiligen und mitzuhelfen einen modernen, heimatlichen Lern- und Wanderweg zu schaffen: egal ob Baum- und Holzprofi, Projektmanager, Geschichtenerzähler, Designer, Botaniker, Mitmacher, Handwerker, Pädagogen und Programmierer - alle sind willkommen! Bei Interesse melden Sie sich bitte bei Lilo Vogt (VHS Wonfurt: 09521 / 6 19 19 18, lilovogt@gmx.de) oder der Allianz Main und Haßberge (Sebastian Rehm, 09521 9234 26 oder info@mainundhassberge.de)

Der älteste Speierling in der Speiersflur, Wonfurt: gute 50 Jahre alter Speierling (im Vordergrund). Der Speierling kann leicht mit Eiche oder Eberesche verwechselt werden, seine Früchte sind „zum Speien“, es sei denn man weiß wie man sie zubereitet, dann sind sie zuckersüß und sehr aromatisch – Erfahrungen von Hans Stark, dem ehemaligen Leiter des Sailershäuser Forst.

Foto: Sebastian Rehm