Ein noch funktionsfähiger Säulengöpel steht im Freilichtmuseum in Glentleiten. Mit einem solchen Göpelwerk wurde Wasser aus Bergwerken und Brunnen geschöpft.
Der Säulengöpel in der Freizeitanlage „Museumsweg“ in der Ortsmitte von Beerfelden ist ein Schmuckstück und eine Rarität zugleich. Er wurde von Vereinsmitglied Dr. Rolf Reutter gestiftet.
Beerfelden. In der Jahreshauptversammlung des Heimat- und Geschichtsvereins Oberzent hielt Michael Schmitt einen interessanten Vortrag über das Pumpwerk in der Hofwiese. Nach seinen Ausführungen wurde 1898 ein erster Wasserspeicher neben de Hirschhorner Straße erbaut. Es folgte 1966 die noch heute in Funktion befindliche Anlage. 1919 entstand ein neuer Sammelbehälter sowie eine Kolbenpumpe mit Lokomobilantrieb und Windkessel. Ab 1928 wurde zur Wasserbeförderung ein Dieselmotor im heute noch erhaltenen in Massivbauweise errichteten Pumpenhaus in Betrieb genommen. Neben der alten Pumpe ist 1950 eine Seitenkanalpumpe mit Elektromotor installiert worden.
Nachdem ein Versuch des sonst so versierten Technikers Bernd Weinthäter gescheitert war, das historische Pumpwerk wieder zum Laufen zu ringen, erklärten sich 2019 Hans-Jürgen Löw und Georg Kostal bereit es noch einmal z versuchen. „Ich mach an dem Ding sou long rim, bis es gäiht“, so erinnert sich der ehemalige Bürgermeister Gottfried Görig an die Aussage Kostals.
Natürlich sei die Ingangsetzung der Anlage mit erheblichen Geldmitten verbunden gewesen. Die Kostenüberahme durch den Heimat- und Geschichtsverein habe es den beiden Männern ermöglicht die Restaurierung des Motors mit viel Enthusiasmus und Durchhaltevermögen anzugehen, so Schmitt weiter. Nach hunderten von Arbeitsstunden und einer europaweiten Suche nach Firmen, die in der Lage waren, entsprechende Ersatzteile herzustellen, sei dann im Juni 2022 der Probelauf gelungen. „Die Chancen für eine öffentliche Vorführung werden immer greifbarer“, endete Schmitt seinen mit großer Aufmerksamkeit verfolgten und gut recherchierten geschichtlichen Vortrag.
Beerfelden. Auf der Mitgliederversammlung des Heimat- und Geschichtsvereins Oberzent erinnerte Dr. Rolf Reutter unter dem Tagesordnungspunkt Verschiedenes an die Odyssee des sogenannten Säulengöpels und dessen notwendige mechanische Komplettierung. Reutter hatte das technische historische Werk vor Jahren in seinem ehemaligen Heimatort Finkenbach gekauft, in der Absicht, das Göpelwerk im Keilvelterhof in Ober-Ostern oder im Freilichtmuseum in Gottersdorf aufzustellen zu lassen. Als der Beerfelder Heimatverein ein Freigelände mit historischen Exponaten schuf, kam es nach vorübergehender Aufbewahrung bei Privat in Darmstadt schließlich an seinen jetzigen Standort, in die Anlage hinter dem Beerfelder Heimatmuseum.
Der Säulengöpel in Beerfelden ist eine einmaliges Rarität, wohl auch ein Unikat, zumal in Deutschland bis jetzt wissentlich kein solches mechanisches Arbeitsgerät gefunden wurde. Eine solche Anlage, wohl ein Pferdegöpel, wurde noch Anfang des 20. Jahrhunderts eingesetzt und trieb landwirtschaftliche Geräte wie beispielsweise Dreschmaschinen an. Die Göpel waren Vorläufer der Dampfmaschinen. Der Schotte James Watt (1736-1819) soll am Pferdegöpel die durchschnittliche nutzbare Arbeitsleistung eines Arbeitspferdes die Maßeinheit für Leistung, nämlich Horsepower, als Pferdestärke (PS) abgeleitet haben. Seit 1978 ist Watt auch die Einheit für Leistung in Deutschland.