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Ausgabe 38/2025
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Mistelbekämpfung und Gemeinschaft – Förderverein startet Pflegeaktion auf Streuobstwiesen in Güttersbach

Förderverein startet Pflegeaktion auf Streuobstwiesen in Güttersbach

Unter dem Motto „Altes Kulturgut bewahren und der Natur etwas zurückgeben“ rief der Förderverein "Güttersbacher Dorfleben e.V." am vergangenen Wochenende zum Aktionstag auf der "Alme" auf, einer Hochebene oberhalb des Güttersbacher Friedhofs. Rund ein Dutzend Einwohner folgten dem Aufruf im Rahmen der Initiative "Freiwillig im Odenwaldkreis" und machten sich gemeinsam daran, den Mistelbefall auf mehreren Streuobstwiesen zu beseitigen.

Der Aktionstag war der praktische Einstieg in ein umfangreicheres Projekt des Vereins, das den Erhalt und die Pflege der Streuobstwiesen in den Fokus rückt. Vereinsvorsitzender Peter Dehnert zeigte sich erfreut über das rege Interesse und besonders darüber, dass neben vielen Vereinemitgliedern auch Eigentümer der betroffenen Wiesen aktiv mitwirkten. "Genau so war es gedacht - gemeinsam Aufgaben anzugehen und daraus ein echtes Gemeinschaftserlebnis entstehen zu lassen", so Dehnert.

Die Helfer rückten den Misteln, den sogenannten Sandholzgewächsen, mit Hand- und Motorsägen zu Leibe. Misteln sind Halbschmarotzer, die sich durch Vögel verbreiten und den Bäumen Wasser sowie Nährstoffe entziehen. Im schlimmsten Fall führen sie zum Absterben ganzer Baumkronen. "Das kann langfristig zum Tod des Baumes führen", erläuterte Dehnert weiter.

Zur Unterstützung waren auch schweres Gerät und landwirtschaftliche Fahrzeuge im Einsatz. Landwirt Herbert Muth brachte einen Traktor mit Arbeitskorb, aus dem heraus sein Sohn Robert an schwer zugänglichen Baumkronen arbeiten konnte. Rolf Christmann stellte einen Kipper, auf dem das Schnittgut gesammelt und anschließend zur Grünschnittdeponie nach Beerfelden transportiert wurde.

Die Arbeiten wurden effizient organisiert, am Vormittag widmete man sich den Apfelbäumen von Stefan Gelbhaar. Dieser lässt die Äpfel seit über zehn Jahren im Rahmen eines Schulprojekts von Schülern der Erbacher Schule am Sportpark ernten. Die Kinder werden in den kommenden Wochen wieder nach Güttersbach kommen, um die Äpfel zu pflücken und später durch eine mobile Kelter zu Apfelsaft verarbeiten zu lassen.

Gelbhaar ist stolz auf seinen alten Bestand mit teils über 80 Jahre alten Apfelbäumen, die traditionelle Sorten wie den Winterrambur oder den Bismarckapfel tragen. "Gerade in diesem Jahr fällt die Ernte besonders gut aus", berichtet er und begrüßt die Pflegeaktion sehr, denn die Mistelbekämpfung müsse etwa alle drei bis vier Jahre wiederholt werden, um effektiv zu bleiben.

Bei der gemeinsamen Mittagsverpflegung, für die der Förderverein gesorgt hatte, wurde nicht nur der Hunger gestillt, sondern auch das Gemeinschaftsgefühl gestärkt.

Bereits im Vorfeld der Aktion hatten Mitglieder des Fördervereins bei Spaziergängen die besonders befallenen Bäume in der Gemarkung identifiziert. Ziel sei es laut Dehnert, zumindest die schlimmsten Befallsherde zurückzudrängen, um die gesunden Bäume zu schützen.

Den eigentlichen Auftakt des Streuobstwiesenprojekts bildete ein Themenabend, zu dem der Förderverein zuvor ins Dorfgemeinschaftshaus eingeladen hatte. Zahlreiche Interessierte hörten in fünf Impulsvorträge, die das Thema aus verschiedenen Perspektiven beleuchteten. Harald Hoppe (BUND), Jürgen Schmidt (NABU), Markus Sonnberger (Landschaftspflegeverband), Walter Braner (Streuobstwiesenbetreuer in Oberzent) und Barbara Stowasser (Biologin und Umweltberaterin) vermittelten sowohl fachliche Grundlagen als auch praktische Erfahrungen.

Alle Referenten machten deutlich, dass Streuobstwiesen ein bedrohtes Kulturgut sind, das nicht nur wegen der Artenvielfalt, sondern auch wegen ihres ökologischen Werts für den Menschen geschützt und erhalten werden muss.

In der Pause konnten die Besucher mit den Referenten ins Gespräch kommen, sich durch ausgelegte Broschüren weiter informieren und seltene Apfelsorten wie den Lothringer Rambur, Gacksapfel, Feys Rekord, Graue Herbstrenette, Kaiser Wilhelm oder den Roten Herbstkalvill probieren. Besonders viel Beachtung fand der frisch gekelterte Apfelsaft, den Jürgen Schmidt zur Verkostung mitgebracht hatte.

Im zweiten Teil des Abends ging es dann konkret um die Umsetzung, wobei die Beseitigung der Misteln als derzeit dringendste Maßnahme vorgestellt wurde.

Vorsitzender Dehnert plant bereits weitere Einsätze und wenn das Wetter mitspielt, soll noch in diesem Monat ein weiterer Pflegetag folgen. Ziel sei es, aus der Einzelaktion eine regelmäßige Initiative zu machen, um langfristig zum Erhalt der Streuobstwiesen in Güttersbach beizutragen.