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mossautal aktuell
Ausgabe 50/2025
Aus dem Rathaus
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Ein Abend des Abschieds und des Aufbruchs

Dietmar Bareis erhält die Goldene Verdienstmedaille, als Teil der Auszeichnung heftet ihm Gemeindevertretervorsitzender Kübler Harald Eisenhauer die Ehrennadel an.

Langanhaltender Applaus und stehende Ovationen zeigen eindrucksvoll, wie sehr die Bürger ihren scheidenden Bürgermeister schätzten.

Die offizielle Vereidigung des neuen Bürgermeisters nimmt Gemeindevertretervorsteher Reinhard Kübler vor.

Der scheidende Bürgermeister Dietmar Bareis (rechts) verliest die Ernennungsurkunde für seinen Nachfolger Andreas Mutschke (linkes). Mit den beiden freut sich auch Gemeindevertretervorsteher Reinhard Kübler.

Glückwünsche vom Vorgänger an die Nachfolger.

Das Ruder in Mossautal wird an Andreas Mutschke (Zweiter von links) übergeben. Mit dem neuen Bürgermeister freuen sich (von links) Gemeindevertretervorsteher Reinhard Kübler, Erster Beigeordneter Harald Eisenhauer sowie der scheidende Amtsvorgänger Dietmar Bareis.

In seiner Antrittsrede verspricht der neue Bürgermeister Andreas Mutschke behutsame Weiterentwicklung und offenen Austausch.

Bürgermeisterwechsel in Mossautal

Selten war die Mossautalhalle so gefüllt wie an diesem besonderen Abend. Die Sitzplätze reichten kaum aus zu diesem außergewöhnlichen Anlass. Die Gemeinde Mossautal verabschiedete ihren Bürgermeister Dietmar Bareis nach zwölf Jahren im Amt und führte zugleich seinen Nachfolger Andreas Mutschke feierlich ein. Für viele Bürger war es ein Moment des Rückblicks, der Dankbarkeit und des Aufbruchs.

Gemeindevertretervorsteher Reinhard Kübler eröffnete die Sitzung mit warmen Worten und bezeichnete den Tag als einen bedeutenden Abschnitt in der Geschichte Mossautals. Mit sichtlicher Wertschätzung würdigte er die Arbeit Bareis’, dessen Engagement die Gemeinde in den vergangenen Jahren maßgeblich geprägt habe. Auch wenn Bareis künftig seinen Lebensmittelpunkt in der Türkei haben wird, bleibe er in Mossautal jederzeit willkommen.

Musikalisch begann der Abend festlich, die Jagdhornbläser des Reit- und Jagdvereins Marbachtal sorgten mit klaren Signalen für eine würdige Einstimmung. Später übernahm die Chorgemeinschaft Mossautal und erfüllte die Halle mit Liedern wie „Oh Happy Day“, „Ihr von Morgen“ und dem lokalpatriotischen „Oh mein Mossautal“. Der Chor schuf eine Atmosphäre, in der sowohl Abschied als auch Neuanfang ihren Platz fanden.

In den Grußworten der Gäste wurde Bareis’ Wirken aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. Der Erste Kreisbeigeordnete Oliver Grobeis beschrieb ihn als „ruhenden Pol“, der immer klar ausgesprochen habe, wenn ein Anliegen nicht umsetzbar war, eine Eigenschaft, die ihm großen Respekt eingebracht habe.

Gleichzeitig zeigte sich Grobeis erfreut darüber, dass die jüngste Bürgermeisterwahl mit drei Kandidaten eine lebendige demokratische Kultur beweise. Mit einem Schmunzeln erwähnte er den ungewöhnlichen Lebensweg des neuen Bürgermeisters und ehemaligen Polizisten Mutschke, der „über Ghana und Afghanistan nach Mossautal“ gekommen sei.

Auch Harald Semler, Vorsitzender des Hessischen Städte- und Gemeindebundes, würdigte Bareis als einen Menschen, der eine besondere Atmosphäre ausstrahle und vielen Amtsträgern als Vorbild diene. „Es war deine Gemeinde“, sagte Semler an Bareis gerichtet. Mossautal sei keine Kommune, die sich mit großen Auftritten in Szene setze, sondern eine, die für offenen Austausch und Verlässlichkeit stehe. Kontinuität habe der Gemeinde stets gutgetan – und genau diese habe Bareis in seinen zwölf Amtsjahren geschaffen. Mutschke wünschte Semler für die kommenden Herausforderungen Geduld und Mut. In eine ähnliche Richtung gingen die Worte von Stefan Lopinsky (Reichelsheim), der Bareis als „ehrlichen Fachmann“ bezeichnete, der Wahlergebnisse erzielt habe, „die es sonst kaum gibt“ und die für das große Vertrauen in Bareis stünden.

In seiner Abschiedsrede blickte Bareis persönlich und reflektiert auf seine Amtszeit zurück. „Zwölf Jahre ist es her, dass ich meine Ernennungsurkunde erhalten habe, nun stehe ich auf der anderen Seite“, begann er. Er habe sich stets als Ansprechpartner für alle Bürger verstanden, unabhängig von Anliegen, Herkunft oder politischer Überzeugung. Er dankte den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltung, den Ehrenamtlichen, den Vereinen und ganz besonders den Feuerwehren, die in einer kleinen Gemeinde unverzichtbar seien. Mit Stolz erinnerte er an Projekte wie die ehrenamtliche Anlage eines Parkplatzes in Güttersbach, die zeige, wie stark die Dorfgemeinschaft funktioniere. Über 250 Sitzungen der Gemeindegremien habe er begleitet, berichtete Bareis. Viele Entscheidungen seien nicht leicht gewesen, doch immer habe das Wohl der Gemeinde im Mittelpunkt gestanden. Unter anderem die Kanalsanierung und den Neubau der Kindertagesstätte nannte er als Beispiele für wichtige Projekte.

Auch schwierige Situationen wie der Flüchtlingszuzug 2015/16, die Vogelgrippe so wie die wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs hätten Mossautal stark gefordert – und zusammengeschweißt. Sichtlich bewegt dankte Bareis seiner Frau Ayse, die ihn stets unterstützt habe. Der langanhaltende Applaus und die stehenden Ovationen zeigten eindrucksvoll, wie sehr die Bürger ihren scheidenden Bürgermeister schätzten.

Der Erste Beigeordnete Harald Eisenhauer würdigte anschließend Bareis’ berufliche Laufbahn, die eng mit Mossautal verbunden sei: Vom Auszubildenden zum Kassenverwalter, vom Standesbeamten zum Verwaltungsfachwirt und schließlich zwei Amtszeiten als Bürgermeister. Mehr als vier Jahrzehnte habe Bareis im Dienst der Gemeinde gestanden. Eisenhauer hob seine Fachkenntnis, seine ruhige und sachliche Art sowie sein stets respektvolles Auftreten hervor.

Herausforderungen wie die Diskussion um Windkraftanlagen im Wasserschutzgebiet, die Konflikte um den Biber oder der Verkehrslärm seien von Bareis konsequent angegangen worden. Der Bau der neuen Kita, mit 4,6 Millionen Euro das größte Investitionsprojekt der jüngeren Gemeindegeschichte, bleibe ebenfalls untrennbar mit seinem Namen verbunden.

Als besondere Ehrung erhielt Bareis die Goldene Verdienstmedaille der Gemeinde Mossautal. Zudem überreichte ihm der Wehrführerausschuss ein Schalke-04-Trikot, ein Geschenk, das humorvoll und herzlich zugleich aufgenommen wurde.

Nach der offiziellen Vereidigung des neuen Bürgermeisters durch Reinhard Kübler übernahm erneut Harald Eisenhauer das Wort und verglich Mutschkes künftige Aufgabe mit dem Steuern eines Segelbootes: „Es wird ruhige See geben, aber auch stürmische Tage.“ Symbolisch überreichten er und Kübler Mutschke daher ein hölzernes Steuerrad versehen mit den besten Wünschen aller Mandatsträger und Mitarbeiter.

Der neue Bürgermeister hielt seine erste Rede bewusst kurz und begann sie mit einem herzlichen „Liebe Leute“. Mit einem Augenzwinkern zitierte er das Sprichwort „Neue Besen kehren gut“ und betonte, dass er zwar Erneuerung anstrebe, aber gleichzeitig mit großem Respekt auf das Bestehende blicke. Er verspreche „behutsame Weiterentwicklung“, ein offenes Ohr für die Bürger und einen engen persönlichen Austausch. Kritik und Vorschläge seien ausdrücklich willkommen.

Zum Abschluss dankte er seinem Vorgänger, dessen Arbeit Mossautal nachhaltig geprägt habe. Der lange Applaus, der daraufhin durch die Halle hallte, zeigte deutlich: Die Menschen verabschiedeten Dietmar Bareis mit großer Wertschätzung und begrüßten Andreas Mutschke mit offenen Armen.

Text und Fotos von Dieter Berlieb