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mossautal aktuell
Ausgabe 50/2025
Aus dem Rathaus
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Rede zur Vereidigung als Bürgermeister von Mossautal

28. November 2025

1. Rückblick – Neue Besen kehren gut… aber nicht alles muss weg

Sehr geehrte Damen und Herren…

heute ist ein besonderer Tag – für mich persönlich, aber auch für unsere Gemeinde Mossautal. Ich trete mein Amt als Bürgermeister mit großer Dankbarkeit, mit Respekt vor der Aufgabe und mit dem festen Willen an, Verantwortung zu übernehmen und gemeinsam mit Ihnen unsere Zukunft zu gestalten.

„Neue Besen kehren gut“ – dieses Sprichwort begleitet viele Amtswechsel. Es steht für frischen Wind, für neue Ideen, für den Wunsch nach Veränderung. Und ja, ich bringe diesen Willen zur Erneuerung mit. Ich möchte Dinge bewegen, verbessern, weiterentwickeln. Aber ich bin mir auch bewusst: Ein neuer Besen kann nicht nur kehren – er kann auch beschädigen, wenn er zu grob mit dem Bestehenden umgeht.

Deshalb ist mir ein sensibler Umgang mit dem Gewachsenen besonders wichtig. Ich möchte achtsam handeln – mit einem respektvollen Blick auf das, was unsere Gemeinde ausmacht, auf das, was trägt, und auf das, was Menschen miteinander verbindet. Veränderungen dürfen nicht blind oder hastig erfolgen. Sie brauchen Verhältnismäßigkeit, sie brauchen Integrität – und sie brauchen Weitsicht. Denn nicht jede Entscheidung wirkt nur im Moment.

Viele entfalten ihre Wirkung erst Jahre später. Deshalb ist es meine Aufgabe, nicht nur das Heute zu gestalten, sondern auch das Morgen mitzudenken.

Ich habe großes Verständnis dafür, dass Veränderungen nicht nur Hoffnung und Neugier auslösen, sondern auch Sorgen, Befürchtungen und Ängste. Das ist menschlich. Denn Veränderung bedeutet immer auch, sich auf Neues einzulassen, Gewohntes loszulassen und Unsicherheiten auszuhalten. Gerade deshalb ist es mir wichtig, diesen Weg gemeinsam zu gehen – mit Respekt, mit Offenheit und mit dem Bewusstsein, dass niemand zurückgelassen werden darf.

Veränderung ist notwendig. Sie ist gewünscht. Aber sie bedeutet für mich keinen Bruch mit dem Vergangenen, sondern eine behutsame Weiterentwicklung dessen, was bereits gewachsen ist. Wir bauen auf einem Fundament, das andere gelegt haben – mit viel Engagement, mit Herzblut, mit Ausdauer.

In diesem Zusammenhang möchte ich meinem Vorgänger ausdrücklich danken. Sein Wirken – wie wir alle zuvor gehört haben - über viele Jahre hinweg hat Mossautal geprägt. Es ist ein Lebenswerk, das Respekt verdient – und das ich mit Dankbarkeit anerkenne. Ich trete in große Fußstapfen, und ich tue das mit Demut und mit dem festen Willen, das Gute zu bewahren und das Notwendige zu erneuern.

2. Ausblick – Miteinander reden, nicht übereinander

Wenn wir gemeinsam etwas bewegen wollen, braucht es mehr als gute Ideen – es braucht Zusammenhalt und gute Kommunikation. Und die beginnt mit Zuhören. Ich verspreche Ihnen: Ich habe ein offenes Ohr für Ihre Anliegen, Ihre Kritik, Ihre Vorschläge. Ich wünsche mir den direkten Kontakt – bei persönlichen Begegnungen, im Rathaus, bei Veranstaltungen. Wir wollen miteinander reden, nicht übereinander. Wir wollen Toleranz leben – und nicht vorschnell urteilen oder gar verurteilen.

Doch bevor wir Kritik üben – an anderen, an Strukturen, an Entscheidungen – sollten wir uns selbst reflektieren. Was ist unser eigener Beitrag? Was können wir selbst tun, um Probleme zu lösen, statt sie nur zu benennen? Selbstkritik ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Reife. Sie öffnet den Raum für ehrliche Gespräche, für gegenseitiges Verständnis und für gemeinsame Lösungen.

Kritik ist willkommen. Sie zeigt, dass Menschen sich kümmern. Und sie ist für mich kein Angriff, sondern eine Einladung: zur Diskussion, zur Reflexion – und zur Mitgestaltung. Denn unser Lebensraum gehört uns allen. Und je mehr Menschen sich einbringen, desto lebendiger, vielfältiger und gerechter wird unsere Gemeinde.

Ich möchte eine Kultur des Dialogs fördern – offen, ehrlich, respektvoll. Denn nur so entsteht Vertrauen. Und Vertrauen ist die Grundlage für jedes gute Miteinander.

3. Gemeinschaft – Unsere Stärke liegt in unserer Nähe

Was Mossautal besonders macht, ist nicht seine Größe – sondern seine Nähe. Wir kennen einander. Wir helfen einander. Wir unterstützen einander. Hier drin liegt unsere Stärke. Denn hier ist Gemeinschaft nicht nur ein Wort – sie ist gelebte Realität.

Diese Gemeinschaft lebt von Verbindungen – über Generationen hinweg, über individuelle Interessen und persönliche Vorbehalte hinaus. Sie lebt davon, dass wir nicht nur nebeneinander wohnen, sondern miteinander leben. Dass wir nicht nur unsere eigenen Anliegen verfolgen, sondern auch das Gemeinwohl im Blick behalten.

Gerade in Zeiten, in denen die politische Großwetterlage auf Landes-, Bundes- oder gar internationaler Ebene oft turbulent ist, dürfen wir uns den Blick für unsere örtlichen Herausforderungen und Gestaltungsmöglichkeiten nicht verstellen lassen. Die großen Debatten sind wichtig – aber sie dürfen uns nicht lähmen. Denn hier vor Ort, in unserem Mikrokosmos, können wir konkret etwas bewegen.

Ein örtliches Zusammenrücken wird Kraft kosten. Es wird Zeit brauchen. Und vielleicht auch Überwindung. Aber ich bin überzeugt: Dieser Kraftakt zahlt sich aus – für unsere Lebensqualität, für unsere Zufriedenheit, für unser Miteinander.

Deshalb lade ich Sie ein: Bringen Sie sich ein – im Rahmen Ihrer Möglichkeiten, Ihrer Zeit, Ihrer Interessen. Ob im Verein, im Ehrenamt, im Gespräch mit der Verwaltung oder einfach durch Ihre Präsenz im Dorfleben. Jede Stimme zählt. Jede Idee kann etwas bewegen.

Gemeinsam können wir Mossautal nicht nur verwalten – wir können es gestalten. Mit Herz, mit Verstand und mit dem festen Willen, unsere Heimat lebendig zu halten.

Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen – und freue mich auf den gemeinsamen Weg.

Ihr Andreas Mutschke
Bürgermeister