Friedel Weyrauch vom Roten Kreuz berichtet
1981 stellte sich der neu gegründete Arbeitskreis Suchtkrankenhilfe im Odenwaldkreis vor. Da ehrenamtliches Engagement für mich immer wichtig war, übernahm ich die Protokollführung. Die Initiative suchte damals einen Träger für eine Jugend- und Drogenberatungsstelle – die letzte fehlende Einrichtung dieser Art im Kreis. Schließlich wurde das Deutsche Rote Kreuz gefunden, wodurch auch meine Verbindung zum DRK entstand. 1985 bewarb ich mich dort als Verwaltungsangestellte. Aufgrund meiner Erfahrung bei den Anonymen Alkoholikern wurde ich gebeten, eine DRK-Selbsthilfegruppe ins Leben zu rufen. Daraus entwickelte sich über die Jahre das DRK-Selbsthilfezentrum. Neben meiner Tätigkeit als Verwaltungsangestellte begleitete ich ehrenamtlich Selbsthilfegruppen – eine Aufgabe, die ich bis heute mit großer Leidenschaft erfülle.
Mein Engagement begann 1990 mit der Gründung der ersten Suchtselbsthilfegruppe im DRK-Kreisverband Odenwaldkreis. Daraus entwickelte sich ein umfassendes Netzwerk, das heute Gruppen für Depressionen, Essstörungen, Kaufsucht, Trauer, Long-Covid, Krebserkrankungen, Angehörige sowie Eltern autistischer Kinder umfasst. 1998 kam ein bis heute bestehendes Sorgentelefon für Angehörige Suchtkranker hinzu.
Mein Ehrenamt ist eine Herzensangelegenheit. Es erfüllt mich zutiefst, Menschen in schwierigen Lebenslagen zu begleiten. Zu sehen, wie Betroffene durch Gemeinschaft Hoffnung schöpfen, sich gegenseitig stärken und ihren Weg finden, ist unbezahlbar. Jede Begegnung und jeder Fortschritt zeigt mir, wie wertvoll diese Arbeit ist. Ich schenke Zeit, Aufmerksamkeit und Unterstützung – und bekomme Vertrauen, bewegende Geschichten und tiefe Dankbarkeit zurück.
Ehrenamt ist unverzichtbar für unsere Gesellschaft. Doch es darf kein Ersatz für staatliche Verantwortung sein. Der Staat muss soziale Aufgaben dauerhaft absichern. Ehrenamtliche können ergänzen, aber grundlegende Strukturen dürfen nicht fehlen.