Die evangelische Stadtkirche in Erbach. - Archivfoto: Bernhard Bergmann
Erbach. Die Mümling ist in Erbach nicht schiffbar. Aber ein Querschiff steht dort dennoch seit 275 Jahren direkt am Fluss. Die evangelische Stadtkirche, die in ihrer heutigen Gestalt 1750 fertiggestellt worden ist, hatte an derselben Stelle bereits einen Vorgängerbau. Als die Gemeinde im achtzehnten Jahrhundert zahlenmäßig so angewachsen war, dass der Platz in der deutlich kleineren ehemaligen Kirche nicht mehr ausreichte, wurde auf Veranlassung von Graf Georg Wilhelm das heutige Gotteshaus erbaut. Der Grund dafür, dass sie anstelle eines länglichen Kirchenschiffs über ein Querschiff verfügt, ist einfach: „Eine Erweiterung in die andere Richtung war schlichtweg wegen der direkt angrenzenden Mümling nicht möglich“, erklärt Regina Stellwag, die Kirchenvorstandsvorsitzende der Erbacher Gemeinde.
Das halbrunde Jubiläum wird nun jedenfalls in Erbach gefeiert. Dazu gestaltet Pfarrer Christopher Kloß einen Abendgottesdienst, der am Samstag, 12. Juli, um 18 Uhr beginnt. Anschließend findet ein kleiner Empfang statt, bei dem auch Bilder aus der Geschichte der Kirche gezeigt werden sollen.
Im Laufe der Zeit hat sich einiges geändert: Die großen Buntglasfenster kamen erst Ende des 19. Jahrhunderts hinzu. Aus dem Jahr 1899 stammt die Sauer-Orgel, die bis heute erklingt. Ihr Gehäuse indessen ist deutlich älter, es stammt bereits von 1724 – also noch aus der Vorgängerkirche. 1911 bekam das Gotteshaus elektrisches Licht.
Und bald stehen wieder Arbeiten an - eine gründliche Innenrenovierung soll Anfang 2026 beginnen. Dabei werden unter anderem Heizung, Licht und Akustik erneuert, und der Kirchenraum bekommt einen frischen Anstrich. Auch ein Kirchencafé-Bereich soll entstehen, und der seitherige Grafenstuhl wird zu einem kleineren Andachtsraum innerhalb des Gotteshauses. Regina Stellwag veranschlagt rund ein Jahr für die Arbeiten. „Während dieser Zeit sind wir das Wandernde Gottesvolk, das ja auch schon in der Bibel beschrieben wird“, sagt Pfarrer Rothermel. Will heißen: Gottesdienste finden dann beispielsweise in der Kirche in Bullau, in Dorfgemeinschaftshäusern und in der warmen Jahreszeit unter freiem Himmel an der Not-Gottes-Kapelle im Brudergrund statt. Und auch die katholische Kirchengemeinde werde ihre Kirche St. Sophia den Glaubensgeschwistern öffnen, freut sich der Pfarrer.