Erbach. Philipp Raekow ist ein vielseitiger Mann: zwischen Frittenbude, Altar und Taufstein, zwischen Deutschland, Argentinien und Namibia – und als Pfarrer zwischen Himmel und Erde sowieso. Wurzeln schlägt er nun in den Odenwälder Boden: Seit Anfang des Monats ist der 38-Jährige neuer evangelischer Pfarrer in Erbach.
Raekow ist in Mörlenbach aufgewachsen. Diakonie, der Gedanke der christlichen Nächstenliebe und das praktische Handeln, waren ihm quasi in die Wiege gelegt: Vater Hendrik leitete das Diakonische Werk Bergstraße. Aber auch der Konfirmandenunterricht bei Pfarrer Grebenstein bestärkte ihn, selbst Pfarrer zu werden. Studiert hat er in Heidelberg, Buenos Aires und Halle (Saale), jobbte in letzterem in einem argentinischen Restaurant, das er sogar hätte übernehmen können. „Aber ich wollte doch Pfarrer werden.“
Sein Vikariat führte ihn für die praktische Ausbildung 2022 nach Hattersheim, und ein von ihm erdachtes Gemeindeprojekt hieß „Fromme Fritten“: Raekow kaufte ein altes Hähnchengrillfahrzeug und fuhr in den Stadtteil „Die Siedlung“; Kirche müsse „da sein, wo das Leben stattfindet“. Wer wollte, konnte ein Gebetsanliegen notieren oder eine Kerze entzünden, wie in einer Kirche. Und es wurde auch mal ein Abendmahl am mobilen Tresen gefeiert. Fritten gab es ebenfalls, denn „Pommes gehen immer“, so Raekows Erfahrung.
Das vergangene Jahr verbrachte er in Namibia, wo er als Spezialvikar in der deutschsprachigen Gemeinde wirkte.
Erbach kannte er von einem Schulausflug. Es hat ihm schon damals gut gefallen. Ein Telefonat vor einiger Zeit mit seinem jetzigen Kollegen Bert Rothermel zeigte ihm, „dass diese Kirchengemeinde Lust und Mut hat, Neues auszuprobieren“. Außerdem sei die Gemeinde stark diakonisch geprägt – „wir sind ja nicht Kirche für uns selbst, sondern für andere“. Eine „Kirche mit großen Ohren“ wünscht sich Raekow, genaues Hinhören ist ihm wichtig.
Wenn er seinen Talar ab- und die Bibel aus der Hand gelegt hat, setzt er sich gerne aufs Fahrrad oder würde auch mal wieder Golf spielen. „Und ich habe ein Faible für Cocktails“, sagt der Geistliche. Wer weiß, vielleicht kommt ja der mobile Tresen auch gelegentlich zu einem Einsatz.
Zum Pfarrer ordiniert wird Philipp Raekow im Rahmen eines Gottesdienstes, der am Sonntag, 25. Oktober, um 16:00 Uhr in der Erbacher Stadtkirche beginnt.