Bei Kaffee und Kuchen informierten die Andreas Krieg und Carina Oberle über die Tricks von Betrügern die Gäste im Erlebniscafé des Roten Kreuzes in Erbach. Moderiert hat die Veranstaltung Beate Hauck. (Foto: Michel Lang / DRK-Odenwaldkreis)
„Ja, das ist mir auch schon passiert“, gab Polizeihauptkommissarin Carina Oberle zu und verdeutlichte, wie trickreich Betrüger handeln. In ihrem Falle war es eine E-Mail, die sie in die Irre geführt hat.
Gemeinsam mit dem Kollegen Andreas Krieg war sie kürzlich ins DRK-Erlebniscafé nach Erbach gekommen und hat die Gäste über die Dreistigkeiten von Abzockern aufgeklärt. „Die Kriminellen suchen sich vierstellige Nummern und älter klingende Namen aus dem Telefonbuch. Wenn jemand Waltraud heißt, ist das für sie ein Hinweis für ein potentielles Opfer“, informierte Hauptkommissar Krieg, der kürzlich mit einem Fall befasst war, bei dem jemand den Tätern 30.000 Euro übergeben hat.
„Oftmals erschleichen sie sich das Vertrauen, bevor sie ihre Finten anwenden“, wusste Carina Oberle zu berichten. Bekannt sei der Enkeltrick, bei dem jemand anrufe und Oma oder Opa um finanzielle Hilfe bitte, da er in eine missliche Situation geraten sei. In der Aufregung achte man nicht auf die Stimme der Person.
Manchmal kennt die Abgefeimtheit keine Grenzen: Hauptkommissar Müller von der Kripo in Darmstadt ruft Herrn Breitwieser an. Die Nummer auf dem Display lautet 06151 / 110. Das schafft Vertrauen. Breitwieser soll seine Wertsachen in einer Tasche verstauen, da eine Diebesbande unterwegs sei. Kollegin Maier hole die Tasche in einer Stunde ab. In Zivil, das sei unauffälliger. Diese erscheint, stellt sich namentlich vor, füllt eine Empfangsbescheinigung aus und wird nie mehr wiedergesehen. Genau wie das Bargeld und die kleinen Goldbarren des Gelackmeierten.
Dem Senior ist ein immenser Schaden entstanden. Die Dunkelziffer sei hoch, da sich Bürger oft schämten und daher den Kontakt und die Anzeige bei der Polizei scheuten.
„Nie an der Haustür etwas unterschreiben, keine Fremden in die Wohnung lassen. Auch keine unangemeldeten Handwerker. Zudem leuchtet nie die Notrufnummer 110 auf, das geht nicht. Wenn was Schlimmes passiert ist, kommen wir persönlich und rufen nicht an“, warnten die Hauptkommissare.
Auch bei Gewinnspielen oder wenn Microsoft anruft, um einen Virus auf dem Computer zu entfernen und Daten verlange, soll man nicht reagieren. „Microsoft ruft niemals an“, unterstrich Oberle. Die Bösewichte erzeugten Angst und bauten auf emotionalen Stress.
„Auflegen oder beim Smartphone mehrmals die rote Taste drücken“, bat Andreas Krieg eindringlich. Auch könnten Gegensprechanlagen, Türspione oder eine Kette vor der Tür schützen. Bei einem Verdacht sei es legitim, über die 110 die Polizei zu rufen. Ebenso können sich Senioren über das Projekt „ehrenamtliche Sicherheitsberater“ mit der E-Mail: ehrenamt@odenwaldkreis.de oder Tel. 06062 / 70-1581 erkundigen.
Zu Trickbetrug informiert die Polizei in Darmstadt unter Tel. 06151 / 969-4030 oder der E-Mail: BERATUNGSSTELLE.PPSH@POLIZEI.HESSEN.DE.
Die einstündige Veranstaltung bei freiem Kaffee und Kuchen wurde von DRK-Mitarbeiterin Beate Hauck moderiert. Am 22. Oktober steht der Umgang mit „Neuen Medien“ auf dem Programm des Erlebniscafés, am 5. November referiert ein Anwalt über „Patientenverfügungen“ und am 19. November stellt Friedel Weyrauch die „Selbsthilfegruppen“ des Roten Kreuzes vor. Eine Anmeldung zu den diensttäglichen Veranstaltungen von 14.30 bis 16.30 Uhr an der Bahnstraße 43 ist nicht notwendig. Der Zugang über die Alte Poststraße ist barrierefrei.