Seit mehr als zehn Jahren wird am Technologiezentrum Energie (TZE) in Ruhstorf an Energiespeichern und -systemen gearbeitet. Die hervorragende Forschung wird auch weitergeführt - und durch neue fachliche und partnerschaftliche Richtungen ergänzt.
Neben technischen Innovationen sind die gesellschaftliche Akzeptanz und passende politische Rahmenbedingungen ein zentraler Hebel, um erneuerbare Energiesysteme umsetzen zu können. Doch wie können Bürgerinnen und Bürger überzeugt und einbezogen werden, und im besten Fall sogar vom Fortschritt profitieren? Welche Argumente funktionieren, wo besteht Skepsis? Wie können Sorgen abgebaut werden? Um diese Fragen zu beantworten, beschäftigt sich das TZE zunehmend mit sozialwissenschaftlichen Herangehensweisen an die Energiewende. In verschiedenen Projekten befassen wir uns bereits damit, wie wir Wissenschaft, Technik und Entwicklung richtig kommunizieren, um die Gesellschaft zu erreichen und Akzeptanz zu fördern. Die Zusammenarbeit mit Entscheidungsträgern - unter anderem der Gemeinde Ruhstorf - ermöglicht uns zum einen den Perspektivwechsel auf die konkreten gesellschaftlichen Implikationen der Energiewende, und zum anderen die Entwicklung von Konzepten und Vorschlägen, die von der Politik auch wirklich aufgegriffen und umgesetzt werden können. Am TZE planen wir, diese Forschungsstränge auch in Zukunft weiter auszubauen.
Außerdem wagt sich das TZE immer weiter auf das internationale Parkett. Im EU-Projekt HyFlow entwickeln unsere Wissenschaftler ein hybrides Speichersystem - also eine Batterie, welche die Vorteile verschiedener Technologien verbindet - in Kooperation mit neun Partnern aus sechs europäischen Ländern. Das Anschlussprojekt SMHYLES konnte bereits eingeworben werden und führt die Partnerschaft im Bereich hybrider Batteriespeicher fort. In einem weiteren zentralen Projekt Photo2Fuel forschen wir daran, die Photosynthese künstlich zu imitieren. So produzieren wir mit Hilfe von Mikroorganismen Biomethan (CH4), das als Substitut für fossiles Erdgas genutzt werden kann - direkt aus der Energie der Sonne. Auch hier sind wir in einem europäischen Verbund tätig, der um einen Partner aus China ergänzt wird. Den Zusammenschluss von lokalem Impact in einem transnationalen Projekt zeigen wir zudem im Projekt ECOLE: Unsere Energieexpertise setzten wir ein, um für den Siemens Technopark Konzepte für mehr Energieeffizienz und einen höheren Anteil erneuerbarer Energien zu erarbeiten. Durch den ständigen Austausch mit Projektpartnern vier Alpenländern lernen wir von weiteren Industrieparks, welche Ansätze funktionieren können und welche Voraussetzungen dafür notwendig sind. Gleichzeitig stellen wir unsere Erfahrungen für die nachhaltige Entwicklung der Partner-Industrieparks zur Verfügung.
Aber auch außerhalb Europas spannt das TZE seine Netzwerke. Aktuell forschen wir gemeinsam mit einer kanadischen Universität, um die Sparte der biologischen Methanproduktion voranzutreiben und einen Erfahrungsaustausch herzustellen. Darüber hinaus ist das TZE Mitglied im RLS-Sciences-Netzwerk, eine Kooperation aus weltweit sieben Regionen, die alle Kontinente umspannt. Kürzlich ist es erstmals gelungen, ein gemeinsames Forschungsvorhaben zu entwickeln, welches sechs der sieben Partnerländer mit einbezieht. Im Projekt soll es um die Entwicklung von Konzepten für eine resiliente, nachhaltige und gerechte Energiewende gehen, welche die Gefahren für die Energieinfrastruktur durch den Klimawandel berücksichtigt.
Wir sind überzeugt: Die Energiewende kann nur dann gelingen, wenn sie ganzheitlich betrachtet wird, alle gesellschaftlichen Gruppen miteinbezieht und weltweit umgesetzt wird. Daher setzten wir vermehrt auf Interdisziplinarität und internationale Zusammenarbeit, die wir stetig weiter ausbauen. Nur so schaffen wir eine nachhaltige Energiewende.