Das neugestaltete Kriegerdenkmal kurz nach der Kriegerstellung
Die Marktgemeinde hat im Rahmen der städtebaulichen Erneuerung des Schulumfeldes in enger Abstimmung mit der Krieger-, Soldaten- und Reservistenkameradschaft Ruhstorf einen neuen Standort für Kriegerdenkmal im „alten“ Friedhof an der Marienkirche festgelegt.
Die Gestaltung und die handwerkliche Ausführung (70.000 €) wurden in einem konstruktiven Prozess zwischen den Akteuren erarbeitet Mit dem Ergebnis sind alle Beteiligten mehr als zufrieden.
Viele Besucher des Friedhofs bestätigen, dass die Neugestaltung sehr gelungen ist und das Kriegerdenkmal einen würdigen neuen Standort erhalten hat.
Briefe eines Soldaten (2. Weltkrieg)
Um sich wieder einmal vor Augen zu führen, dass Krieg nicht nur ein abstrakter Begriff ist, gerade, wenn wir heute hier am Kriegerdenkmal vor den Schrifttafeln mit den Namen unserer Soldaten, die auch in Frankreich und Russland gefallen sind, stehen, möchte ich heute auszugsweise aus den Briefen eines Frontsoldaten aus dem 2. Weltkrieg vorlesen. Die Briefe wurden 2015 in der Süddeutschen Zeitung veröffentlicht und geben ein wahres Bild davon, was Krieg bedeutet.
„Was haben wir hier zu suchen?“ - fragt sich der deutsche Soldat an der Ostfront im Jahr 1941. Fast täglich schreibt Felix Elger im zweiten Weltkrieg an seine Frau, die er nicht mehr wiedersehen sollte.
In seinem ersten Brief nach seiner Einberufung in die Wehrmacht im März 1940 heißt es:
„Gestern abends sind wir um halb acht Uhr in der Kaserne angekommen um uns für den Marsch durch Belgien nach Frankreich vorzubereiten. Ich bin bereits um 9 Uhr schlafen gegangen. Wo meine Gedanken waren, das kannst du dir gewiss vorstellen. Das Seelische ist bei mir, ich kann wohl sagen, der wunde Punkt. Wir kamen an Orten vorbei, die deutlich Spuren des Krieges aufwiesen. Wiederum gab es Stellen die völlig unbeschädigt waren. Einen ganz besonderen Eindruck auf mich machte der ununterbrochene Flüchtlingsstrom. Es ist ein Jammer, diese Menschen anzusehen.“
In einem Brief vom 2.06.1940 macht Felix Elger deutlich, dass einfache Soldaten nur Werkzeug der Staatsmacht sind und das Gerede vom Heldentum nichts als Propaganda bedeutet.
Liebe Ehefrau, ich komme nicht um hin dir eine Episode wieder zu geben, die heute mir und noch zwei Kammeraden passiert ist: Wir drei Soldaten hatten nach einem langen Marsch heute die Absicht gehegt, einmal außerhalb des Lagers in ein Restaurant speisen zu gehen. Vor allem wollten wir uns einmal einen Braten vorsetzen lassen. Als wir in das uns empfohlene Restaurant kommen, stießen wir noch im Vorraum auf einen Hauptmann der unserer Artillerie. Gleich in einem harschen Ton fragte er uns, was wir hier zu suchen hätten. Auf unsere Antwort, wir wollten hier zu Mittag essen, erwiderte er uns: „Dieses Lokal ist natürlich nicht für Euch, geht in die Feldküche und esst dort!" Ein Kommentar hierzu ist wohl überflüssig.
So viel will ich jedoch sagen: Wo bleibt der so viel gepriesene Nationalsozialismus, wo bleibt die Kameradschaft? Vor dem Feind da darf und muss sich der gewöhnliche Soldat voll und ganz einsetzen, aber in einem öffentlichen Lokal mit den Herren Offizieren ein Essen einnehmen, das ist nicht erwünscht.
In einem weiteren Brief vom 2.1.1941, den der Soldat in Frankeich auf dem Weg Richtung Süden verfasst hat, hinterfragt er den staatlich verordneten Hass gegen Frankreich, indem er folgende Begebenheit schildert.
Ein Unteroffizier unseres Vorkommandos wohnte in einem beschlagnahmten Privathaus. Ich war zufällig zugegen, als er von seinen französischen Quartierleuten Abschied nahm. Die Eigentümerin des Hauses, schon eine ältere Frau, umarmte den deutschen Soldaten, gab ihm einen Kuss auf die Wange und wünschte ihm eine gesunde Rückkehr in die Heimat, ja sie sagte, er solle nach dem Krieg sie wieder mit seiner Frau besuchen. Ich führe dieses Ereignis nur als Beispiel für den angeblichen Hass unter den Völkern an. So endete sein Brief.
Brief vom 17.11.1941 aus Russland:
Im weiteren Verlauf des Krieges wurde die Einheit unseren Soldaten an die Ostfront nach Russland verlegt mit zunehmend menschenunwürdigen Erfahrungen. In einem seiner letzten Briefe am 17.11.1941 aus Russland beschreibt der Soldat Elger:
„Unser Leben hat sich ganz gewaltig geändert. Es hat gar keinen Zweck, Dir alles zu schildern, jedenfalls vom zivilen Leben weicht es so ab, dass Du Dir davon kaum eine Vorstellung machen kannst. Verdreckt, Läusebefall, seit Wochen keine Zähne geputzt. Vielleicht würde man mich auf den ersten Blick gar nicht wiedererkennen. Voraussichtlich werden wir unsere Wohnstätte unter die Erde verlegen, denn dann ist eine gute Durchwärmung des Raumes sicher gewährleistet. Tagsüber arbeiten wir auch schon fleißig an der Ausschachtung. Unser unterirdischer Aufenthaltsraum wird zwar sehr klein sein, aber was tut das schon. Es genügt, wenn wir des Nachts wenigstens ausgestreckt liegen können. Ich weiß nicht, ob Du Dir mein jetziges Leben vorstellen kannst, jedenfalls musst Du es Dir ganz, ganz primitiv vorstellen. Man ist eben Frontsoldat geworden. Alles ist unvorstellbar und man kann nur sagen: der Krieg mit Russland hätte nicht kommen sollen. Glaube mir, zum Verzweifeln ist es noch lange nicht, bedenke, dass es Millionen ebenso geht, ja noch viel, viel schlechter. Dem Feind geht es übrigens genauso.
Am Schluss des Briefes äußerte er nur eine Bitte: „Einmal wieder Deutschland, meine Heimat und vor allem aber Dich, liebe Ehefrau, gesund wiederzusehen.“
Der Wunsch der Soldaten hat sich leider nicht erfüllt, er ist am 12.04.1942 gefallen. Sein Freund Paul Marschner schrieb an die Witwe:
„Liebe Frau Elger,
Am Angriffstag befand sich Felix als Zugführer an der Spitze seines Zuges. Der Russe schoss wie toll und konnte nirgends gesehen werden. Um, wie ich annehme, eine bessere Übersicht zu gewinnen ist Felix einige Meter nach vorne gesprungen. Dabei traf ihn die tödliche Kugel. Den Einschuss von halblinks hinten erkläre ich mir so, dass Felix sich nach einem ihm folgenden Kameraden umschaute. Der Tod muss auf der Stelle eingetreten sein, denn der Gesichtsausdruck war keinesfalls durch Schmerz entstellt. „
Soviel zu Krieg und dessen Wirklichkeit.