Sehr gut besucht war die interkommunale Räteversammlung unserer ILE an Rott & Inn am 7. November in der Niederbayernhalle in Ruhstorf: Rund 90 Stadt-, Markt- und Gemeinderäte und -rätinnen ließen sich die geballte Info ihrer Bürgermeister nicht entgehen. Die Vernetzung untereinander, die Gemeinschaft und die Stärkung der regionalen Wertschöpfung sind die großen Ziele und Pluspunkte der ILE, betonte ILE-Vorsitzender Andreas Jakob, 1. Bürgermeister von Ruhstorf, in der Begrüßung. Durch den Abend führte ILE-Managerin und Moderatorin Dr. Ursula Diepolder. Am Ende verweilten viele Besucher noch lange, um Anregungen zu sammeln und sich untereinander auszutauschen.
Öko-Modellregion (ÖMR): Projektmanagement nimmt Arbeit auf
Ein neues Handlungsfeld kam durch die die im Mai gegründete Öko-Modellregion an Rott & Inn hinzu. Aktuell nimmt das Projektmanagement seine Arbeit auf. Als erstes Projekt will das Team mit dem Landschaftspflegeverband regionalen Bio-Apfelsaft pressen und diesen unter einem eigenen Label vermarkten. Über die Potenziale, die Öko-Modellregionen bieten, machten sich die ILE-Bürgermeister zuletzt bei ihrer Herbst-Exkursion in der Öko-Modellregion Rupertiwinkel schlau.
Zukunftsvision: Klärschlamm zur Produktion von Wasserstoff nutzen
Franz Krah, 1. Bürgermeister von Pocking, berichtete von den Pockinger Fortschritten im Trocknen von Klärschlamm, welcher aufgrund seiner gesundheitsschädlichen Stoffe bald nicht mehr auf die Felder ausgebracht werden darf. Ziel der ILE ist es, auch in anderen Kommunen die anfallenden Klärschlamm-Mengen zu entwässern und damit ihr Volumen deutlich zu reduzieren. Angestrebt sind mindestens 30 Prozent Trockensubstanz. Dieser Wert ist erforderlich, um aus Klärschlamm „grünen Wasserstoff“ zu machen. Das Landratsamt ließ Fachleute über „Regionale Wärmeplanung, regionale Wasserstoffwirtschaft und Szenarien einer möglichen energetischen Klärschlammverwertung“ referieren. Eine Grobbetrachtung der sogenannten blueFLUX-Technologie hat ergeben, dass die Klärschlammverwertung zu Wasserstoff wirtschaftlich sein könnte.
Weniger Bürokratie, mehr Klimaschutz
Im Dialog mit den Landwirten soll es 2024 u. a. verstärkt um den Bürokratieabbau in der Branche gehen, kündigte Ursula Diepolder an. Das Landwirtschaftsministerium habe sich diesbezüglich an die ILE gewandt und wünsche sich Praxistipps von der „Basis“. Willi Lindner, 1. Bürgermeister von Kößlarn, stellte das Sponsoring-Projekt „Klima-Landwirt, Klima-Paten“ vor. Im Zuge dessen hatten im Oktober rund 50 Landwirte, Klima-Paten und weitere Interessierte an einem von ILE und BayWa-Partnern organsierten Feldtag zum Thema Bodenwirtschaft teilgenommen. Derzeit werden vor allem Klima-Paten aus der Unternehmerschaft gesucht.
Im Landkreis soll ein Regionalwerk für Strom entstehen
Die beiden Gemeinden Kößlarn und Neuburg am Inn gingen in Sachen Stromliefer-Ausschreibung 2022 einen anderen Weg als die anderen ILE-Kommunen: Statt die Stromlieferung über die vom Bayerischen Gemeindetag empfohlene Firma Kubus auszuschreiben, ließen sie sich von ILE-Energieberater Josef Pauli bei der Ausschreibung unterstützen. Mit dem Ergebnis, dass sie nun grünen Regionalstrom beziehen, und zwar zu einem wesentlich günstigeren Preis. In Ruhstorf können die Bürger unter „Regio Energie Ruhstorf“ bereits Strom von einer lokalen PV-Anlage beziehen, betonte Willi Lindner. Insgesamt geht es den ILE-Kommunen darum, unabhängiger von den großen Stromkonzernen zu werden. Im Landkreis Passau sei man entschlossen, sich auf den Weg zu einem Regionalwerk - ähnlich der Stadtwerke - zu machen, berichtete ILE-Vorsitzender Andreas Jakob.
Gewerbegebiete entlang der A94: Interkommunaler Austausch wichtig
Zentrale Fragen an Rott & Inn werden künftig sein, wie sich der Ausbau der A94 auf die bauliche Entwicklung in der Fläche auswirkt, wo sich neue Gewerbegebiete ansiedeln, welche bauliche Qualität diese haben, ob und wie energie-autarke Wohnungen und Ansied-lungen entstehen. Für gewöhnlich würden sich an Autobahnen Logistik-Unternehmen mit viel Platzbedarf und wenigen Arbeitsplätzen breit machen, gab Ursula Diepolder zu bedenken. Um eine positive Entwicklung im Sinne der ILE zu steuern, brauche es einen intensiven interkommunalen Austausch und eine gemeinsame Strategie, mahnte sie.
Herausforderung ärztliche Versorgung, soziale Infrastruktur & Digitalisierung
Günter Straußberger, 1. Bürgermeister von Rotthalmünster, umriss die Herausforderungen bei der ärztlichen Versorgung im ländlichen Raum. Man müsse die Ärzte von morgen überzeugen, dass sie und ihre Partner auf dem Land gut leben können und nicht nur in den Metropolen. Die ILE unterstütze hier die Gesundheitsregion Passauer Land so gut wie möglich. Vom Stand der Digitalisierung und der Verwaltungszusammenarbeit berichtete Stephan Dorn, 1. Bürgermeister von Neuhaus a. Inn. Digital besonders gut aufgestellt sei die „Smarte Gemeinde“ Bad Füssing. Fruchtbar seien auch die ILE-weiten Treffen zum Wissensaustausch von Bauhofleitern, EDV-Beauftragten und Touristikern.
600.000 Euro Investitionen durch Regionalbudget
Sehr gut läuft es mit dem Regionalbudget. Anton Freudenstein, 1. Bürgermeister von Kirchham, stellte die 17 Projekte aus dem Jahr 2023 vor und warb um Antragstellungen für 2024: „Man kommt schnell und ohne großen Aufwand an Geld“. Mit dem Regionalbudget fördert das Amt für Ländliche Entwicklung Kleinprojekte aus Bürgerschaft, Kommunen und Vereinen mit jährlich 90.000 Euro, 10.000 Euro legen die ILE-Kommunen noch drauf. Seit 2020 wurden an Rott & Inn 61 Projekte umgesetzt und 375.000 Euro an Fördermitteln ausgeschüttet für Investitionen in Höhe von rund 600.000 Euro. „Alle elf Kommunen haben schon profitiert“, freut sich ILE-Managerin Dr. Ursula Diepolder.
Öffentlichkeitsarbeit und Tourismus
Die ILE ist in der Region und darüber hinaus präsent. Das zeigte sich unter anderem anhand des gelungenen Messestandes auf der Messe Ausblick `23 auf. Eine bunte Vielfalt an ILE-Netzwerkpartnern hatte den Messeauftritt bereichert. „Öffentlichkeitsarbeit“ frisch aus der Druckerpresse hatte Anton Freudenstein (Foto) auf der Räteversammlung dabei: Eine neue, interaktive Freizeitkarte mit QR-Codes, initiiert vom ILE-Tourismusbeauftragten Franz Mühldorfer. Die Karte liegt in den Rathäusern auf. Gefördert wurde sie aus dem Regionalbudget. Antragstellungen für 2024 sind schon möglich. Infos unter www.ile-rott-inn.de.